Wolfgang Sander Melanie Müller Sabine Kühmichel Angela J. Gralla Prof. Dr. W. Sander
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Dieses Unterrichtsangebot bietet praxisnahe Anregungen für die Entwicklung eines eigenen Projektes in der Schule, der Gemeinde oder dem Stadtteil. Planungshinweise, Verlaufspläne der Unterrichtsstunden, Arbeitsblätter, Checklisten und Praxisbeispiele erleichtern und strukturieren die Planung, Durchführung, Präsentation und Evaluation der Aktion. Die Schülerinnen und Schüler können Hintergrundinformationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen von Mitwirkung, Teilhabe und Mitbestimmung sowie zu ihren Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort erarbeiten, die sie bei der Durchführung direkt verwenden können.
Das politische Engagement Jugendlicher beginnt im Kleinen und stellt den Grundstein zukünftiger Verhaltensmuster als aktive Bürgerinnen und Bürger dar. Daher ist die Gesamtkonzeption der Unterrichtsreihen darauf ausgerichtet, die Lerngruppe(n) schrittweise auf die Durchführung und Auswertung einer erfolgversprechenden und sinnstiftenden Aktion hinzuführen.
Einführung
Zielgruppe
Klasse 5 bis 8, alle Schulformen
Ziele
Politische Teilhabe bei Kindern und Jugendlichen zum Thema des gemeinsamen Unterrichts machen
Reflexion über das eigene Engagement und Wahrnehmung von Möglichkeiten der Partizipation in ihrem Umfeld
Kenntnis der UN-Kinderrechtskonvention und der daraus resultierenden Partizipationsformen für Kinder und Jugendliche
Durchführung eines Projektes in der Schule, der Gemeinde oder dem Stadtteil
Selbstwirksamkeit für zukünftiges Engagement als Bürgerinnen und Bürger entwickeln
Unterrichtsfächer
Politik, Sozialkunde, Sozialwissenschaften, Gesellschaftslehre, Praktische Philosophie/Ethik, Klassenlehrerunterricht, Projektwoche
Themenbezug
Partizipation; Kinderrechte; Befragungsmethoden; Neue Medien
Dauer
ab 2 Unterrichtsstunden, je nach Bausteinauswahl Baustein 1: 4-8 Unterrichtsstunden Baustein 2: 2-8 Unterrichtsstunden Baustein 3: 2-3 Unterrichtsstunden Baustein 4: variabel
Aufwand
Je nach Schwerpunktsetzung und Umfang
Materialien
je Baustein: Schema des möglichen Unterrichtsverlaufes mit didaktischen Hinweisen, Sachinformationen und umfangreichen Unterrichtsmaterialien
Musterfragebogen
Alle Materialien stehen unter www.bpb.de/grafstat zur Verfügung.
Autor/innen
Wolfgang Sander, Angela Gralla, Sabine Kühmichel, Melanie Müller
Die Schülerinnen und Schüler erkunden zunächst die Interessenschwerpunkte zum politischen Engagement in ihrer Lerngruppe und/oder Schule (Interner Link: Baustein 1) und werden sich der gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Partizipation von unter 18-Jährigen bewusst (Interner Link: Baustein 2 und Interner Link: Baustein 3). Die Organisation und Durchführung eines Projektes kann mittels der bereitgestellten Materialien von der Themenfindung bis zur Präsentation zielführend begleitet werden (Interner Link: Baustein 4). Die zu Beginn des gesamten Projektes angelegte Interner Link: Befragung kann nicht nur als vorhergehende Auslotung politischen Interesses gelten, sondern als roter Faden für den weiteren Verlauf dienen. Die anfangs festgelegten Untersuchungsschwerpunkte und -fragen (z. B. "Zu welchen Themen würdest du gerne in deinem Wohnort mitwirken?") können zu verschiedenen Zeitpunkten aufgegriffen werden und als Ansatz für die Verwirklichung der Interessen der Jugendlichen dienen.
Die einzelnen Bausteine sind so konzipiert, dass sie in einem logischen Ablauf nacheinander im Unterricht eingesetzt werden können. Nichtsdestotrotz ist es möglich, lediglich einzelne Bausteine oder Teile der Bausteine zu verwenden. Die Schwerpunkte der jeweiligen Einheit können somit von der Lehrerin/dem Lehrer an die jeweilige Lerngruppe und Zielsetzung angepasst werden.
Ziele des Unterrichtsprojektes
Ziel des Projektes "Partizipation vor Ort" ist es, Kindern und Jugendlichen der Klassen 5 bis 8 die Möglichkeit zu geben, in ihrem Stadtteil/ihrer Gemeinde politisch aktiv zu werden. Eine Aktion, die zeitnah Ergebnisse aufweist, kann bei den Jugendlichen die Bereitschaft zu zukünftigem Engagement als Bürgerinnen und Bürger stärken. Als Thema des gemeinsamen Unterrichts können die Jugendlichen ihr eigenes bisheriges Engagement und ihre Haltung zur Mitwirkung in ihrem Umfeld reflektieren. Darüber hinaus werden akute oder latente Bedürfnisse und Problemlagen (z. B. Verkehrslage, Freizeitangebote) erkundet und in die eigene Planung integriert. Im Zuge des Projektes bereiten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrem Lehrer/ihrer Lehrerin die einzelnen Schritte der Planung, Durchführung und Nachbereitung auf. Sie erlangen dabei Kenntnisse über die UN-Kinderrechtskonvention und die daraus resultierenden Partizipationsformen für Kinder und Jugendliche. Das eigene Projekt kann hierbei – je nach Sach- und Interessenslage – sehr unterschiedlich gewählt werden. Mögliche Umsetzungen sind
punktuelle Beteiligungsformen, z. B.
Spendenlauf,
Stadtteildetektive,
Werbekampagne für Kinderrechte,
Sendung im Schul- oder Lokalradio/Podcast zu einem Thema vor Ort,
Skulpturenbau bzw. Modellbau,
Theaterstück/Theaterszene,
Erarbeitung von Forderungen an die Stadt/Gemeinde und Verfassen eines offenen Briefes,
Umgestaltung von Räumen, oder
Stadtteilprojekte, z. B.
Spielplatzgestaltung
Neugestaltung von Freiflächen nach einem Gebäudeabriss,
Befragung von Kindern und Jugendlichen zu ihren Vorstellungen zur Stadtentwicklung/zu Freizeitmöglichkeiten,
kinderfreundliche Umgestaltung eines Wohnblocks,
Bewertung und Gestaltung von Jugendeinrichtungen,
Prüfung eines Rad- und Fußweges hinsichtlich der Verkehrssicherheit,
Umgestaltung der Fußgängerzone,
Anlegen eines musikalischen/sportlichen/biologischen Wanderweges.
Vor Beginn des Unterrichtsprojektes sollte der Lehrer/die Lehrerin erkunden, welche Projektthemen und -zielsetzungen gewünscht sind. Insbesondere die Informationsmaterialien Interner Link: Info 04.01, Interner Link: Info 04.02 und Interner Link: Info 04.03 liefern eine Reihe von Anregungen und Ideen zu den Möglichkeiten der konkreten Umsetzung. Folgende Fragen können bei der Vorbereitung entstehen und mithilfe der Materialien geklärt werden:
Wie kann ich bei umfassenderen Projekten Kontakt zu externen Partnern herstellen und wie kann ich mit diesen zusammenarbeiten? (Interner Link: Info 04.02)
Wie können die Schülerinnen und Schüler dazu angeleitet werden Themen zu entwickeln, ein Projekt (mit)zuplanen und durchzuführen? (Interner Link: Baustein 4)
Die Schülerinnen und Schüler lernen die Bedeutung von "Partizipation" kennen. Hierzu reflektieren sie, welche Einstellung sie zu Teilhabe und Mitbestimmung haben und bekommen die Möglichkeit ihr eigenes Engagement mit dem Durchschnitt der deutschen Jugendlichen zu vergleichen. Sie lernen darüber hinaus Gründe für Engagement kennen und erforschen, welche Faktoren persönlichen Einsatz verhindern. Hierbei bringen sie sich in die Planung des methodischen Vorgehens bei einer Befragung mit GrafStat ein. Im Zuge der Durchführung und Auswertung üben sie sozialwissenschaftliche Methoden ein.
Die Bedeutung der Kinderrechte für die Teilhabe und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Jugendlichen steht im Fokus dieses Bausteins. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten zunächst die Hintergründe und Inhalte der UN-Kinderrechtskonvention und wenden die einzelnen Artikel auf passgenaue fiktive Fallbeispiele an. In einer selbst verfassten Rede zur Lage eines Jugendlichen vertiefen sie die gewonnenen Kenntnisse und können so die Reichweite der Konvention erfassen. Den zentralen Stellenwert der in den Artikeln festgesetzten Rechte erschließen sie anhand der Analyse von aktuellen Daten zum Lebensstandard von Kindern und Jugendlichen in ausgewählten Industrieländern. Darüber hinaus verschafft ihnen die Erarbeitung der Artikel 12 und 13 (Das Recht sich mitzuteilen und gehört zu werden) einen Eindruck von den Konsequenzen der Konvention für die politische Teilhabe. Für die Durchführung eines Projektes vor Ort können die Jugendlichen anschließend von ihren Kenntnissen Gebrauch machen.
In diesem Baustein erarbeiten die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Formen politischer Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen. Verschiedene Informationstexte zu den direkt gewählten Vertretungen, offenen Formen, projektbezogenen Formen, Beauftragten-Modellen und der medienorientierten Beteiligung werden von ihnen in arbeitsteiliger Gruppenarbeit anhand konkreter Arbeitsaufträge erschlossen. Die Ergebnisse werden auf Plakaten festgehalten und in Form eines Museumsgangs mit Führung präsentiert. Eine umfangreiche Interner Link: Linkliste sowie Interner Link: Info 03.02 können vom Lehrer/der Lehrerin genutzt werden, um die spezifischen Regelungen der Gemeindeordnung des eigenen Bundeslandes zu ermitteln. Ergänzungen zu den konkreten Beteiligungsmöglichkeiten in der Gemeinde bzw. der Stadt bietet den Schülerinnen und Schülern Anregungen für die Durchführung ihres Projektes.
Dieser Baustein bietet passende Informationsmaterialien für Lehrerinnen und Lehrer zur Planung, Entwicklung und Umsetzung sowohl eines umfassenden (Stadtteil-)projektes als auch einer punktuellen Beteiligungsaktion. Die Hilfestellungen und Praxisbeispiele können bereits bei der Vorbereitung zur Orientierung herangezogen werden. Die Schülermaterialien dienen dazu, die Planung, Durchführung, Präsentation und Evaluation einer Aktion zu strukturieren. Mittels der Arbeitsblätter können die Schülerinnen und Schüler Zielvorstellungen entwickeln, einen Zeitplan erstellen, Arbeitsschritte präzisieren, Aufgaben verteilen, Ressourcen verwalten und Checklisten führen. Eine abschließende Evaluation kann Aufschluss über die Effektivität des Projektes aus Schülersicht liefern.
Durchführung der Befragung
Mittels der in Interner Link: Baustein 1 vorgestellten Interner Link: Befragung können die Schülerinnen und Schüler ihre Einstellungen und Vorstellungen zum Thema "Partizipation" erkunden, indem sie ihr eigenes Partizipationsverhalten und ihre Interessenschwerpunkte in diesem Bereich untersuchen. Im Folgenden finden Sie einige Hinweise zur Durchführung dieser Befragung.
Zeitsparend und anonym – Die Online-Befragung
GrafStat ermöglicht es, ohne großen Aufwand, Online-Befragungen durchzuführen.
Für eine Internetbefragung wird der Fragebogen als HTML-Formular aufbereitet und auf einer Webseite veröffentlicht. Außerdem muss die Befragung auf einem Datensammelpunkt angemeldet werden. Ist alles ordnungsgemäß eingerichtet, können die Fragen anschließend weltweit beantwortet werden; die Daten laufen auf dem Datensammelpunkt zusammen, von wo sie jederzeit über das Internet abrufbar und in die Auswertung einbezogen werden können. Der Einsatz einer Online-Befragung hat für Sie folgende
Vorteile:
schnell durchführbar,
keine Kopierkosten,
manuelle Dateneingabe entfällt,
hoher Grad der Anonymität gewährleistet,
Beachten Sie bitte:
Für die Beantwortung muss ein Internetzugang zur Verfügung stehen.
Es muss eine Möglichkeit für das Hochladen des HTML-Formulars zur Veröffentlichung im Internet vorhanden sein (z. B. Homepage).
Fragebögen können mehrfach von einer Person ausgefüllt werden (kann in bestimmten Fällen über Transaktionsnummern ausgeschlossen werden).
Weitere Informationen zur Durchführung einer Online-Befragung finden Sie hier.
Ausgedruckt und kopiert – Die Befragung auf Papier
Sie können die Interner Link: Befragung mit einem ausgedruckten Fragebogen durchführen. Dazu können Sie die GrafStat-Befragungsdateien herunterladen.
Sie können den Fragebogen nach Ihren Wünschen auch – gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern – modifizieren und ganz auf den Bedarf Ihrer Klassenbefragung zuschneiden und anpassen. Sie können einzelne Fragen (Items) löschen, selbst neue Fragen hinzufügen oder vorhanden Fragen umformulieren. Dabei sollten Sie jedoch beachten, dass bei der Formulierung von Items sehr schnell Fehler auftreten können, die die Qualität der erhobenen Daten beeinflussen, z. B. dann, wenn diese Fragen missverstanden werden, so dass hier viel Sorgfalt auf die Formulierung und Gestaltung der neuen Fragen gelegt werden sollte. Wird dies beachtet können Sie GrafStat im Rahmen dieses Projektes auch für weitere Befragungen (z. B. zum aktuellen Freizeitangebot in der Gemeinde) einsetzen (siehe Praxisbeispiel Interner Link: Info 04.04).
Ein kleiner Nachteil dieser Variante auf Papier ist, dass die Fragebögen der Schülerinnen und Schüler manuell in GrafStat eingegeben werden müssen. Dadurch kann es sein, dass die Schülerinnen und Schüler evtl. die Gewährleistung der Anonymität gefährdet sehen, weil insbesondere durch ein mögliches Wiedererkennen der Schrift bei den Freitextantworten durch die Lehrkraft eine Zuordnung der Daten zu einzelnen Schülerinnen und Schülern stattfinden könnte. Gerade die offenen Antworten sind jedoch aufgrund möglicher Begründungen und als Freiraum für eigene Anmerkungen und freie Formulierungen sehr aufschlussreich und spannend, so dass es sehr schade wäre, wenn wegen der Befürchtung einer Re-Anonymisierung so evtl. die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler, hier Auskunft zu geben, gesenkt wird.
Entscheiden Sie daher vor Projektbeginn, welche Befragungsvariante zu Ihren Zielen passt und welche Befragungen für Ihre Klasse geeignet sind.
Dokumentation
Die Durchführung dieses Unterrichtsprojektes ist zwar ein komplexes Unterfangen, aber es lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen erweitern Sie die Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler zum Thema "Partizipation" und stärken ihre Bereitschaft zur Mitwirkung und Teilhabe. Außerdem erfahren die Jugendlichen eine höhere Wirksamkeit ihres Engagements, wenn sie das gemeinsame Projekt in Wort, Ton und Bild für andere veröffentlichen (z. B. auf der Webseite der Schule, auf einer eigenen Projektseite im Internet oder über die Printmedien vor Ort). Sie ermöglichen darüber hinaus anderen Klassen und Lehrpersonen, von Ihren Erfahrungen zu profitieren. Bürgerinnen und Bürger können von initiierten Veränderungen in ihrem Stadtteil/ihrer Gemeinde erfahren und für sich nutzen (z. B. neuer Spielplatz, verbesserte Verkehrslage etc.). Hilfreiche Hinweise, Tipps und Ideen, wie ein GrafStat-Projekt, auch ohne großen Aufwand, dokumentiert werden kann, finden Sie unter Interner Link: Dokumentationsmethoden.
Prof. Dr. phil., geb. 1944; Erziehungswissenschaftler an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Anschrift: Westfälische Wilhelms-Universität, Institut für Erziehungswissenschaft, Georgskommende 33, 48143 Münster. E-Mail:E-Mail Link: sander@uni-muenster.de
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