Um Mobbing in der Klasse vorzubeugen oder entgegenzuwirken, bietet sich die gemeinsame Erarbeitung von Regeln gegen Gewalt und für ein respektvolles Miteinander an. Besonders wichtig ist dabei, dass die Schülerinnen und Schüler sich an den Diskussionen über die Regeln beteiligen. Durch die Einbeziehung werden sie aus der passiven Rolle der "Befehlsempfänger" herausgeholt und haben sowohl das Recht als auch die Pflicht, die Klassenregeln mitzugestalten. Die gemeinsame Vereinbarung der Regeln erhöht die Akzeptanz und somit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Implementierung.
Olweus schlägt als Ausgangspunkt für die Entwicklung eigener Richtlinien folgende drei Regeln vor:
Wir werden andere Schüler/innen nicht mobben.
Wir werden versuchen, Schülern/innen, die gemobbt werden, zu helfen.
Wir werden uns Mühe geben, Schüler/innen einzubeziehen, die leicht ausgegrenzt werden.
Damit wird deutlich, dass die Klassenregeln sich sowohl auf unmittelbare Gewalt als auch auf mittelbare Gewalt durch Ausgrenzung beziehen sollten.
Die Verhaltensweisen, auf die sich diese Regeln beziehen, müssen den Schülerinnen und Schülern durch möglichst konkrete Formulierungen deutlich gemacht werden. Nur dadurch wird vielen erst die eigene (aktive oder passive) Rolle im Mobbing bewusst. Bei der Formulierung der Regeln sollte darauf geachtet werden, dass diese so aufgeschrieben werden, wie die Schülerinnen und Schüler sie formulieren. Auf diese Weise ist eine stärkere Identifikation für die Schülerinnen und Schüler mit "ihren" Regeln möglich.
Darüber hinaus sollten die Regeln positiv und verbindlich formuliert werden. Sie sollen sichtbares, konkretes Verhalten beschreiben und die Einhaltung ohne großen Aufwand kontrollierbar sein. Der ausgearbeitete Klassenvertrag (siehe
Verschiedene Methoden können bei der Formulierung von Klassenregeln helfen (z.B. "Positive Regeln finden", "Regeln zum Wohlfühlen" von Externer Link: SIGN). Konsequenzen bei Nichteinhaltung sollten schon parallel zu den Klassenregeln im Klassengespräch erarbeitet werden. Hier werden konkrete "Strafen" bzw. Wiedergutmachung für das Nicht-Einhalten der Regeln festgelegt. Der Katalog mit diesen Konsequenzregeln kann ebenfalls unterschrieben im Klassenzimmer ausgehängt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Folgen nicht herabwürdigend oder sinnlos sind, sondern die soziale Kompetenz der Schüler stärken (z.B. Pausendienst, Stühle hochstellen, Entschuldigungsbrief schreiben). Eine weitere mögliche Konsequenz wäre auch ein Informationsbrief an die Eltern.
Die Einhaltung der Regeln kann in wöchentlichen Klassengesprächen ausgewertet werden. Eine unterrichtsbegleitende Methode zur positiven Verstärkung zur Einhaltung von Klassenregeln bietet das SIGN-Material "Der Klassencup".Neben Strafen ist aber auch Lob des Lehrers ein wichtiges Mittel, um Einfluss auf das soziale Verhalten der Schüler zu nehmen. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass es auch Gelegenheiten gibt, eher aggressive und schwierige Schüler zu loben. Die Akzeptanz an Kritik zu unerwünschtem Verhalten und eine Verhaltensänderung wird erleichtert, wenn ein Schüler sich auch geschätzt weiß.
Quelle:
Eigener Text nach:
Jannan, M.: Das Anti-Mobbing-Buch: Gewalt an der Schule - vorbeugen, erkennen, handeln, 3. Aufl. Weinheim und Basel: Beltz Verlag 2010, S. 66ff.
Lohmann, G.: Mit Schülern klarkommen. Professioneller Umgang mit Unterrichtsstörungen und Disziplinkonflikten, Berlin: Cornelsen Scriptor 2003, S. 66ff.
Olweus, D.: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten und tun können, 4. Aufl. Bern: Huber 2008, S. 83ff.