Alberti, Bettina: Seelische Trümmer: Geboren in den 50er- und 60er-Jahren: Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas. Mit einem Nachwort von Anna Gamma, Stuttgart: Kösel-Verlag 2010 (208 Seiten)
Klappentext: Auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs leiden noch viele Menschen unter vielfältigen Traumata. Selbst bei den Kindern der Kriegskinder zeigen sich Gefühle von Einsamkeit, Unsicherheit, Angst und Entwurzelung. Viele Beispiele von Betroffenen verdeutlichen, wie die Folgen dieser seelischen Verletzung geheilt werden können.
Über die Autorin: Bettina Alberti, geboren 1960, ist als Psychologische Psychotherapeutin tätig in eigener Praxis. Ihr fachlicher Schwerpunkt ist die Bedeutung von psychischer Traumatisierung für die seelische Entwicklung und die Bindungs- und Beziehungsfähigkeit.
Arburg, Adrian von / Borodziej, Wlodzimierz: Als die Deutschen weg waren. Was nach der Vertreibung geschah: Ostpreußen, Schlesien, Sudetenland, Reinbek: rororo 2007
Klappentext: Die Geschichte der Vertreibung der Deutschen nach 1945 wurde schon oft erzählt - doch ein bestimmtes Kapitel bleibt tabu: Was geschah eigentlich, als die Deutschen weg waren? Was genau passierte, als sie in Ostpreußen, in Schlesien, im Sudetenland ihre Häuser und ihre Heimat verlassen hatten? Anhand zahlreicher Fotos, persönlicher Zeugnisse und unveröffentlichter Quellen widmet sich dieses Buch dem hochemotiona¬len Thema.
Bode, Sabine: Nachkriegskinder. Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter, Stuttgart: Klett-Cotta Verlag 2011 (320 Seiten)
Klappentext: Die Nachkriegskinder sind in etwa die Jahrgänge bis 1960 in West und Ost. Ihre Eltern waren keine Kriegskinder, sondern haben als Erwachsene den Krieg mitgemacht, die Väter meist als aktive Kriegsteilnehmer. Heute fangen deren Kinder an, sich mit ihrer Jugend zu beschäftigen. Sie wollen wissen, wie sie das Aufwachsen in der Nachkriegsgesellschaft geprägt hat, und stellen Fragen nach dem Vater. Das Buch hilft den Angehörigen dieser Generation, die Ungereimtheiten im eigenen Lebenslauf zu verstehen und für sich neue Ressourcen zu entdecken. Sabine Bode geht in ihrem neuen Buch den Fragen nach, die viele Nachkriegskinder umtreiben. Wer war mein Vater eigentlich - und solange ich das nicht weiß: Wer bin ich? Was steckte hinter dem Schweigen meines Vaters? War er Täter oder Opfer oder beides? Bode, Sabine: Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation, Stuttgart: Klett-Cotta 2009 (303 Seiten) Das Buch liegt seit 2015 auch auf 4 CDs vor.
Klappentext: 4 CDs mit 290 Minuten Laufzeit. Gelesen von Claudia Michelsen und Devid Striesow. 70 Jahre nach Kriegsende: Eine Generation auf der Suche nach innerem Frieden. Geboren in den 1960ern, aufgewachsen im Wohlstand: Den Friedenskindern fehlte es an nichts. Oder doch? Viele Kriegsenkel haben das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer sie sind und wohin sie wollen - woher kommt ihre diffuse Angst vor der Zukunft? In welchem Zusammenhang steht ihre Verunsicherung zu den unverarbeiteten Kriegserlebnissen der Eltern?
Bode, Sabine: Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen, Stuttgart: Klett 2004 (288 Seiten)
Klappentext: Noch nie hat es in Deutschland eine Generation gegeben, der es so gut ging wie den heute 60- bis 75jährigen. Doch man weiß wenig über sie, man redet nicht über sie - eine unauffällige Generation. Jetzt beginnen sie zu reden, nach langen Jahren des Schweigens. Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder dieVertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder sind gefallen. Diese Erinnerungen haben sie bislang in sich verschlossen gehalten, sie trösteten sich mit der Einstellung: "Andere haben es noch viel schlimmer gehabt als wir." So wurde eine ganze Generation geprägt: Man funktionierte, baute auf, fragte wenig, jammerte nie, wollte vom Krieg nichts hören - und man konnte kein Brot wegwerfen.
Das Buch hat den Kriegskindern nun eine Stimme gegeben. So wird deutlich, „dass das unverarbeitete Leid der ehemaligen Kriegskinder noch eine große gesellschaftliche Aufgabe darstellt, weil mit dem Beginn des Rentenalters die Überdeckung der Traumata durch Beruf und Arbeit endet. ..." Tilmann Moser, Psychologie heute, 8/2004
Douglas, R. M.: Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, München: C.H. Beck 2012 (556 Seiten) Aus dem Englischen von Martin Richter
Klappentext: Bis heute zählt die durch Hitlers verbrecherisches Regime ermöglichte Vertreibung der Deutschen aus dem Osten Europas zu den umstrittensten Themen der deutschen Zeitgeschichte. Daher ist es wohl kein Zufall, dass die erste große historische Gesamtdarstellung nun von einem irischen Historiker vorgelegt wird. "Geordnet und human", sollte die Umsiedlung der Deutschen erfolgen, so hatte es das Potsdamer Abkommen festgelegt. Doch die Realität sah anders aus. In seinem gründlich recherchierten Buch rekonstruiert R. M. Douglas die verschiedenen Etappen der Massenvertreibungen, beschreibt den Archipel der Konzentrations-, Internierungs- und Sammellager für Deutsche, der in ganz Mittel- und Osteuropa nach dem Krieg entstand, und beleuchtet die Folgen, deren Schatten bis in die Gegenwart reichen.
Bezug zum Unterricht: Umfassende, aktuelle und gut lesbare wissenschaftliche Abhandlung des Themas „Vertreibung der Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg“ in 13 Kapiteln. Hinsichtlich der Vertriebenenfrage wird u.a. der machtpolitische Hintergrund und das Zustandekommen der Kompromissformeln zwischen sowjetischer, amerikanischer und britischer Delegationen bezüglich der deutschen Ostgebiete ausführlich dargelegt und auf zwei zentrale Vereinbarungen hingewiesen: „Die erste gab den Polen eine provisorische Verwaltung über das ‚Territorium im östlichen Teil des Vorkriegsdeutschlands, auf das sie Anspruch erheben, und sprach es ihnen nicht formell zu.“ (S. 120) Dieses Provisorium sollte später in einem Friedenvertrag gelöst werden. Die Allliierten versuchten zweitens den Anspruch aufrechtzuerhalten – so der Autor -, die Vertreibung der Deutschen (ein gewaltiges Unternehmen) in geordneten Bahnen durchführen zu wollen, wie dies im Artikel XIII des Potsdamer Abkommens zum Ausdruck kommt: „Nachdem die drei Regierungen die Frage unter allen Gesichtspunkten geprüft haben, erkennen sie an, dass die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung oder Teile derselben, die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muss. Sie sind sich darin einig, dass Umsiedlungen, die stattfinden, in geordneter und humanitärer Weise erfolgen sollen.“ (S. 121) Das Buch legt die Ursachen und Hintergründe dar, warum dieser Anspruch „der ordnungsgemäßen Überführung“ nicht erfüllt worden ist und nicht erfüllt werden konnte.
Kaspers, Dieter: Zwei geschenkte Leben: Eine Duisburger Kindheit zwischen Luftkrieg und Wirtschaftswunder Broschiert, Ahlen: Anno Verlag 2014 (200 Seiten)
Verlagsinformation: Dieter Kaspers wurde, beinahe auf den Tag genau zwei Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkrieges geboren. Er erlebte die Gräuel des Krieges und dabei insbesondere die verheerenden Luftangriffe auf Duisburg als Junge am eigenen Leibe. Es waren diese Kriegserlebnisse, die für immer in seiner Erinnerung bleiben und auch seine Jugendzeit im Nachkriegsdeutschland prägten. Seine Erzählung ist einerseits die eines alten Mannes, aber auch die, aus der Perspektive des Kindes und des späteren Jugendlichen. Dem Autor gelingt es, die Ereignisse der Zeit und seine Erfahrungen anschaulich lebendig zu gestalten, auch wenn es sich, wie er selbst sagt, bei diesem Leben auch nur um ein "Sandkorn" unter ungezählten anderen handelt.
Wochenanzeiger Duisburg: Kaspers schildert die teils erschütternden Ereignisse in einem Jahrzehnt, das in seiner Kindheit von Luftkrieg, Ausbombung, Evakuierung, Kinderlandverschickung nach Thüringen und Rückkehr (zu Fuß) nach Duisburg geprägt war. „Ich gehöre aber nicht zu den Menschen, die unter den Erlebnissen leiden“, erklärt der heute 77-Jährige. Obwohl er zu den Kriegskindern zählt, von denen viele noch heute ihre Traumata nicht überwunden haben. Aus selbsttherapeutischen Gründen habe er das Buch nicht geschrieben.
„Ich habe das Buch für meine fünf Enkelkinder geschrieben, die im Moment noch wenig darüber wissen wollen, wie es damals war.“ Aus Erfahrung weiß er aber, dass sie irgendwann Fragen haben werden. Für diesen Zweck sei das Buch – und natürlich auch, um die Erfahrungen allen anderen mitzuteilen, die sich dafür interessieren.
Aus: Externer Link: http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/kaspers-legt-zwei-geschenkte-leben-vor-lesung-am-10-oktober-d476734.html (31.3.2016)
Kempowski, Walter: Das Echolot. Der Krieg geht zu Ende. München: DHV - Der Hörverlag 2015 (7 Audio-CDs)
Klappentext: 7 CDs, 536 Minuten Laufzeit. Lesung. Gesprochen von Rolf Boysen, Rosemarie Fendel, Ulrich Matthes. Regie: Walter Adler. Über 5000 Familiennachlässe hat Walter Kempowski gesammelt und archiviert. Regisseur Walter Adler hat aus den unzähligen Briefen, Tagebüchern und Alltagsdokumenten eine lebendige und facettenreiche Erinnerung an das Jahr 1945 geschaffen: So zeichnen die privaten Erfahrungen und Erlebnisse detaillierte, überaus persönliche Bilder vom Ende des Zweiten Weltkriegs, hörbar als überwältigende Chronik der Stimmen.
Kempowski, Walter: Alles umsonst, München: A. Knaus Verlag 2006 (383 Seiten)
Klappentext: Der sechste Kriegswinter ist kalt auf Gut Georgenhof weit in Ostpreußen. Die Front wird nach Westen zurückgedrängt, die Rote Armee schiebt einen gewaltigen Treck Fliehender vor sich her. Doch Katharina von Globig, die schöne Herrin auf dem Georgenhof, lässt die Realität nicht an sich heran. Sie zieht sich in ihr Refugium aus Büchern, Musik und Nichtstun zurück. Das Alltagsgeschäft überlässt sie dem "Tantchen", einer energischen Verwandten, und den Ostarbeitern Wladimir, Vera und Sonja. Um den zwölfjährigen Sohn Peter kümmert sich Studienrat Dr. Wagner, der die Stunden mit dem ernsthaften Jungen genauso schätzt wie die dicken Wurstbrote und die verträumte Mutter. Dass etwas in der Luft liegt, ist für alle Hausbewohner spürbar. Panzerkolonnen fahren vorüber, ab und zu fällt der Strom aus, Fremde bitten auf dem Weg nach Westen um Einlass, um sich kurz zu wärmen, und erzählen Erschreckendes. Doch die Bewohner des Georgenhofs verschließen noch immer die Augen vor der heraufziehenden Katastrophe.Aber dann bittet der Pastor Katharina, einen Verfolgten für eine Nacht bei sich zu verstecken. Katharina willigt ein. Kurze Zeit später wird der Mann aufgegriffen. Katharina wird verhaftet. Nun ist die trügerische Idylle dahin. Das »Tantchen« übernimmt das Kommando. Mit Sack und Pack macht sich die restliche Familie auf den Weg. Doch die große Flucht Richtung Westen wird zu einem Albtraum, der alles verschlingt. Nur Peter überlebt und wird Zeuge des großen Sterbens.
Kossert, Andreas: Kalte Heimat: Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, München: Siedler 2008 (432 Seiten)
Klappentext: Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen mehr als 14 Millionen Menschen aus den deutschen Ostgebieten, der überwiegende Teil in die westlichen Besatzungszonen. Diejenigen, die Flucht und Vertreibung überlebt hatten, fühlten sich von ihren deutschen Landsleuten aber nicht aufgenommen, sondern ausgegrenzt. Während die einen schon alles verloren hatten, sahen sich die anderen nun dem gewaltigen Zustrom der »Fremden« ausgesetzt, der das soziale Gefüge Restdeutschlands auf den Kopf stellte. Vorurteile und der mit dem Lastenausgleich aufkommende Neid zogen einen tiefen Graben durch die deutsche Gesellschaft. Ohne die Vertriebenen, die mit Nichts begannen, hätte es jedoch ein "Wirtschaftswunder" nicht gegeben, sie waren ein wichtiger Motor der Modernisierung in der Bundesrepublik. So wurden sie zwar als Wähler heftig umworben und politisch von allen Seiten instrumentalisiert, zugleich aber mit ihren tiefen Traumatisierungen allein gelassen. Andreas Kossert hat die schwierige Ankunftsgeschichte der Vertriebenen umfassend erforscht und beleuchtet erstmals diesen blinden Fleck im Bewusstsein der deutschen Nachkriegsgeschichte. In seinem Buch beschreibt er eindrucksvoll die Erfahrungen derjenigen, die durch den Krieg entwurzelt wurden und immense Verluste erlitten haben, und fragt nach den materiellen und seelischen Folgen für die Vertriebenen und deren Nachkommen.
Lorenz, Hilke: Heimat aus dem Koffer. Vom Leben nach Flucht und Vertreibung, Berlin: Ullstein 2009
Verlagsinformation: In den Zeiten des Kalten Krieges waren die Länder ihrer Kindheit zu Sperrzonen geworden. Die Erwähnung der Heimat kam bis weit in die achtziger Jahre einem Tabubruch gleich. Einfühlsam und zutiefst berührend zeigt Bestsellerautorin Hilke Lorenz, welche Folgen diese große nie gelebte Trauer für die Vertriebenen und ihre Familien bis heute hat.
14 Millionen Menschen sind in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs vor der Roten Armee geflüchtet oder mussten nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschland ihre Heimat im Osten verlassen. Zwei Millionen haben Flucht und Vertreibung nicht überlebt, die anderen bekamen oft die Rache der Sieger zu spüren: Demütigungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen. Aber diese furchtbaren Erlebnisse fanden keinen Platz in der bundesrepublikanischen Erinnerung. Integration war die Devise.
Lorenz, Hilke: Kriegskinder. Das Schicksal einer Generation, Berlin: Ullstein 2003 (304 Seiten)
Klappentext: In dunklen Zeiten geboren, im Bombenhagel aufgewachsen: Eine ganze deutsche Generation war noch im Kindesalter, als der Zweite Weltkrieg über sie hereinbrach. Zu jung, um an den Machenschaften des NS-Regimes beteiligt zu sein, wurde ihr die unbeschwerte Kindheit geraubt. Über ihre zum Teil traumatischen Erlebnisse zwischen 1940 und 1945 hat diese Generation zumeist geschwiegen, jetzt ist die Zeit reif, sie zu befragen und erzählen zu lassen. Von den Erfahrungen im Bombenkeller, den Erlebnissen am Tag nach den Ausbombungen, als diese Kinder mithelfen mussten, die Toten zu begraben. Von der Flucht aus dem Osten. Von einer Kindheit ohne Vater oder von der Kinderlandverschickung. Von all den Erfahrungen, die uns heute unvorstellbar erscheinen und die doch viele der Menschen geprägt haben, die maßgeblich am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland beteiligt waren. Kriegskinder ist das einfühlsame Porträt einer Generation, die über Jahrzehnte hinweg über ihr Schicksal nur selten gesprochen hat.
Meier-Braun: Einwanderung und Asyl. Wichtige Fragen, München: C.H. Beck 2015 (160 Seiten)
Verlagsinformation: Wie viele Ausländer leben in Deutschland? Sind Ausländer krimineller als Deutsche? Ist die multikulturelle Gesellschaft gescheitert? Wird Deutschland „islamisiert“? Sind die meisten Asylbewerber Wirtschaftsflüchtlinge? Und schließlich: Ist Deutschland ein Einwanderungsland?
Das Thema Ausländerpolitik hat nach Meinungsumfragen für die Bundesbürger die höchste Priorität. Doch Mythen und Legenden bestimmen oftmals die Diskussion, nicht nur im Umfeld von Pegida. Dem will dieses Buch abhelfen. Anschaulich und leicht verständlich führt es in die wichtigsten Daten, Fakten, Zusammenhänge und Entwicklungen ein – eine wichtige Orientierungshilfe für eine aufgeheizte Debatte.
Verwendung im Unterricht: Gut verständliche und knapp gefasst Informationen zur Migrationsproblematik im Modus von 101 Fragen und Antworten, wie folgendes Beispiel zeigt: „ 34. Sind die Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Schutz fanden, keine Migranten? So wie der Begriff Migrationshintergrund festgelegt ist, zählen die Heimatvertriebenen nicht dazu. Zwei Gruppen werden dabei nicht erfasst: erstens die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Displaced Persons (DPs) gemachten ehemaligen NS-Zwangsarbeiter, von denen etwa 160 000 als ‚Heimatlose Ausländer‘ – wie s dann im Amtsdeutsch hieß – hier blieben. Zweitens die 12,5 Millionen deutschen Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen wurden. Nähme man diese beiden Gruppen in die Statistik auf, würde sich die Zahl der ‚Menschen mit Migrationshintergrund‘ mehr als verdoppeln, also fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Darüber hinaus sind seit der Gründung der Bundesrepublik 4,5 Millionen Aussiedler, seit 1993 amtlich ‚Spätaussiedler‘ genannt, vor allem aus der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten zugewandert.
Es hält sich die Legende, Heimatvertriebene und Flüchtlinge seien rasch integriert worden. In Wirklichkeit waren sie keineswegs gleich willkommen, vielmehr Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt. Ein Kommentar in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 13. April 1949 bringt das zum Ausdruck: ‚Die Flüchtlinge sind grundsätzlich schmutzig. Sie sind grundsätzlich primitiv, ja sind sogar grundsätzlich unehrlich. Dass sie faul sind, versteht sich am Rande und dass sie lieber einen braven Einheimischen betrügen, als ihm eine Arbeit abzunehmen. Ganz abgesehen davon, dass sie das streitsüchtigste Volk sind, das in unseren Gassen und Gässchen einher läuft. Und einen Dank für das, was man ihnen tut, kennen sie nicht. Das ist es, was man im 90 von 100 Unterhaltungen über Flüchtlinge zu hören bekommt.“ (S. 55f)
Motte, Jan / Ohliger, Rainer (Hrsg.): Geschichte und Gedächtnis in der Einwanderungsgesellschaft. Migration zwischen historischer Rekonstruktion und Erinnerungspolitik, Essen: Klartext Verlag 2004 (351 Seiten) Klappentext: Migration und historische Erinnerung sind zwei in Deutschland stark und kontrovers diskutierte Themen, die bislang allerdings weitgehend unverbunden bleiben. Während in den letzten Jahren eine lebhafte Auseinandersetzung um die politische Ausgestaltung der heutigen Einwanderungsgesellschaft geführt wurde, blieb deren historische Dimension unterbelichtet. Zwar sind Migrantinnen und Migranten sichtbarer Teil der deutschen Gesellschaft, doch gilt es noch, das Wechselverhältnis von Geschichte, Migration und historischer Erinnerung zu bestimmen. Wie und wo lässt sich die Geschichte der Einwanderung verorten? Die Autoren des Sammelbandes diskutieren diese Frage sowohl an praktischen Beispielen (Museen, Ausstellungen, Denkmäler, Schulbücher) als auch auf theoretischer Ebene. Dabei wird deutlich, dass Geschichte und historische Erinnerung in der Einwanderungsgesellschaft wichtige Ressourcen für Anerkennung und Emanzipation sind. Eine auf Offenheit und Einbeziehung zielende historischpolitische Kultur eines Landes ermöglicht erst die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und politische Partizipation von Migrantinnen und Migranten.
Radebold, Hartmut / Bohleber, Werner / Zinnecker, Jürgen (Hrsg.): Transgenerationale Weitergabe kriegsbelasteter Kindheiten: Interdisziplinäre Studien zur Nachhaltigkeit historischer Erfahrungen über vier Generationen (Kinder des Weltkrieges), München: Juventa 2009 (262 Seiten)
Verlagsinformation: Erstmals wird der transgenerationale Kontext von Kriegskindheiten systematisch in der Kombination von Zeitgeschichte, Psychosomatik/Psychoanalyse sowie Kinder- und Jugendpsychotherapie und -psychiatrie untersucht. Die heutige historische Forschung sieht die Ursachen des Zweiten Weltkriegs im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg und seinen Auswirkungen. Eine solche Perspektive bietet sich auch für die Erforschung von Kriegskindheiten an.
Der Frage, was jeweils bewusst und unbewusst an die nächste Generation weitergegeben wurde, steht im Zentrum dieses Bandes. Er untersucht erstmals in Deutschland den transgenerationalen Kontext von Kriegskindheiten systematisch in der Kombination von Zeitgeschichte, Psychosomatik/Psychoanalyse sowie Kinder- und Jugendpsychotherapie und -psychiatrie.
Die Beiträge verdeutlichen klar und nachhaltig unseren derzeitigen begrenzten Wissensstand und die sich daraus ergebenden Forschungsdesiderata. Klar ist, dass von der ersten kriegsbetroffenen Generation (des Ersten Weltkrieges) an bis hin zu den Enkeln der Kriegskinder des Zweiten Weltkrieges als vierter Generation transgenerationale Auswirkungen zu beobachten sind, die auf einer Kombination von Leitbildern, Erziehungsnormen, belastenden, beschädigenden bis traumatisierenden Erfahrungen und neurotischen (Familien-)Strukturen beruhen.
Richter, Michael: Fluchtpunkt Europa. Unsere humanitäre Verantwortung, Hamburg: edition Körber 2015 (241 Seiten)
Verlagsinformation: Die Bilder von Menschen, die vor Tod, Gewalt und Not fliehen, von Trecks in Syrien und Ertrinkenden im Mittelmeer erregen Entsetzen und Mitleid. Und zugleich fürchten sich viele Menschen vor denen, die da kommen: vor fremden Kulturen, vor Kriminalität und hohen Kosten. Kann Europa, kann vor allem Deutschland es sich überhaupt leisten, so viele Menschen aufzunehmen? Können wir es uns leisten, sie nicht aufzunehmen?, fragt dagegen der Journalist und Filmemacher Michael Richter. Seit über zehn Jahren recherchiert er zur Flüchtlings- und Asylpolitik, zeigt Einzelschicksale, analysiert aber auch die politischen Leitlinien. »Fluchtpunkt Europa« beschreibt die Situation in den Herkunftsländern, zeigt die kriminellen Machenschaften der Schlepperbanden und diskutiert die Absurdität der Dublin-Abkommen. Natürlich wäre es besser, die Menschen fänden in ihren Heimatländern Verhältnisse vor, die sie nicht zur Flucht zwingen – so fordert auch Richter ein politisches und humanitäres Engagement Europas in Nahost, in Afrika und auf dem Balkan. Bis aber die Welt fried¬licher geworden ist, darf Europa sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Eindrucksvoll zeigt Michael Richter, wem die aktuelle Flüchtlingspolitik nutzt – und warum uns die Flüchtlinge nicht ausnutzen.
Schlanstein, Beate / Rutsch, Hans-Dieter: Als der Osten noch Heimat war: Was vor der Vertreibung geschah: Pommern, Schlesien, Westpreußen, Reinbek: rororo 2011
Verlagsinformation: Pommern, Schlesien, Westpreußen - die Namen stehen für eine Welt, die 1945 untergegangen ist. Millionen deutscher Flüchtlinge verloren ihre Heimat. Wie aber genau sah diese Heimat aus? War sie wirklich die heile Welt, die viele Vertriebene in Erinnerung behielten? Oder war manches doch ganz anders? Eine Frage, die bis heute in Deutschland kaum gestellt wird und deren Beantwortung einen ungewöhnlichen Blick auf die Vorgeschichte von Flucht und Vertreibung ermöglicht.
Die Autoren Ulla Lachauer, Wlodzimierz Borodziej, Gerald Endres, Hans-Dieter Rutsch und Beate Schlanstein breiten ein fesselndes historisches Panorama aus.
Süss, Joachim / Schneider, Michael (Hrsg.): Nebelkinder: Kriegsenkel treten aus dem Traumaschatten der Geschichte, Berlin: Europa Verlag 2015 (384 Seiten)
Verlagsinformation: Wie hat das Kriegsschicksal der Eltern und Großeltern das eigene Leben beeinflusst? Heute ist unbestritten: Es gibt ein transgenerationales Erbe von Traumaschatten – Lasten längst vergangener Ereignisse, die noch immer das Leben der Kinder- und Enkelgeneration verdunkeln. Namhafte Vertreter der Generation Kriegsenkel zeigen, welche Antworten sie auf die Herausforderungen ihrer Biografie und Familiengeschichte gefunden haben: Es sind Kinder und Enkel von NS-Tätern, Flüchtlingen und Vertriebenen, Frontsoldaten der deutschen Wehrmacht und Überlebenden des alliierten Bombenkrieges. Die meisten der sogenannten Kriegsenkel ahnten einen Großteil ihres Lebens nicht, welche Auswirkungen ein lang zurückliegender Krieg und die Verstrickungen der eigenen Familie auf die persönliche Biografie haben. Welche Aufgaben und Herausforderungen gilt es zu bewältigen, welche Lasten im Interesse einer gemeinsamen europäischen Geschichte und Verantwortung abzutragen? Von ihrer sehr persönlichen Entdeckungsreise erzählen die Autorinnen und Autoren dieser Anthologie. So wird eine Vision von Versöhnung und Heilung lebendig, die in die Zukunft weist.
Ustorf, Anne-Eva: Wir Kinder der Kriegskinder: Die Generation im Schatten des Zweiten Weltkriegs, Freiburg: Herder 2008(196 Seiten)
Verlagsinformation: Viele der 1930 bis 1945 geborenen Deutschen haben in ihrer Kriegskindheit Schreckliches erlebt: Bombardierung, Flucht, Hungersnot – und eine Traumatisierung davongetragen. Doch was bedeutet das wiederum für deren Kinder, die heute zwischen 30 und 50-jährigen? Anne-Ev Ustorf hat Gespräche mit Kindern von Kriegskindern geführt: Auch diese Generation ist von den Folgen des Krieges indirekt betroffen:
Von der Unfähigkeit der stets funktionierenden Eltern, Ängste oder Schwächen bei ihren Kindern ertragen zu können.
Von dem Gefühl, bei den Eltern für das erlittene Leid wieder etwas gutmachen zu müssen.
Von dem Druck, ein Leben führen zu müssen, das für die von Verlust geprägten Eltern möglichst wenig belastend ist: erfolgreich sein, sesshaft werden, eine Familie gründen.
Von dem Leben in zwei Parallelwelten, der Gegenwart und der Vergangenheit.
Von der Erfahrung, sich nicht verwurzeln zu können.
Von eingeimpfter Sparsamkeit oder dem übergroßen Sicherheitsbedürfnis der Eltern.
Der Bericht über das Lebensgefühl einer ganzen Generation, die im langen Schatten des Krieges aufwuchs.
Wancerz-Gluza, Alicja (Hrsg.): Grenzerfahrungen. Jugendliche erforschen deutsch-polnische Geschichte, Hambug: edition Körber-Stiftung 2003 (384 Seiten)
Verlagsinformation: Deutsche und Polen haben eine lange gemeinsame Geschichte. Die Katastrophen des 20. Jahrhunderts haben tiefe Gräben in die nachbarschaftlichen Beziehungen gerissen. Was ist den Menschen diesseits und jenseits der Oder davon im Gedächtnis geblieben? Wie die historischen Ereignisse das Leben der Menschen veränderten und prägten, erforschen Jugendliche in Deutschland und Polen im Rahmen nationaler Geschichtswettbewerbe: Sie erzählen von der polnischen Zuwanderung in das Ruhrgebiet um 1900 bis zu der Situation polnischer Zwangsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland – von der Vertreibung Deutscher aus Polen bis zur Auseinandersetzung mit der jeweiligen nationalen Erinnerungskultur.
Winterberg, Yury / Winterberg, Sonya: Kriegskinder : Erinnerungen einer Generation, München: Piper 2010 (256 Seiten)
Verlagsinformation: Die Generation, die um ihre Kindheit und Jugend betrogen wurde, erzählt. Was heißt es, zu Kriegszeiten Kind zu sein? In diesem Buch erinnern sich Kriegskinder nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus England und Frankreich, Polen, der Ukraine und Weißrussland. Sie erzählen von Nächten in Luftschutzkellern, von Vertreibung, Hunger, politischer Willkür und Vaterlosigkeit. Ihre beklemmenden Berichte schildern, wie sie die Tage und Jahre erlebten, in denen Europa in Flammen stand.
Weiterhin ein Klassiker zum Thema Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg, der die lebendige historische Erzählung mit der soziologischen Analyse gekonnt verbindet:
Krockow, Christian Graf von: Die Stunde der Frauen. Bericht aus Pommern 1944 bis 1947, Stuttgart: DVA 1988
In diesem Buch berichtet der Autor über die Geschichte der Vertreibung seiner Familie auf der Basis von Erzählungen seiner Schwester Libussa. Diese macht in der Katastrophe des Hungerwinters 1945, auf der Flucht von ihrem hinterpommerschen Gut, die bittere Erfahrung von Hunger, Elend und Not, aber auch wie die alte soziale Ordnung zusammenbricht und die „preußischen Tugenden“ wie Pflicht, Aufgaben, Ehre, Sieg oder Untergang für sie bedeutungslos werden. Die Rezensentin Margrit Gerste schreibt in der Zeit vom 22.4.1988: „Im Zentrum dieser wahren Geschichte stehen nicht, wie schon so oft geschrieben, Kriegsgeschichten von Deutschen, Russen oder Polen. Sie handelt vielmehr von Männern und Frauen: „Im Untergang. verliert das einseitig männliche Prinzip jeden Glanz. Auf einmal taugt es nicht mehr, niemand kann es noch brauchen, es zerbricht. Zum Überleben im Untergang wie zum Leben überhaupt ist anderes nötig.“ Das war dann „die Stunde der Frauen“, die jetzt couragiert das Überleben der Familien organisieren mussten.
Sabrow, Martin: Den Zweiten Weltkrieg erinnern (APuZ 24.8.2009)
Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg ist bis heute eine "unsichere Erinnerung" geblieben, die beständig zwischen den Deutschen als Opfern und den Opfern der Deutschen schwankt.
Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg - SPIEGEL ONLINE (12.04.2102)
Externer Link: http://www.spiegel.de/einestages/erinnerungen-an-den-zweiten-weltkrieg-a-951396.html (29.3.2016)
Übersicht über die verlustreichsten Schiffsuntergänge bei der Evakuierung von Flüchtlingen und Soldaten über die Ostsee nach dem Zweiten Weltkrieg
Aus: Externer Link: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/ostsee/schiffe.htm (30.3.2016)
Zusammenstellung: Wolfgang Sander (Münster 31.3.2016)