"M 03.04.00 Zur Person von Franz Grün und Hintergrundinformationen" herunterladen als:
M 03.04.00 Zur Person von Franz Grün und Hintergrundinformationen
/ 3 Minuten zu lesen
Franz Grün steht stellvertretend für eine ganze Generation von Deutschen, die während und nach dem zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Trotz widriger Bedingungen und schrecklicher Erlebnisse im Kindes- und Jugendalter blickt Franz Grün heute zufrieden auf sein Leben zurück.
Franz Grün
Nach der Ausbildung zum Polizisten arbeitete er als Polizist in einer Gemeinde und wurde Jugendpolizist, eine Tätigkeit, die er bis zum Ende seiner Dienstzeit erfolgreich ausübte. Seine Integration im neuen Heimatort wurde auch dadurch unterstützt, dass er im Verein aktiv Sport trieb und regelmäßige Kontakte zur Kirche pflegte. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Heute genießt er das Leben als Pensionär in seinem neuen Heimatort.
Hinweis zum Interview: Name und Vorname der Person wurden geändert. Das Interview „Wie ich als Junge Vertreibung und Flucht nach dem 2. Weltkrieg erlebt und überstanden habe“ wurde im Sommer 2015 von Wolfgang Sander (Münster) geführt, in Rantum (Sylt) in der Nähe des ehemaligen Kasernengebäudes, in dem F. Grün mit seinen Eltern und Geschwistern von 1946 bis 1949 notdürftig untergebracht war.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Zwischenüberschriften eingefügt und der gesprochene Text behutsam der Schriftsprache angepasst.
Kurzinformationen zur Einordnung des Lebenslaufes von Franz Grün in die Geschichte von Vertreibung und Flucht nach dem 2. Weltkrieg
1. Mehr als 12 Millionen Menschen wurden nach dem 2. Weltkrieg aus deutschen Siedlungsgebieten in Osteuropa (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Niederschlesien, Oberschlesien), dem Sudetenland und aus Siedlungsgebieten deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa evakuiert und in Trecks gewaltsam vertrieben: eine Folge des von Nazi-Deutschland initiierten Vernichtungskrieges, häufig auch als Vergeltung für deutsche Gräueltaten im 2. Weltkrieg praktiziert und zudem noch verschärft durch die chaotischen Zustände der damaligen Zeit.
2. Diese Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge gelangten 1945 und in den Folgejahren unter schwierigsten, teilweise lebensgefährlichen Umständen in die vier Besatzungszonen, in die die vier Besatzungsmächte (Sowjetunion, Briten, USA und Frankreich) Deutschland aufgeteilt hatten. (Einige kam auch nach Österreich, siehe dazu die Karte von P. Palm unten). Die Flüchtlinge konnten dort häufig nur notdürftig untergebracht werden, denn die Städte waren durch den Krieg bis zu 80% zerstört. Die Alliierten hatten die gigantische Bevölkerungsverschiebung organisatorisch nicht im Griff; die humanitäre Versorgung überstieg ihre Möglichkeiten. Im Hungerwinter 1946/47 starben in Deutschland mehr als 100.000 Menschen. Wegen dieser katastrophalen Situation stoppten die Alliierten 1947 die Massenvertreibung, was das vorhandene Elend aber kaum verringerte.
3. R. M. Douglas bezeichnet in seiner umfassenden Monographie mit dem Untertitel „Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg“ (2012) diese Massenvertreibung als „die größte Zwangsumsiedlung in der Geschichte der Menschheit“. (S. 17)
4. Trotz der gewaltigen Ausmaße sind diese schrecklichen Ereignisse im Bewusstsein und im Wissen der jungen Menschen kaum noch präsent, stellt der irische, in den USA lehrende Geschichtswissenschaftler Douglas in seinem Buch fest, „dass an westeuropäischen und nordamerikanischen Universitäten die überwiegende Mehrheit der Studenten selbst in Fächern wie Neuere Geschichte Europas, Internationale Beziehungen und Politologie ihr Studium abschließt, ohne je etwas von einer der schlimmsten menschengemachten Katastrophe gehört zu haben, die den Kontinent nach 1945 traf“. (S. 14)
Quelle: R. M. Douglas: Ordnungsgemäße Überführung. Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, München: C.H. Beck 2012.
Weitere Informationen zum Thema „Vertreibung und Flucht“ finden sich in zwei Dossiers der bpb:
Bernd Faulenbach:
Interner Link: Die Vertreibung der Deutschen aus den Gebieten jenseits von Oder und Neiße (2005) , (abgerufen: 17.3.2016)Ulrich Thamer (2005):
Interner Link: Der Weg in den Krieg (abgerufen: 25.3.2016)
Zur Übersicht über das Ausmaß von Flucht und Vertreiben nach dem 2. Weltkrieg siehe die Karte von Peter Palm (Berlin) (
Das Arbeitsmaterial Interner Link: M 03.04.00 Zur Person von Franz Grün und Hintergrundinformationen ist als PDF-Dokument abrufbar.
Weitere Inhalte
Wir laden Sie zu einer kurzen Befragung zu unserem Internetauftritt ein. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um uns bei der Verbesserung unserer Website zu helfen. Ihre Angaben sind anonym.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!