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M 03.03.01 Cornelia Dazer: Mein Leben in der Familie
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Bereits im frühen Kindesalter wurde Cornelia Dazer durch ihre Urgroßmutter politisiert, auch der Onkel aus West-Berlin spielte für ihre Sozialisation eine entscheidende Rolle: Schon in jungen Jahren begann sie im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten gegen das DDR-Regime zu rebellieren.
Kannst du deine Kindheit und die Beziehungen innerhalb deiner Familie kurz beschreiben?
Meine Eltern haben im Schichtdienst gearbeitet, daher hatte meine Urgroßmutter mich oft betreut. Sie hat den Grundstein gelegt, ob es die Gene sind oder Vererbung ist, ich weiß es nicht. Sie hat mir viel vom Krieg erzählt und hat nach dem Krieg, als ich noch ein sehr kleines Kind war, vor dem Radio gesessen und sich sehr für Politik interessiert. Sie hat sich Reden aus dem Bundestag angehört und ich natürlich mit. Ich habe zwar nicht so viel verstanden, aber es hat mich geprägt. Es gab ja noch keinen Fernseher, und meine Eltern waren viel beschäftigt. Ich war auf mich, auf den Kindergarten und meine Urgroßmutter angewiesen. Meine Eltern hatten keine Zeit. So sind wir groß geworden, und ich habe mir mein Urteil früh selbst gebildet.
Dann hatte ich einen Lieblingsonkel. Der ist in den 60er Jahren, damals konnte man zum Arbeiten ja noch rüberfahren, zum Arbeiten nach Westberlin gefahren. Damals konnte man noch hin und herpendeln. Und irgendwann kam er und sagte: „So jetzt bleibe ich drüben.“ Er blieb auch drüben und kam uns mindestens zwei- bis dreimal im Jahr besuchen, und ich wollte immer mit. Sei es im Kofferraum, ich wollte immer mit. Er hat es mir auch immer angeboten, aber er war ein „schwarzes Schaf“, und meine Eltern hätten mich natürlich nicht mitgegeben, aber der Drang war schon immer da.
Wie war das Verhältnis zu den anderen Familienangehörigen?
Das war in Ordnung. Wir hatten einen Schrebergarten, haben dort unsere Ferien verbracht, und waren auch oft im Ferienlager. Wir hatten eigentlich eine schöne Kindheit. Meine Mutter hat es so organisiert, dass meine Schwester und ich zusammen in den Kindergarten und auch zusammen in eine Klasse gegangen sind, obwohl ich ja ein Jahr älter war. Mit meiner Schwester habe ich mich super gut verstanden, das ist bis heute so.
Du würdest die Kindheit als positiv beschreiben, und dann kam die Jugend. Wie war es da?
Ja genau, die Kindheit würde ich positiv beschreiben, und dann kam die Jugend. Die Jugend war nicht mehr so rosig. Ich wollte an der Jugendweihe nicht teilnehmen. Das war natürlich ein „Verbrechen“. Mein Opa war pensionierter Lehrer an der Schule, und dann standen die anderen Lehrer da und sagten: „Das geht doch nicht!“
Haben deine Eltern und Großeltern dich darin bestärkt, die Jugendweihe nicht zu machen?
Nein. Die haben kleinbeigegeben. Nur mein Vater war rebellisch. Ich habe nur Westfernsehen geguckt und gar kein Ostfernsehen. Ob aus Rebellion – keine Ahnung.
Quelle: Interview mit Cornelia Dazer vom 16.03.2016, durchgeführt von Cornelius Knab
Aufgaben:
Nenne die Personen, die in der Primärsozialisation von Cornelia Dazer von großer Bedeutung waren und ihr eine „schöne Kindheit“ in der DDR ermöglicht haben.
Stelle dar, wie die politisch abweichende Einstellung bei Cornelia Dazer zustande kam und wie sie die wahrgenommenen Widersprüche in der DDR kritisch verarbeitet hat.
Analysiere, inwiefern die Jugendweihe für den DDR-Staat wichtig war und welche Probleme die Weigerung an der Teilnahme für die Familie und die junge Cornelia Dazer zur Folge hatten.
Das Arbeitsmaterial Interner Link: M 03.03.01 Cornelia Dazer: Mein Leben in der Familie ist als PDF-Dokument abrufbar.
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