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M 03.02.04 Dejan Panić: Meine Freunde
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Gerade für Menschen, die aus einem fremden Land geflohen sind, - so wie Dejan und seine Freunde - ist die Schule der erste Ort, an dem man Freunde kennenlernt und sich integriert. Die erfahrene Diskriminierung ließ sie noch enger zusammen wachsen. Heute spielen seine Freunde, genau wie seine Familie, eine zentrale Rolle in Dejans Leben.
Welche Rolle haben Freundschaften für dich in der Zeit gespielt, nachdem ihr von Jugoslawien nach Deutschland gezogen seid?
In den ersten Wochen war alles neu für mich: Die Sprache, die Kinder. Und die ersten Freunde, die man so hatte, waren eigentlich nur ausländische Freunde. Weil sie entweder deine Sprache gesprochen haben oder weil du gedacht hast: Die erleben gerade dasselbe. Die müssen jetzt auch da durch, wo ich durch muss. Auch in der Grundschule habe ich dann auch sehr schnell Freunde gefunden. Ich bin noch heute ein sehr aufgeschlossener Mensch.
Hatte der Schulwechsel von der Realschule zur Hauptschule Auswirkungen auf deinen Freundeskreis?
Ja. Dort bin ich erneut mit vielen Leuten zusammengekommen, die dasselbe erlebt haben wie ich. Sei es nun Krieg oder die Tatsache, dass man aus dem Ausland kommt. Das verbindet. Es haben sich Cliquen gebildet. Wir haben das Gefühl gehabt, dass wir uns untereinander verstehen, dass wir eins waren. Auch negative Ereignisse, wie Diskriminierung, haben zu dieser Cliquenbildung beigetragen. Die Türken wurden für dieses und wir andere für jenes diskriminiert. Dann stand man halt zusammen und hat sich gedacht: „Die können uns mal. Die haben doch keine Ahnung.“ Ich bin jetzt in keinem Ghetto aufgewachsen, aber man sucht sich halt unbewusst seine Freunde.
Hat deine Herkunft zwischen dir und deinen Mitschülern eine Rolle gespielt?
Ich hatte aber nie Probleme mit Leuten, die mich kennen. Immer nur mit Leuten, die mich nicht kennen. Auf der Hauptschule war mein erster Sitznachbar ein Bosnier und er hat den Krieg noch extremer erlebt, als ich es je habe. Und der hätte zu mir sagen können „ Ich will doch nicht neben so einem Scheißserben sitzen. Ich bin schon vor sechs Jahren geflüchtet.“ Er hat seinen Vater im Krieg verloren. Doch das erste, was er gemacht hat, war, dass er mich zum Playstation spielen eingeladen hat. Obwohl unsere Länder Krieg miteinander hatten – er konnte differenzieren. Ich habe auch andere, sehr negative Reaktionen auf meine Herkunft erlebt, aber ich versuche diese Leute zu meiden.
Wie würdest du deinen Freundeskreis heute beschreiben?
Bunt. Ich habe Freunde auf der ganzen Welt. Sie leben nicht nur hier, sondern über die ganze Welt verstreut. Ich versuche dennoch, alle zu besuchen. Mein Freundeskreis ist bunt gemischt.
An wen wendest du dich, wenn du Probleme hast? Eher an deine Freunde oder an deine Familie?
Bei Problemen sind Freunde eigentlich immer eine der ersten Anlaufstellen. Manchmal noch eher als die Familie. Mein bester Freund, den ich direkt nach meiner Ankunft in Deutschland kennengelernt habe, lebt noch heute im Studium direkt neben mir. Wir haben einiges zusammen durchgemacht: die ersten Freundinnen, die ersten Schlägereien, die ersten Probleme…Was man an ersten Malen halt so erlebt. Auch bei Problemen in der Uni. Die bespreche ich mit Leuten, die sich an der Uni auskennen. Meine Eltern kennen sich da nicht so aus. Auch wenn einem etwas Schreckliches passiert, bespreche ich das mit meinen engsten Freunden.
Quelle: Interview mit Dejan Panić* vom 18.03.2016, durchgeführt von Lisa Schenkel (*Name von der Redaktion geändert)
Aufgaben:
Beschreibe, wie Dejan Panić in Deutschland „angekommen“ ist, wie er Freunde gefunden und Diskriminierungen mit anderen Betroffenen „verarbeitet“ hat.
Stelle dar, welche Rolle die Peergroup bei Dejan Panić spielt, um soziale und ethnische Probleme zu lösen und Gegensätze zu überwinden sowie Entwicklungsaufgaben vorläufig zu lösen.
Erörtere mit Hilfe deines soziologischen Wissens die These: „Freunde sind die erste Anlaufstelle bei Problemen.“ Prüfe anhand konkreter Fälle, an welchen Punkten diese These auch für dich gilt, wann nicht.
Das Arbeitsmaterial Interner Link: M 03.02.04 Dejan Panić: Meine Freunde ist als PDF-Dokument abrufbar.
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