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Info 02.04 Flüchtlingslager
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Auf der Welt gibt es viele verschieden Flüchtlingslager. Es existieren sowohl illegal errichtete Lager wie etwa das von Calais. Aber auch in den legalen Auffanglagern herrschen von Staat zu Staat unterschiedliche Bedingungen. Zu den bekanntesten innerhalb Europas gehören Lesbos und Kos in Griechenland, Gaziantep und Nizip in der Türkei oder Lampedusa in Italien.
Aber auch außerhalb Europas existieren, zum Teil riesige, Flüchtlingslager in denen die Menschen über mehrere Jahre verbringen. Beispiele hierfür sind das Flüchtlingslager in Dahab (Kenia), Zaatari in Jordanien oder Qaraoun im Libanon.
Die oben vorgestellten Flüchtlingslager können exemplarisch verwendet werden. Ggf. können den Schülerinnen und Schülern die Namen der verschiedenen Flüchtlingslagern bereits vorgegeben werden.
Im Folgenden werden Erfahrungsberichte aus zwei verschiedenen Lagern exemplarisch vorgestellt. Am Ende des Dokumentes befindet sich eine Linkliste mit nützlichen Informationen zu verschiedenen Arten von Flüchtlingslagern.
Leben in einem Flüchtlingslager in der Türkei
DRK-Besuch in Gaziantep und Nizip
Von Jonas Bolt, DRK-Logistikmitarbeiter in Beirut, Libanon (September 2014)
Der Krieg in Syrien geht weiter, ein Elend folgt auf das andere, keiner weiß, wie lange noch. Syriens Nachbarländer werden weiterhin von Flüchtlingsströmen überflutet, von Menschen, die praktisch ihren ganzen Besitz aufgeben müssen, nur damit sie das Wichtigste in Sicherheit bringen können – ihr Leben. Die Türkei, die eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze mit Syrien teilt, ist ein solch sicherer Hafen für syrische Flüchtlinge. Zweiundzwanzig aktive Flüchtlingscamps gibt es auf türkischem Boden. In allen wohnen syrische Frauen, Kinder und Männer unter einfachen Bedingungen in Zelten und Containern.
Es ist meine erste Reise als Logistikmitarbeiter des DRK nach Gaziantep. Gaziantep ist eine Millionenmetropole im Südosten der Türkei – nur ein paar Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Die Stadt scheint zu schlafen. Gleichzeitig sprießen neue Hochhäuser in die Höhe, wie Pilze aus fruchtbarem Waldboden, denke ich mir. Geld wird investiert. Die Wirtschaft scheint zu funktionieren.
35 Kilometer südöstlich von Gaziantep befinden sich bereits die ersten zwei Flüchtlingslager. Ein Fahrzeug des Türkischen Roten Halbmonds, die Partnerorganisation des DRK vor Ort, bringt uns dorthin. Auf dem Weg sehe ich in der kargen, sandigen Landschaft die flimmernde Hitze. Eine trockene, heiße Luft strömt uns entgegen, als wir aus dem Auto steigen. Ich frage mich, wie die Menschen es bei dieser Hitze in den unzähligen Zelten aushalten. Nach einem kurzen Gespräch mit Mitarbeitern des Türkischen Roten Halbmonds beginnen wir mit der Führung durch das Camp. Schnell merke ich, dass es sich um ein sehr gut organisiertes Lager handelt. Man kümmert sich hier um die Flüchtlinge. Der Türkische Rote Halbmond verteilt regelmäßig humanitäre Hilfe aus Deutschland an die Menschen.
Die syrischen Kinder gehen hier im Camp in die Schule, was sie vom Alltag und den Erinnerungen an die Kämpfe in Syrien ablenkt. In einem größeren Zelt wurde eine Ausbildungsstätte für Näherinnen eingerichtet. Die mittellosen Flüchtlinge erhalten Geldgutscheine, mit denen sie das Nötigste im Camp-eigenen Markt einkaufen können. Durch Gespräche mit den Menschen stellt sich schnell heraus, dass diese Geldgutscheine nicht ausreichen, die täglichen Bedürfnisse zu decken. Es bräuchte mehr. Offen spricht man mich an, ob wir in Europa nicht mehr unterstützen können. Wie antwortet man darauf? Die Direktheit der Flüchtlinge wirft Fragen in meinem Kopf auf.
Das Deutsche Rote Kreuz unterstützt unter anderem mit Geldern des Auswärtigen Amtes und bringt regelmäßig humanitäre Hilfsgüter in die Türkei, die mit Hilfe des Türkischen Roten Halbmonds in den Flüchtlingslagern verteilt werden. Seit Beginn der Syrienkrise hat das DRK 106.500 Hygienekits, 12.000 Babykits, 11.500 Küchensets, 57.500 Matratzen, 115.000 Decken, 57.500 Kissen und Bettzeug sowie 15.500 Heizöfen geliefert, die an die Flüchtlinge in den türkischen Lagern verteilt wurden. Während eines Treffens mit syrischen Männern, die in dem Flüchtlingscamp wohnen, erfahren wir, wie sehr man die Spende der deutschen Bevölkerung wertschätzt, wie notwendig sie ist. Es freut uns sehr, das zu hören. Im gleichen Atemzug betonen die Ältesten aber auch, dass der Bedarf bei weitem noch nicht gedeckt ist.
Die meisten der Flüchtlinge leben seit zwei bis drei Jahren in diesen türkischen Flüchtlingscamps. Sie versuchen ein normales Leben zu führen. Sie heiraten. Sie spielen Fußball. Sie lernen die türkische Sprache. Sie besuchen die Moschee. Trotzdem sind sie fremd. Hier in der Türkei in einem Lager anstatt in ihrem eigenen Haus in Syrien, zehren sie bis heute an den Erinnerungen an ihre Heimat. Niemand von ihnen weiß, wann und ob sie diese wiedersehen.
Quelle: Externer Link: http://blog.drk.de/das-leben-in-einem-fluechtlingslager-in-der-tuerkei-2158.html
Asylsuchende warten in historischem Berliner Flughafen
Josie Le Blond, Berlin, Deutschland (03 Dezember 2015) - Aus dem Englischen von Nina Winzen
Berlin – Die beschwerliche Reise hinter sich, warten tausende Asylsuchende im historischen Flughafen der deutschen Hauptstadt Berlin auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. Angesichts sinkender Temperaturen, versuchen die deutschen Behörden die Unterbringung von Asylsuchenden sicherzustellen.
„Ich wollte nach Deutschland, weil viele meiner Verwandten hier leben”, sagt Ibrahim. Der 21 jährige hat seine Heimat Idlib im Nordwesten Syriens aufgrund der andauernden Kämpfe vor einigen Wochen zusammen mit seiner 19 jährigen Frau und seinem einjährigen Sohn Ahmed verlassen.
Jetzt, nach der 3.000 Kilometer langen, gefährlichen Reise über das Meer und quer über Land bleibt der jungen Familie hier in Berlin nicht mehr zu tun, als abzuwarten. Seit vergangener Woche gehören sie zu jenen Asylsuchenden, die in den Hangars des Flughafens Tempelhof untergekommen sind, ein monumentaler Bau aus den 1930er Jahren. „Ich weiß nicht, was in der Zukunft passiert, wenn ich einmal hier raus bin. Aber, so Gott will, werde ich Arbeit finden“, sagt Ibrahim, der in Syrien ein Internetcafé betrieben hat. „Es ist ok hier, aber es ist sehr schwer wenn ich es mit früheren Zeiten vergleiche, die hinter uns allen liegen.“
Deutschland hat in den vergangenen Monaten eine nie dagewesene Zahl Asylsuchender aufgenommen. Laut Regierungsstatistiken wurden in diesem Jahr bisher 760.000 Menschen zur Asylantragsstellung registriert.
Wie viele andere deutsche Städte hat auch Berlin große Schwierigkeiten genügend Unterbringungsmöglichkeiten für täglich hunderte Neuankömmlinge bereitzustellen. Allein in der Hauptstadt wurden in diesem Jahr bislang mehr als 60.000 Asylsuchende registriert. Die meisten Notunterkünfte in Schulen oder Sporthallen sind bereits belegt.
Im Oktober hat die Stadt den Flughafen Tempelhof, der durch die Luftbrücke während des Kalten Krieges bekannt wurde, als Unterbringungsmöglichkeit ins Auge gefasst. Das 300.000 Quadratmeter große Gebäude ist jetzt einer der verbleibenden Großlösungen, um Neuankömmlinge während der kalten Monate zu beherbergen.
Innerhalb der letzten Wochen ist die Anzahl der Bewohner im Camp stetig gestiegen. Der ehemalige Flughafen bietet nun ein zu Hause für mehr als 2.000 Asylsuchende, unter ihnen 500 Kinder. Die Stadt Berlin hat in der vergangenen Woche bereits die Öffnung zusätzlicher Bereiche des Terminals für insgesamt über 4.000 Menschen angekündigt.
“Wir bauen hier eine Stadt”, sagt Maria Kipp, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei Tamaja, dem Dienstleister, den die Stadt für die Leitung der Unterkunft unter Vertrag genommen hat. „Wir hatten ungefähr ein Wochenende Zeit, um das alles hier auf die Beine zu stellen, zusammen mit der Bundeswehr. Wir bauen die Infrastruktur während schon Menschen hier wohnen.“
„Hinzu kommen Probleme, die auftauchen wenn so viele Menschen in drei großen Hallen leben. Es gibt auf jeden Fall Raum für Verbesserungen“, fügt sie hinzu. „Jetzt freuen wir uns auf die Spielzimmer für Kinder in jedem Hangar, die die Mitarbeiter von Save the Children einrichten werden. Es ist sehr schwierig alle Kinder zu beschäftigen.“
Die 30 jährige Syrerin Zayna, Mutter von drei Kindern, kennt dieses Problem nur all zu gut.
„Es ist okay hier, aber mit den Kindern ist es schwer,“ sagt sie - ihren 3-jährigen Sohn Mohammed zappelnd auf dem Arm, während ihre sechsjährige Tochter Bana an ihrem Rock zerrt. Ihr ältester Sohn Yamin (7) ist nirgends zu sehen. Er spielt irgendwo im Hangar.
Zaynas Kinder sind sichtlich unruhig. Sie warten auf ihren Vater, der das vom Krieg zerüttete Aleppo vor vier Monaten verlassen hat, um nach Deutschland zu fliehen. „Ich habe mich für Deutschland entschieden, weil mein Mann bereits hier ist“, erzählt Zayna. „Er sagte es würde schon gut gehen. Aber ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist. Ich hoffe ihn bald zu finden. Wir warten jetzt ab, wir haben keine Ahnung, wie lange wir hier bleiben werden.“
Die Unterbringung in Tempelhof – laut Aussage der Berliner Behörden nur eine temporäre Lösung – ist weit weg von einem Idealzustand. Mobile Toilettenhäuschen befinden sich draußen - ohne Waschbecken oder Duschen vor Ort. Das was bisher im Camp aufgebaut werden konnte, ist zu einem großen Teil den freiwilligen Helfern zu verdanken. In einem Nebenraum sortieren die Freiwilligen gespendete Kleidung. Direkt nebenan bereiten ehrenamtliche Köche das Abendessen auf Plastiktellern vor. Es gibt kleine Portionen Hummus, Oliven und frisch gebackenes Brot.
Neben den geplanten Kinderspielzimmern ist auch ein separater Gebetsraum in Planung, sagt Kipp. Trotz der Großzügigkeit der Hangars ist privater Rückzugsraum kaum vorhanden. Ibrahim, Nour und Ahmed teilen sich eine Kabine mit acht anderen. Die einzelnen Kabinen sind lediglich durch Trennwände, die man von Messen kennt, von den anderen getrennt.
„Wir müssen rücksichtsvoll mit der anderen Familie umgehen, mit der wir unseren Platz teilen“, sagt Ibrahim. „Wir sind hier gemeinsam, also müssen wir tolerant sein.“
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