Lernziele
Inhaltlich
Die Schülerinnen und Schüler …
setzen sich mit ihrem Lebensverlauf und ihrer eigenen Existenz in den sozialen Bezügen bewusst auseinander.
ermitteln Faktoren und Bedingungen, unter denen Sozialisation stattfindet.
bearbeiten persönliche Krisenerfahrungen im Rahmen einer anonymen Befragung und damit auf einer entlasteten Ebene.
Methodisch
Die Schülerinnen und Schüler …
planen gemeinsam das methodische Vorgehen für die Beantwortung einer sozialwissenschaftlichen Ausgangsfrage.
ermitteln Daten und Zusammenhänge durch die Durchführung einer Befragung mithilfe der Software GrafStat.
werten die Daten fragegeleitet im Hinblick auf Aussage- und Geltungsbereiche, Darstellungsarten, Trends, Korrelationen und Gesetzmäßigkeiten aus.
vergleichen Daten der eigenen Erhebung mit Daten anderer Erhebungen, um eine Einordnung vorzunehmen zu können.
stellen selbst erarbeitete Sachverhalte korrekt und verständlich mithilfe ausgewählter Präsentationsformen dar.
Einstieg
Zum Einstieg in den Baustein wird für eine spielerische Annäherung an das sehr persönliche Thema „Lebensverlauf“ in der Klasse zunächst eine Runde des „Lebensspiels“ (
Plakat für das Stimmungsbild (Vorschaubild)
Plakat für das Stimmungsbild (Vorschaubild)
Nach einer kurzen Spielphase soll anschließend in der Klasse gemeinsam überlegt werden, ob das im wirklichen Leben auch so ist und allein der Zufall - so wie im Spiel beim Würfeln - über unseren Lebensverlauf bestimmt. Zu dieser Frage wird ein Stimmungsbild der Schülerinnen und Schüler über eine Positionsmatrix abgefragt – dies kann bei Zeitknappheit alternativ auch über die Methode „Positionslinie“ (Nr. 34 in der
Für die Abfrage des Stimmungsbilds über die Positionsmatrix erhalten die Schülerinnen und Schüler jeweils einen farbigen Klebepunkt und werden gebeten, ihre Abstimmpunkte auf der Matrix einzuordnen.
Anschließend wird das Stimmungsbild im Plenum besprochen. Erwartungsgemäß werden nur wenige Schülerinnen und Schüler der Meinung sein, dass alles nur durch den Zufall bestimmt wird, und sich ein differenzierteres Meinungsbild ergeben, bei dem weitere Faktoren den Lebensverlauf beeinflussen. Um dies zu konkretisieren, werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, die Faktoren zu benennen, welche ihrer Meinung nach den Lebenslauf bestimmen. Mittels Kartenabfrage werden die Faktoren gesammelt und auf ein Plakat, welches im Klassenraum dazu aufgehängt wird, angeheftet. Bei der Besprechung der gesammelten Faktoren im Unterrichtsgespräch werden diese grob sortiert und ggf. mit Kategorie-Überschriften versehen. Das Plakat kann im Verlauf der Unterrichtsreihe im Klassenraum hängen bleiben, so dass die einzelnen thematischen Felder auch bei der weiteren Bearbeitung des Themas im Blick behalten werden.
Im Anschluss an die Besprechung der Kartenabfrage fragt die Lehrperson die Schülerinnen und Schüler, wie man überprüfen kann, welche der genannten Faktoren wirklich Einfluss auf den Lebensverlauf haben. Vermutlich werden hier Umfrage und/oder Interview als Methode schon genannt. Zur Einführung kann zusätzlich
Eigene Befragung
Im Anschluss planen die Schülerinnen und Schüler eine eigene Befragung, um die zuvor erarbeiteten Vermutungen, welche Faktoren den Lebenslauf beeinflussen, zu überprüfen und Meinungen und Einstellungen von anderen zu möglichen Einflussfaktoren zu erfahren.
Hier bieten sich methodisch zwei Varianten an:
Variante A: eine schriftliche Befragung mit standardisiertem Fragebogen
Variante B: ein durch Leitfragen gestütztes Interview/ Leitfaden-Interview
Diese Varianten können entweder alternativ oder aber beide in verschiedenen Arbeitsgruppen in der Klasse durchgeführt werden. Letztere Option bietet zudem die Möglichkeit, den verschiedenen Neigungen und Talenten der Schülerinnen und Schüler in der Klasse Rechnung zu tragen, so dass alle sich gleichermaßen einbringen können. Des Weiteren könnte das Interview in
Variante A: Onlinebefragung mit standardisiertem Fragebogen
Vorschaubild zu M 01.05 Fragegbogen "Lebensverlauf" (© Team Forschen mit GrafStat)
Vorschaubild zu M 01.05 Fragegbogen "Lebensverlauf" (© Team Forschen mit GrafStat)
Für diese Variante stehen den Schülerinnen und Schülern zur Vorbereitung und Durchführung der eigenen Befragung einige hilfreiche Materialien zur Verfügung: Mit
Da die Erstellung eines soliden Fragebogens recht zeitaufwändig ist und diese Zeit im Rahmen des Unterrichts häufig nicht gegeben ist, kann sich die Klasse – anstatt einen komplett neuen Fragebogen zu entwerfen - auch an professionellen Umfragen orientieren und auf deren bewährte Items zurückgreifen und für die eigene Befragung adaptieren und ggf. leicht modifizieren. Der Musterfragebogen
Variante B: Leitfadengestütztes Interview
Für diese Variante entwickeln die Schülerinnen und Schüler eigenständig Leitfragen für das angestrebte Interview und führen das Interview in einer oder mehreren Kleingruppen durch. Mithilfe des Methodenblatts
Wichtig: Es sollte dabei angesichts des sehr sensiblen Themas eine sorgfältige und penible Vorbereitung stattfinden und bei der Planung wichtige Aspekte berücksichtigt werden. So sollte unbedingt davon abgesehen werden, einen Jugendlichen mit Fluchterfahrung aus dem direkten Umfeld der Schülerinnen oder Schüler, z.B. eine Schülerin oder einen Schüler aus der eigenen Klasse oder der gleichen Jahrgangsstufe, zu befragen, um diese nicht zu einem „Untersuchungsobjekt“ werden zu lassen und eine „Veropferung“ dieser Kinder zu verhindern. Auch gilt es zu beachten, dass das Berichten über die Fluchterlebnisse bei den Interviewten u.U. Traumata wieder aufleben lassen können und das Erzählte wiederum die Interviewenden verstören oder belasten kann (s. a. Hinweise in
Datenauswertung und –analyse (inkl. Vertiefung)
Variante B:
Die eigentliche Auswertung des leitfadengestützen Interviews erfolgt in
Variante A:
Die Daten der durchgeführten eigenen Befragung werden von den Schülerinnen und Schülern in Kleingruppen mithilfe der Software GrafStat ausgewertet. Hierzu bietet es sich an, die Schülerinnen und Schüler vorab planen zu lassen, was genau sie analysieren wollen.
Eine Möglichkeit, die Daten zielgerichtet und effizient auszuwerten, bietet hierbei die hypothesenorientierte Datenauswertung. Mithilfe von
Die benötigten Fertigkeiten im Umgang mit der Software GrafStat, um die Auswertungsdiagramme erstellen zu können, werden durch eine detaillierte Dokumentation der verschiedenen Auswertungsfunktionen der Software (
Die detaillierte Auswertung der Daten kann – je nach Vorkenntnissen der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf Datenanalyse - zweischrittig erfolgen.
Zunächst einmal analysieren sie lediglich die selbst erhobenen Daten mit ausgewählten Schwerpunkten. Denkbar wäre z.B. die Auswertung arbeitsteilig nach Themenkomplexen im Fragebogen vorzunehmen:
Migration/Mobilität/Flucht (Fr. 4-8, 11-14)
Zufriedenheit (Fr. 15-21)
Lebensverlauf (Fr. 22-29)
Ängste/Probleme/Krisen (Fr.30-52)
Zukunft (Fr. 53-65, 67)
Neben einfachen Häufigkeitsauszählungen und Kopplungen können geübtere Schülerinnen und Schüler auch komplexere Auswertungen vornehmen und z.B. untersuchen, ob Jugendliche mit Fluchterfahrung und Jugendliche ohne Fluchterfahrung sich in ihren Aussagen beispielsweise zum Umgang mit Problemen, ihrer Zufriedenheit oder anderen Aspekten unterscheiden, oder ob Menschen, die größere Krisen erfahren mussten, einen anderen Blick auf die Zukunft oder die Beeinflussung des Lebensverlaufs haben.
Hinweis: Der Musterfragebogen (
Diagramm mit Vergleichsdaten zu "Wovor Kinder manchmal Angst haben". Eigene Grafik nach: Sabine Andresen, Klaus Hurrelmann u.a.: Kinder in Deutschland 2013. 3. World Vision Kinderstudie. Weinheim/ Basel: Beltz Verlag 2013, S. 56.
Diagramm mit Vergleichsdaten zu "Wovor Kinder manchmal Angst haben". Eigene Grafik nach: Sabine Andresen, Klaus Hurrelmann u.a.: Kinder in Deutschland 2013. 3. World Vision Kinderstudie. Weinheim/ Basel: Beltz Verlag 2013, S. 56.
In einem zweiten Schritt der Auswertung könnte vertiefend eine Einordnung der eigenen Ergebnisse mit Hilfe von Vergleichsdaten größerer Studien erfolgen. Die Schülerinnen und Schüler erstellen dafür analog zu den Diagrammen mit Ergebnissen aus renommierten Studien wie z. B der Shell Jugendstudie, der 3. World Vision Kinderstudie oder der Studie Jugend.Leben (zum Hintergrund der Studien s. Info 01.02) - mögliche Beispiele inklusive Analyseaufgaben bieten
Die Schülerinnen und Schüler erwerben dabei wertvolle methodische Fertigkeiten zum einen im Hinblick auf den im Umgang mit Statistiken im Allgemeinen, zum anderen im Hinblick auf spezifischen Umfrageergebnisse der eigenen Befragung sowie im Umgang mit der Software GrafStat.
Sicherung
Die Sicherung und Diskussion der Ergebnisse aus der intensiven Auswertungsphase kann methodisch über einen „
Zum Abschluss des Bausteins bietet es sich an, die Stimmungsabfrage über Positionslinie oder –matrix erneut durchzuführen, um zu sehen, ob sich das Meinungsbild nach der Beschäftigung mit den Umfragedaten geändert hat. In der Diskussion dieser Frage sollte deutlich werden, dass für eine umfassende Beantwortung der Frage, welche Faktoren den Lebensverlauf letztlich beeinflussen, eine punktuelle Erhebung (wie die eigene Befragung) allein nicht ausreicht, sondern Studien erforderlich sind, die einen längeren Zeitraum erfassen, wie es z.B. bei Studien in der Lebensverlaufsforschung der Fall ist.
Ein Interner Link: tabellarischer Veraufsplan ist hier als PDF-Dokument abrufbar.