Nach der Formulierung der Fragen müssen diese typisiert werden. Jede Frage kann einem der vier elementaren Fragetypen zugeordnet werden:
Auswahlen;
Skala (Rangskala);
Maßzahl;
freie Frage.
Die Zuordnung zu einem Fragetyp ist allerdings nicht willkürlich, denn der Fragetyp hängt eng mit den Antwortmöglichkeiten (Merkmalsausprägungen, Merkmal) zusammen und spielt auch für die Möglichkeiten der späteren Auswertung eine Rolle! Jeder Fragetyp muss bestimmte Kriterien erfüllen, die von Auswahl nach Maßzahl hin immer strenger werden.
Auswahlen
Bei einer Auswahl werden die verschiedenen Antwortmöglichkeiten genannt, die klare Zuordnungen schaffen, also trennscharf sein müssen. Die Auswahl gibt es in zwei Varianten: Mehrfachwahl und Einfachwahl.
Mehrfachwahl
Mehrfachwahlfragen sind eine Sonderform von Auswahlfragen, bei denen mehrere Antwortvorgaben angekreuzt werden dürfen. Die Mehrfachwahl ist der anspruchsloseste Antworttyp. Allerdings bereitet es viel Mühe und Kopfzerbrechen, die möglichen Antworten zu finden oder sich auf bestimmte Aspekte zu beschränken. Bei den Auswertungen gehen die Möglichkeiten kaum über einfache quantitative Darstellungen hinaus. Bei größer angelegten Projekten kann eine Vorerhebung mit freien Fragen die Unsicherheiten deutlich verringern.
Beispiel:
Eigene Fahrzeuge:
A) Fahrrad
B) Mofa
C) Motorrad
D) Auto
E) sonstiges ___________
GrafStat stellt den Antworten automatisch die Antwortkürzel, in diesem Fall Großbuchstaben, voran. Es sind bis zu 26 Antwortvorgaben erlaubt.
Einfachwahl
Einfachwahlfragen sind eine Unterform von Auswahlfragen, bei denen nur eine Antwortvorgabe angekreuzt werden darf. Bei einer Einfachwahl dürfen die Antworten keine Überschneidungen aufweisen, sie müssen eindeutige Klassen bilden. Außerdem muss der gesamte Antwortraum abgedeckt werden, d.h. es muss in jedem Fall eine Antwort angekreuzt werden können. In vielen Fällen sollte deshalb eine Antwort wie "Sonstiges" oder "Andere" in der Antwortliste stehen.
Beispiel:
Geschlecht:
a) weiblich
b) männlich
GrafStat stellt den Antworten automatisch die Antwortkürzel, in diesem Fall Kleinbuchstaben voran. Es sind bis zu 26 Antworten erlaubt.
Skala
Bei Skalenfragen besitzen die Antworten eine innere Ordnung, eine vorgegebene Reihenfolge. Man bezeichnet die Ordnung auch als Rangfolge (Ordinalskala). Dieser Fragetyp empfiehlt sich z.B. zum Erfassen von Stimmungen und Meinungsäußerungen. Zum besseren Verständnis werden die Einzelwerte mit Begriffen versehen. Oft werden nur die beiden äußeren Extreme benannt. GrafStat stellt die Skala im Fragebogen dann in einer einzigen Zeile dar, mit den Extrembegriffen links und rechts neben der Skala.
Skalen können eine gerade Anzahl oder eine ungerade Anzahl an Werten besitzen. Gerade Skalen haben keine Mitte und damit auch keinen neutralen Wert. Es lassen sich auch symmetrische Skalen erzeugen, etwa von –2 bis +2. Solche Skalen eignen sich, wenn die Frage eine negativ/positiv Zuordnung zulässt. In der empirischen Sozialforschung werden große Anstrengungen unternommen, zu Merkmalen aussagefähige Skalen zu konstruieren (z.B. Intensität des Interesses an Politik).
Beispiele:
Wie gerne magst Du Schokolade?
sehr gerne 1 2 3 4 5 ganz ungern
Welche Note hast du im Fach Mathematik?
sehr gut 1 2 3 4 5 6 ungenügend
Symmetrische Skala?
Soll bei einer Wertung negativ und positiv klar erkennbar sein, dann können Sie eine Skala mit negativem Anfangswert verwenden. Sie sollten bei dieser Entscheidung allerdings berücksichtigen, dass die Skalenausformung einen gewissen Einfluss auf das Antwortverhalten ausübt. Ist die Skala symmetrisch aufgebaut, mit "neutraler Mitte" (z.B. -2 -1 0 1 2), werden unentschiedene (neutrale) Antworten möglich. Wenn Sie keine Mitte vorgeben, also eine Skala mit gerader Anzahl verwenden (z.B. 1 = eher Zustimmung bis 6 = eher Ablehnung), dann fordern Sie vom Antwortenden eine klare Entscheidung.
Alle Werte benennen oder nur die Endwerte?
Die treffende Formulierung aller Zwischenwerte bereitet mitunter Schwierigkeiten. Überlegen Sie, ob Sie wirklich klare und ordnende Formulierungen gefunden haben. Häufig ist es einfacher und besser, nur die beiden Extremwerte zu beschriften. Bei symmetrischen Skalen mit negativem Anfangswert reicht oft ebenfalls die Benennung der Extremwerte. Bedenken Sie auch das Erscheinungsbild auf dem Fragebogen. Die Kreuzkästchen erscheinen bei der reduzierten Beschriftung in aufgereihter Form, mit den Benennungen an den beiden Flanken.
Skalen koppeln?
In Fragebögen gibt es oft ganze Blöcke von Fragen mit gleicher Skala. Für derartige Fälle können Sie in GrafStat die Fragen miteinander koppeln. In allen Formularen erscheinen dann die Fragen links untereinander und rechts daneben jeweils die Ankreuzkästchen. Die Beschriftung der Skalenwerte wird einfach oberhalb der Kreuzkästchen eingesetzt.
Wählen Sie eine Skala, wenn
...ein Merkmal nach der Größe geordnet werden kann.
...es um Einschätzungen geht.
...etwas bewertet werden soll.
Eine Skala ist ungeeignet
...bei Feststellungen ob etwas vorhanden bzw. gegeben ist (ja/nein).
...bei Zuordnungen (z.B. besuchte Schule: Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule).
Maßzahl
Maßzahlen stellen die höchsten Anforderungen. Maßzahlfragen erfordern eine Maßeinheit. Maßzahlen müssen einen Nullpunkt und einen gleichen Abstand zwischen den möglichen Messwerten besitzen. Viele physikalische Maßeinheiten erfüllen diese Bedingung (z.B. Länge in cm, Gewicht in kg oder Zeit in Stunden) (Intervallskala). GrafStat benötigt die Angabe der Maßeinheit. Zum Zweck der Eingabesicherheit werden zusätzlich Unter- und Obergrenze und die Zahl der Nachkommastellen erfasst.
Beispiele:
Gewicht: ___ Kilogramm
Alter: ___ Jahre
Fernsehkonsum: ___ Stunden/Tag
Minimum- und Maximumwert
Die beiden Werte dienen zur Kontrolle. Schon beim Erfassen der Fragebögen werden durch die Festlegung von Minimum- und Maximumwert Tippfehler oder absichtliche Fehleingaben abgewiesen. Stellen Sie beide Werte auf die erwarteten Grenzwerte ein. Bedenken Sie, dass höhere oder niedrigere Werte nicht mehr erfasst werden können.
Hinweis: Wenn Sie mit Vergleichszahlen aus anderen Untersuchungen oder statistischen Jahrbüchern arbeiten wollen bei denen Gruppen gebildet wurden (z.B. Alter: 16-19, 20-29, 30-39 Jahre etc. oder Einkommen: unter 500 Euro, bis 1000 Euro etc.), so sollten Sie auch Ihre Befragung auf diese Gruppen anpassen. Das erleichtert den Vergleich bei der Auswertung und ist z.B. für Datenbehandlungsfunktionen wie das Gewichten sogar notwendig. In diesem Falle sollten Sie die Frage als Einfachwahl typisieren.
Freie Frage
Freie Fragen (offene Fragen) nehmen eine Sonderstellung ein. Sie können statistisch nämlich nicht automatisch ausgewertet werden, d.h. sie können zwar eingetippt, müssen aber "per Hand" kategorisiert und ausgezählt werden! Ganz verzichten kann man auf freie (offene) Fragen allerdings nicht, denn sie erfüllen hilfreiche Aufgaben. In einer Vorbefragung sind sie für die Konstruktion eines Fragebogens sehr gut geeignet, um alle Interessen der Zielgruppen zu erfassen. Auch können über die freie (offene) Frage Informationen gewonnen werden, die vollkommen unbekannte bzw. bisher nicht bedachte Aspekte erschließen.
Was ist eine freie Frage?
Eine freie oder offene Frage ist eine Frage, bei der die Antwort frei formuliert werden kann. Auf dem Fragebogen erscheinen keine vorformulierten Antworten und keine Ankreuzkästchen, sondern nur eine von Ihnen festgelegte Anzahl von Schreiblinien. Im HTML-Formular der Befragung für das Internet erscheint ein mehrzeiliges Textfeld zur Texterfassung.
Hinweis: Freie Fragen können nicht statistisch mit GrafStat ausgezählt und ausgewertet werden.
Wann verwendet man eine freie Frage?
Wenn Sie die möglichen Antworten nicht kennen, aber in Erfahrung bringen wollen, wenn Sie den Antwortenden nicht einschränken wollen oder wenn Sie lebendige Kommentare oder Ähnliches benötigen. Die freie Frage kann hilfreich sein, wenn Sie einen neuen Fragebogen konzipieren und in einer kleinen Vorbefragung z.B. die Antwortmöglichkeiten für eine Einfach- oder Mehrfachwahl herausbekommen oder sich andere Anregungen holen wollen.
Auswertung freier Fragen
Eine freie Frage kann von der Software GrafStat nicht automatisch ausgezählt werden, sondern muss in Handarbeit ausgewertet werden. Da die freie Frage keine quantitativen Daten liefert, wird die Auswertung darin bestehen, die Antworten zu sammeln, zu ordnen und kategorisieren und ggf. auszuzählen.
Mit GrafStat können die Texte der freien Fragen bei der Datenerhebung erfasst werden. Bei der Auswertung werden alle Antworten zu einer freien Frage zusammen in einem Textdokument dargestellt und können zur weiteren Bearbeitung in eine Textverarbeitung oder ein anderes Programm übernommen werden.
Wenn die freie Frage Bestandteil einer Vorerhebung ist, werden Sie anschließend
die Antworten gruppieren bzw. kategorisieren,
zu Wahlantworten zusammenfassen,
die Items ausformulieren.
In den Fragebogen der Haupterhebung setzen Sie dann statt der freien Frage eine Auswahlfrage (Einfach- oder Mehrfachwahl) mit den am häufigsten genannten Antworten auf die freien Fragen ein.
Antworten formulieren
Bei der Formulierung der Antworten sollten Sie genau die Hinweise befolgen, die auch für die Formulierung der Fragen gelten. Auch hier sollte man sich nach Möglichkeit an guten Beispielen orientieren.
möglichst kurze Antworten;
klare und treffende Begriffe suchen;
doppelte und ähnliche Antworten ausmerzen;
überflüssige Antworten aussondern.
Für eine geringe Zahl spricht, dass der/die Befragte mit einer Vielzahl von Antworten schwerer zurechtkommen wird als mit einer kleineren Anzahl. Dazu kommt, dass insbesondere bei kleineren Befragungen die Häufigkeit einzelner Nennungen schnell gegen Null tendiert, wenn es zu viele Antwortmöglichkeiten gibt. Statistische Auswertungen werden dann recht problematisch.