[...] Glücklicherweise hat es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs Frieden zwischen den größeren europäischen Mächten gegeben. Das heißt nicht, dass sie einander mögen, und das heißt auch nicht, dass das Gemetzel überall aufgehört hätte, aber zum ersten Mal sieht es so aus, als ob die überwiegende Mehrheit der Europäer einen Weg gefunden hätte, einander zu hassen, ohne einander in Stücke zu reißen. Dieses Wunder trägt den Namen Fußball. [...]
Jetzt tragen die Länder ihre Schlachten mit Stellvertreterarmeen in kurzen Hosen auf dem Spielfeld aus. Es soll ein Spiel sein, und es soll Spaß machen, doch eine unheimliche Erinnerung an vergangene Feindschaften schwebt über jedem Spiel, und bei jedem Tor hört man das Echo alter Siege und alter Niederlagen. Holland gegen Spanien. England gegen Frankreich. Polen gegen Deutschland. Als ich im Sommer 1998 die Weltmeisterschaften anschaute und die Fans der verschiedenen Nationalmannschaften die Fahnen ihrer Länder schwenken und patriotische Lieder singen sah, wurde mir klar, dass die Europäer endlich einen Ersatz für Kriege gefunden haben. Ja, ich bin mir der randalierenden Fußballfans bewusst, und ich weiß von den Ausschreitungen, die während der Fußballmeisterschaft in Frankreich stattfanden. Aber immerhin können wir nun die Opfer an den Fingern zweier Hände abzählen. Eine Generation früher zählten wir sie in Millionen.
Aus: Paul Auster: Sport. Der perfekte Kriegsersatz, in: Zeitschrift für Kulturaustausch 1/2000, Externer Link: (18.05.2014).
Arbeitsaufträge:
Beschreibe die Karikatur: Was ist dargestellt? Welche Aussage vermittelt sie?
Lies den Text von Paul Auster sorgfältig durch und fasse die Hauptaussage in maximal zwei Sätzen zusammen.
Wie begründet der Autor seine These/Behauptung?
Karikatur und Text legen den gleichen Bezug von Fußball zum Verhältnis von Nationen zueinander nahe. Unterstützt du diese These oder lehnst du sie ab? Bitte begründe deine Stellungnahme.
Eine Druckversion des Arbeitsblatts steht als Interner Link: PDF-Datei zur Verfügung.