Der Reallohnindex berücksichtigt sowohl die Bruttomonatsverdienste als auch die Entwicklung der Preise. Von 1992 bis 2003 veränderte sich der Reallohnindex nur wenig – die steigenden Bruttoverdienste in diesem Zeitraum wurden durch die Steigerung der Verbraucherpreise aufgehoben. Zwischen 2003 und 2007 sank der Reallohnindex sogar um durchschnittlich ein Prozent pro Jahr. Zwischen 2007 und 2019 stieg der Reallohnindex stetig. Der Zuwachs lag im Durchschnitt bei einem Prozent pro Jahr.
Fakten
Der Nominallohnindex bildet die Veränderung der Bruttomonatsverdienste im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ab. Er bezieht sich auf die vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer und enthält neben den durchschnittlichen Verdiensten auch Sonderzahlungen. Der Verbraucherpreisindex spiegelt die Entwicklung der Preise wider. Der Reallohnindex berücksichtigt sowohl die Entwicklung der Verdienste als auch die Preisentwicklung. Bei einer positiven Veränderung des Reallohnindex sind die Verdienste stärker gestiegen als die Verbraucherpreise, bei einer negativen Veränderung ist es entsprechend umgekehrt.
Von 1991 auf 1992 ist der Reallohnindex sprunghaft von 93,3 auf 98,0 gestiegen. In den Folgejahren bis 2003 veränderte sich der Wert nur wenig – die Steigerung der Bruttomonatsverdienste wurde also insgesamt durch die Steigerung der Verbraucherpreise aufgehoben. Zwischen 2003 und 2007 sank der Reallohnindex von 96,8 auf 93,1 – ein Rückgang von 1,0 Prozent pro Jahr. Zwar stiegen auch in dieser Zeit die Bruttoverdienste, jedoch erhöhten sich die Verbraucherpreise noch stärker. Zwischen 2007 und 2019 stieg der Reallohnindex stetig von 93,1 auf 105,3 – das entspricht einem Zuwachs von 1,0 Prozent pro Jahr.
Die nominalen Bruttomonatsverdienste aller Arbeitnehmer stiegen zwischen 2007 und 2019 im Durchschnitt um 33,0 Prozent. Allerdings bestehen Unterschiede zwischen den einzelnen Arbeitnehmergruppen. Beispielsweise sind die nominalen Bruttomonatsverdienste für Arbeitnehmer in leitender Stellung überdurchschnittlich stark gestiegen (plus 40,3 Prozent). Die Entwicklung bei ungelernten Arbeitnehmern (plus 34,1 Prozent) und herausgehobenen Fachkräften (plus 32,7 Prozent) entsprach etwa dem Durchschnitt. Fachkräfte (plus 30,2 Prozent) sowie angelernte Arbeitnehmer (plus 28,8 Prozent) konnten zwar auch die Steigerung der Verbraucherpreise (plus 17,5 Prozent) kompensieren, die Verdienste nahmen dabei aber nur unterdurchschnittlich zu.
Nicht nur die Verdienste der einzelnen Arbeitnehmergruppen haben sich unterschiedlich entwickelt. Im Zeitraum 2007 bis 2019 stiegen die nominalen Bruttomonatsverdienste in Ostdeutschland stärker als in Westdeutschland (41,0 gegenüber 32,1 Prozent) und die der Frauen stärker als die der Männer (36,0 gegenüber 31,4 Prozent). Ebenso bestehen Unterschiede zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigten sowie geringfügig Beschäftigten (plus 32,1 Prozent / plus 38,7 Prozent / plus 36,0 Prozent).
Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland bei 3.994 Euro pro Monat (Männer: 4.181 Euro / Frauen: 3.559 Euro). Sonderzahlungen – zum Beispiel Urlaubs- oder Weihnachtsgeld – sind dabei nicht berücksichtigt. Die Bereiche "Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen" (5.393 Euro), "Information und Kommunikation" (5.178 Euro) sowie "Energieversorgung" (5.137 Euro) waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2019 die Bereiche mit den höchsten Verdiensten – jeweils bezogen auf die durchschnittlichen Bruttoverdienste der Vollzeitbeschäftigten pro Monat. Die niedrigsten Bruttomonats-verdienste wurden im "Gastgewerbe" mit 2.451 Euro gezahlt.
Innerhalb der Bereiche ist die Spannbreite bei den Verdiensten noch ausgeprägter. Die Branche "Gewinnung von Erdöl und Erdgas" (6.783 Euro) steht an der Spitze der Skala, vor "Kokerei und Mineralölverarbeitung" (6.214 Euro) sowie "Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben; Unternehmensberatung" (5.699 Euro). Am unteren Ende rangieren die Bereiche "Gastronomie" (2.371 Euro), "Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften" (2.460 Euro) sowie "Beherbergung" (2.543 Euro).
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Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die "veröffentlichten Verdienstangaben arithmetische Mittelwerte sind. Wichtig für die Interpretation dieser Werte ist eine Vorstellung über die Verteilung der Beschäftigten um diesen Mittelwert: Aus der Verdienststrukturerhebung 2014 ist bekannt, dass knapp 2 von 3 Vollzeitbeschäftigten (63 Prozent) weniger verdienen als den gesamtwirtschaftlichen Durchschnittswert; nur ein gutes Drittel (37 Prozent) hat höhere Bruttoverdienste. Dieses Drittel hat so hohe Verdienste, dass der Durchschnittswert für alle Beschäftigten "nach oben" gezogen wird."