Im Jahr 2020 beendeten rund 6 Millionen Personen ihre Arbeitslosigkeit. Die Mehrheit von ihnen war eher kurz arbeitslos: 39,9 Prozent weniger als drei Monate und weitere 19,4 Prozent drei bis unter sechs Monate. Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt von 2008 bis 2019 hat auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich sinken lassen – von 1,33 Millionen auf 727.500 (2020: 817.000).
Fakten
Die sich nur relativ langsam verändernden Jahreszahlen zur Arbeitslosigkeit vermitteln ein statisches Bild, das den Dynamiken im Bereich der Arbeitslosigkeit nicht gerecht wird. So wurden im Jahr 2020 gut 6,4 Millionen Personen arbeitslos und knapp 6,0 Millionen Personen verließen den Kreis der Arbeitslosen. Die offizielle Arbeitslosenstatistik stellt lediglich die Differenzen der Zu- und Abgänge dar. Flussgrößen und unterschiedliche Verläufe der Arbeitslosigkeit, wie insbesondere die Dauer der Arbeitslosigkeit, werden durch die Jahreszahlen nur unzureichend abgebildet.
Von den 5,97 Millionen Personen, die im Jahr 2020 ihre Arbeitslosigkeit beendeten (Abgänge), war der allergrößte Teil von eher kürzeren Phasen der Arbeitslosigkeit betroffen. 39,9 Prozent der Abgänger waren weniger als drei Monate arbeitslos. Bei 19,4 Prozent waren es drei bis unter sechs Monate und bei 16,8 Prozent sechs bis unter zwölf Monate. Bei lediglich 14,1 Prozent dauerte die Arbeitslosigkeit 12 Monate oder länger. Schließlich lagen bei 9,7 Prozent keine genaueren Angaben zur Dauer vor. Im Zeitraum 2005 bis 2020 lag der Anteil der Abgänger, die weniger als drei Monate arbeitslos waren, im Durchschnitt bei 40,4 Prozent. Dabei war der Wert im Jahr 2007 am niedrigsten (36,6 Prozent) und 2019 am höchsten (43,2 Prozent).
Da sich insgesamt mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit die Vermittlungschancen reduzieren, stellt Langzeitarbeitslosigkeit ein besonderes Problem dar. Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die ein Jahr oder länger arbeitslos sind. Zwischen 1992 und 1998 erhöhte sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen von rund 745.500 auf 1,60 Millionen. Gleichzeitig stieg auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen von 25,0 auf 37,4 Prozent (bezogen auf den Bestand bzw. die bisherige Dauer der Arbeitslosigkeit). Nach einem Rückgang der Bestandszahl auf 1,35 Millionen im Jahr 2001, erreichte die Zahl der Langzeitarbeitslosen 2006 mit gut 1,86 Millionen ihren Höchstwert – der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen lag 2006 bei mehr als 41 Prozent. Auch wenn es durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im Jahr 2005 einen statistischen Sondereffekt im Jahr 2006 gab, stand die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen im Jahr 2006 am Ende eines langen Trends.
Seit dem Höchststand hat sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich reduziert – zwischen 2008 und 2019 von knapp 1,33 Millionen auf rund 727.500. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen sank dabei von 40,7 auf 32,1 Prozent (2020: 30,3 Prozent). Der Rückgang bei der Langzeitarbeitslosigkeit erklärt sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vorrangig mit der gesunkenen Zahl der Übertritte aus der "Kurz-" in die Langzeitarbeitslosigkeit im Zeitraum 2010 bis 2019. Der Rückgang bei der Langzeitarbeitslosigkeit durch die laufenden Abgänge wurde also nicht durch Zugänge aufgehoben.
Von 2019 auf 2020 erhöhte sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen um 89.000 auf rund 817.000. Von den 816.749 Langzeitarbeitslosen im Jahr 2020 waren 49,9 Prozent zwischen einem Jahr und bis zu 2 Jahre lang arbeitslos. Bei 18,1 Prozent waren es zwei bis unter drei Jahre und bei 9,8 Prozent drei bis unter vier Jahre. 6,2 Prozent aller Langzeitarbeitslosen waren mindestens vier, aber weniger als fünf Jahre lang arbeitslos. Schließlich lag bei 16,0 Prozent der Langzeitarbeitslosen die bisherige Dauer der Arbeitslosigkeit bei fünf Jahren oder mehr.
Das Risiko, zur Gruppe der Langzeitarbeitslosen zu gehören, ist nicht bei allen Personen gleich hoch. Ein vergleichsweise hohes Risiko haben ältere Menschen und Geringqualifizierte. Sowohl mit zunehmendem Alter als auch mit abnehmender schulischer oder beruflicher Bildung nimmt der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen zu. Häufig stellt auch die Betreuung von Kleinkindern unter 3 Jahren die Betroffenen vor große Herausforderungen die Langzeitarbeitslosigkeit zu beenden – insbesondere gilt dies für Alleinerziehende.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Für die Ermittlung der Länge einer Arbeitslosigkeitsperiode gibt es unterschiedliche Messkonzepte. Zum einen die abgeschlossene Dauer, die die Zeitspanne zwischen Beginn und Ende einer Arbeitslosigkeitsperiode umfasst. Sie wird aus der Abgangserhebung ermittelt und ist demnach ein Rückblick auf die Dauer der Arbeitslosigkeit von Personen, deren Arbeitslosigkeit beendet ist. Außerdem wird bei den Arbeitslosen im Bestand die bisherige Dauer gemessen. Dabei handelt es sich um die Dauer der Arbeitslosigkeit bis zu einem Stichtag – die Arbeitslosigkeit ist also noch nicht beendet. Es ist üblich das Ausmaß der Langzeitarbeitslosigkeit mit der bisherigen Dauer zu ermitteln. Konkret wird dabei die Zahl oder der Anteil jener Arbeitslosen betrachtet, die zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits länger als ein Jahr arbeitslos sind.
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