Die Betreuungssituation von Kindern im Vorschulalter ist ein wichtiger Faktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Betreuungsquote (Tageseinrichtungen und Tagespflege) stieg bei den 3- bis unter 6-Jährigen zwischen 2006 und 2020 von 87,3 auf 92,5 Prozent und bei den unter 3-Jährigen von 13,6 auf 35,0 Prozent. Trotz der gestiegenen Betreuungsquoten gibt es immer noch eine Betreuungslücke. Bei den 3-Jährigen lag diese 2020 bei rund 342.000 Betreuungsplätzen. Insgesamt ist die Betreuungslage in Bezug auf die Betreuungsquoten und hinsichtlich der Betreuungszeiten in Ostdeutschland deutlich besser als in Westdeutschland.
Fakten
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren am 1. März 2020 gut 3,9 Millionen unter 14-jährige Kinder in einer Tagesbetreuung. Davon 3,75 Millionen in einer Tageseinrichtung, zum Beispiel einer Kindertagesstätte, und gut 163.000 in Tagespflege, zum Beispiel bei einer Tagesmutter. Von den 3,9 Millionen Kindern in einer Tagesbetreuung waren rund 829.000 unter 3 Jahre alt und 2,2 Millionen 3 bis unter 6 Jahre alt. Bei 56,0 Prozent der unter 3-Jährigen lag die vertraglich vereinbarte Betreuungszeit am 1. März 2020 (Stichtag) bei durchgängig mehr als 7 Stunden pro Tag, bei den 3- bis unter 6-Jährigen galt dies für 51,8 Prozent.
Gerade die Betreuungssituation von noch nicht schulpflichtigen Kindern ist ein wichtiger Faktor für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Zahl der Kinder in Tagesbetreuung im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt ist zwischen 2006 und 2012 um rund 100.000 gesunken und hat sich dann bis 2019 von 2,25 auf 2,49 Millionen erhöht. Die Zahl der unter 3-Jährigen in Tagesbetreuung stieg zwischen 2006 und 2019 von Jahr zu Jahr – insgesamt von rund 286.000 auf 818.400 (plus 186 Prozent). Seit dem 1. August 2013 gibt es für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege.
Die Betreuungsquote (Tageseinrichtungen und Tagespflege) lag am 1. März 2020 bei den 3- bis unter 6-Jährigen bundesweit bei 92,5 Prozent und bei den unter 3-Jährigen bei 35,0 Prozent – 2006 betrugen die Werte noch 87,3 bzw. 13,6 Prozent. Bei den unter 3-Jährigen nimmt die Betreuungsquote mit zunehmendem Alter der Kinder stark zu: Von den unter 1-jährigen Kindern waren Anfang März 2020 deutschlandweit nur 1,8 Prozent in einer Kindertagesbetreuung. Von den Einjährigen nahmen 37,5 Prozent ein Angebot der Kindertagesbetreuung in Anspruch und bei den Zweijährigen waren es schon fast zwei Drittel (64,5 Prozent).
Wiederum bezogen auf alle unter 3-Jährigen war am 1. März 2019 die Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund mit 21 Prozent nur halb so hoch wie die Betreuungsquote von Kindern ohne Migrationshintergrund. Bei den 3- bis unter 6-Jährigen lag die Betreuungsquote im selben Jahr bei 81 bzw. 100 Prozent.
Insgesamt werden Kinder in Ostdeutschland deutlich häufiger in Tageseinrichtungen oder in der Tagespflege betreut als in Westdeutschland: In Ostdeutschland waren durchschnittlich mehr als die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren in einer Tagesbetreuung (52,7 Prozent), in Westdeutschland war es knapp jedes dritte Kind (31,0 Prozent). Im Vergleich der Bundesländer hatten am 1. März 2020 Sachsen-Anhalt (58,3 Prozent), Brandenburg (57,7 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (57,6 Prozent) die höchsten Betreuungsquoten. Unter den westdeutschen Bundesländern erreichte Hamburg mit 46,7 Prozent die höchste Quote, gefolgt von Schleswig-Holstein (35,2 Prozent). Am niedrigsten war die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen in Bremen (29,0 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (29,2 Prozent). Der Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland hat auch historische Gründe: In Westdeutschland galt lange ein Alter von drei Jahren als geeigneter Betreuungsbeginn – noch im Jahr 2006 lag die Betreuungsquote bei den unter 3-Jährigen bei lediglich 7,9 Prozent (Ostdeutschland: 39,3 Prozent). Inzwischen hat sich West- an Ostdeutschland angenähert, wobei die Betreuungsquoten auch in Ostdeutschland gestiegen sind.
Die deutlichen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland werden auch auf Kreisebene deutlich: 73 der 77 ostdeutschen Kreise hatten am 1. März 2019 bei den Kindern im Alter von zwei Jahren eine Betreuungsquote von mindestens 80 Prozent – das heißt, das hier vier von fünf Zweijährigen eine Kindertageseinrichtung oder Tagespflege besuchten. Dieser Wert wurde in Westdeutschland lediglich in 9 der insgesamt 324 Kreise erreicht. Bei den einjährigen Kindern lag in den ostdeutschen Landkreisen und kreisfreien Städten die Betreuungsquote Anfang März 2019 in allen Kreisen bei mehr als 50 Prozent. In Westdeutschland gab es in nur 4 der 324 Kreise eine entsprechend hohe Quote.
Trotz der gestiegenen Betreuungszahlen und -quoten insbesondere bei den unter 3-jährigen Kindern gibt es immer noch eine sogenannte Betreuungslücke. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist diese Lücke bei den unter 3-Jährigen zwischen 2015 und 2020 sogar von 215.000 auf 342.000 gewachsen. Als Gründe nennt das IW die sich verändernden Betreuungswünsche der Eltern und vergleichsweise hohe Geburtenzahlen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) lag die Betreuungsquote bei den unter 3-Jährigen im Jahr 2019 in Deutschland bei 34,3 Prozent. Der Betreuungsbedarf lag im selben Jahr jedoch bei 49,4 Prozent – die Betreuungslücke lag entsprechend bei 15,1 Prozentpunkten. In Ostdeutschland war die Lücke zwischen Betreuungsquote (52,1 Prozent) und Betreuungsbedarf (61,5 Prozent) mit 9,4 Prozentpunkten deutlich kleiner als in Westdeutschland mit 16,3 Prozentpunkten (Betreuungsquote: 30,3 Prozent / Betreuungsbedarf: 46,6 Prozent). Bei den 3- bis unter 6-jährigen Kindern lag der Betreuungsbedarf laut BMFSFJ im Jahr 2019 deutschlandweit lediglich 4,2 Prozentpunkte über der Betreuungsquote von 93,3 Prozent. Werden die unter 3-Jährigen genauer betrachtet, lag bei den Einjährigen die Betreuungslücke im Jahr 2019 bei 27,0 Prozentpunkten (Betreuungsquote: 37,1 Prozent / Betreuungsbedarf: 64,1 Prozent) und bei den Zweijährigen bei 18,0 Prozentpunkten (Betreuungsquote: 63,2 Prozent / Betreuungsbedarf: 81,2 Prozent).
Neben den Unterschieden bei den Betreuungsquoten in West- und Ostdeutschland bestehen auch noch deutliche Unterschiede bei den Betreuungszeiten. Beispielsweise öffneten im Jahr 2019 in Ostdeutschland 64 Prozent der Kindertageseinrichtungen vor 6.30 Uhr, in Westdeutschland galt das für lediglich 1 Prozent der Einrichtungen. Auf der anderen Seite schlossen 67 Prozent der Kindertageseinrichtungen in Westdeutschland vor 17.00 Uhr, in Ostdeutschland galt dies nur für 22 Prozent.
Am 1. März 2020 gab es deutschlandweit rund 57.600 Kindertageseinrichtungen. Die Zahl der dort als pädagogisches, Leitungs- oder Verwaltungspersonal beschäftigten Personen lag bei knapp 683.000 und die Zahl der Tageseltern bei rund 44.800 (Anteil Tagesmütter/-väter: 96,1 bzw. 3,9 Prozent). Die Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden für die Tageseinrichtungen stiegen zwischen 2009 und 2019 von 15,9 auf 35,4 Milliarden Euro. Die Ausgaben für die Tagespflege erhöhten sich in dieser Zeit von 340 Millionen auf 1,48 Milliarden. Von den insgesamt 36,9 Milliarden Euro wurden 19,1 Milliarden Euro als Zuschuss an freie Träger gezahlt (51,7 Prozent). Den Ausgaben standen Einnahmen – vor allem aus Gebühren für die Nutzung von Kindertageseinrichtungen – von 2,0 Milliarden Euro gegenüber.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Weitere Informationen zum Thema Kitas und Kindererziehung in Ost und West erhalten Sie
Betreuungsquote: Anteil der in Kindertageseinrichtungen oder in öffentlich geförderter Kindertagespflege tatsächlich betreuter Kinder an allen Kindern einer Altersgruppe.
Zur Berechnung der Betreuungsbedarfe siehe: Interner Link: BMFSFJ: Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2019
Informationen zur Zahl der Geborenen erhalten Sie
Informationen zum Thema Personen mit Migrationshintergrund finden Sie