In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Haushalte deutlich schneller gestiegen als die Bevölkerungszahl. Dadurch ging auch die durchschnittliche Haushaltsgröße zurück. Seit vier Jahrzehnten ist der Einpersonenhaushalt die häufigste Haushaltsform, aber auch die Zahl der Zweipersonenhaushalte hat zugenommen. Nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes wird sich an dieser Entwicklung in naher Zukunft nicht viel ändern: Für alle Flächenländer West- und Ostdeutschlands wird bis 2040 ein Rückgang der Anzahl der Personen je Haushalt angenommen.
Fakten
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es in Deutschland im Jahr 2019 41,5 Millionen Haushalte mit 82,8 Millionen Haushaltsmitgliedern. Damit stieg die Zahl der Privathaushalte seit April 1991 um 17,7 Prozent, die Zahl der Haushaltsmitglieder aber lediglich um 3,3 Prozent.
Da die Zahl der Haushalte deutlich schneller gestiegen ist als die Zahl der in den Haushalten lebenden Menschen, ging auch die durchschnittliche Haushaltsgröße zurück: Im Jahr 1970 entfielen in Westdeutschland auf 22,0 Millionen Haushalte 60,2 Millionen Haushaltsmitglieder. Das entsprach einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,74 Personen je Haushalt. 1991 lag die Größe der Haushalte in Deutschland bei durchschnittlich 2,27 Personen. Mit lediglich 1,99 Personen je Haushalt wurde in den Jahren 2018 und 2019 die bisher niedrigste durchschnittliche Haushaltsgröße ermittelt.
Der Trend zu kleineren Haushalten ist seit Beginn der statistischen Erfassung Ende der 1950er-Jahre zu beobachten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Einpersonenhaushalte seit gut vier Jahrzehnten die größte Gruppe darstellen, wobei ihr Anteil kontinuierlich zugenommen hat. Dabei leben sowohl jüngere als auch immer mehr ältere Menschen allein. Auch die Zweipersonenhaushalte wiesen insgesamt bis zum Jahr 2015 deutliche Zuwächse auf. Die Zahl der Haushalte mit drei und mehr Personen sank dagegen bis zum Jahr 2015 kontinuierlich.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beeinflussten folgende Faktoren diese Entwicklung:
Die zunehmende Lebenserwartung und bessere Lebensqualität im höheren Alter ermöglichten immer mehr Menschen ein langes, selbstständiges Leben in Ein- oder Zweipersonenhaushalten. Da die Lebenserwartung der Männer stärker zunimmt als die der Frauen und sich damit der Abstand zwischen den Geschlechtern reduziert, nahm die Anzahl der Zweipersonenhaushalte mit älteren Menschen zu.
Eine immer spätere Familiengründung führte zu mehr Ein- oder Zweipersonenhaushalten bei den jungen Menschen. Das durchschnittliche Heiratsalter stieg zwischen 1991 und 2018 für ledige Frauen von 26,1 auf 31,9 Jahre und für ledige Männer von 28,5 auf 34,4 Jahre. 2018 betrug das Durchschnittsalter der Frauen bei der ersten Geburt 30 Jahre.
Insbesondere in Ostdeutschland hat sich seit der Wiedervereinigung ein rascher Strukturwandel vollzogen, wobei sich viele Mehrpersonenhaushalte teilten und eine Vielzahl an Einpersonenhaushalten entstand: Der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen Haushalten erhöhte sich zwischen 1991 und 2019 von 30,8 auf 45,3 Prozent (einschließlich Berlin).
Schließlich haben auch Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt und die niedrigen Geburtenzahlen zu mehr kleinen Haushalten beigetragen.
Nach Ergebnissen der Haushaltsvorausberechnung 2020 des Statistischen Bundesamtes wird sich der Trend zu kleineren Haushalten auch in Zukunft fortsetzen: Nach einem leichten Anstieg der Bevölkerungszahl in den Privathaushalten bis zum Jahr 2025 auf 83,3 Millionen wird die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2040 auf 81,7 Millionen abnehmen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Haushalte bis 2040 auf 42,6 Millionen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße wird demnach im Jahr 2040 bei nur noch 1,92 Personen liegen.
Die Entwicklung hin zu kleineren Haushalten vollzieht sich ausnahmslos in allen Bundesländern. In Ostdeutschland (einschließlich Berlin) sank die Anzahl der Haushaltsmitglieder zwischen 1991 und 2019 von 2,31 auf 1,88 Personen je Haushalt, in Westdeutschland fiel die entsprechende Zahl von 2,26 auf 2,03 Personen. Laut Haushaltsvorausberechnung 2020 wird die durchschnittliche Haushaltsgröße in den Flächenländern Westdeutschlands bzw. Ostdeutschlands zwischen 2019 und 2040 von 2,03 auf 1,94 bzw. von 1,91 auf 1,82 Personen sinken. Bei den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen bewegt sich der Wert in diesem Zeitraum hingegen stabil zwischen 1,82 und 1,84 Personen je Haushalt.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Bevölkerung in Privathaushalten: Für die Darstellung der Haushalte und ihrer Struktur wird die Bevölkerung in Privathaushalten zugrunde gelegt. Hierzu zählen alle Personen, die am Haupt- oder Nebenwohnsitz allein (Einpersonenhaushalt) oder zusammen mit anderen Personen (Mehrpersonenhaushalt) eine wirtschaftliche Einheit (Privathaushalt) bilden. Sie werden auch als Haushaltsmitglieder bezeichnet. Die Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften (zum Beispiel in Altenheimen) wird nicht berücksichtigt. Da eine Person in mehreren Privathaushalten wohnberechtigt sein kann, sind entsprechend Mehrfachzählungen möglich. So ist zum Beispiel der abwesende Haupteinkommensbezieher des Haushalts, der in einer anderen Gemeinde arbeitet und dort als Untermieter eine zweite Wohnung hat, Angehöriger von zwei Haushalten. Einmal zählt er zum Haushalt seiner Familie, zum anderen bildet er als Untermieter einen weiteren Haushalt. Da an jedem Wohnsitz Wohnraum und Infrastruktureinrichtungen in Anspruch genommen werden, wird üblicherweise nicht nach Haupt- und Nebenwohnsitz unterschieden. Jedoch sollten je nach Fragestellung ausschließlich Haushalte am Hauptwohnsitz betrachtet werden, um Mehrfachzählungen zu vermeiden.
Für die künftige Entwicklung der Privathaushalte ist die Alters- und Geschlechtsstruktur der Haushaltsmitglieder in den Jahren 2019 bis 2040 maßgeblich. Dieser liegen die Annahmen bzw. Ergebnisse der Variante 2 der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zugrunde: Moderate Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Lebenserwartung und der (Zu-)Wanderung (Variante 2 / G2-L2-W2). Bei der sogenannten und hier abgebildeten Trendvariante der Haushaltsvorausberechnung wird davon ausgegangen, dass sich das Haushaltsbildungsverhalten entlang bisher beobachteter Trends entwickelt. Gleichzeitig werden Verhaltensänderungen – wie zum Beispiel die seit einigen Jahren zu beobachtende Zunahme der Eheschließungen und Geburten – berücksichtigt.
Hinweis: Die langfristigen Bevölkerungsvorausberechnungen sind keine Prognosen, sondern liefern "Wenn-Dann-Aussagen". Sie gehen vom gegenwärtigen Altersaufbau aus und setzen die jeweils beschriebenen Annahmen um.
Weitere Informationen zur Bevölkerungsvorausberechnungen finden Sie