In den Jahren 1991 bis 2018 sind durchschnittlich 1,1 Millionen Personen pro Jahr innerhalb Deutschlands in ein anderes Bundesland gezogen. Dabei sind von 1991 bis 2007 netto mehr als eine Million Personen von Ostdeutschland nach Westdeutschland abgewandert. Seitdem ist die Nettoabwanderung aus Ostdeutschland rückläufig. In den Jahren 2017 und 2018 wanderten zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland als umgekehrt (jeweils ohne Berlin). Der Wanderungssaldo im Zeitraum 2008 bis 2018 lag für Westdeutschland bei einem Plus von rund 47.500 Personen, für Berlin bei plus 79.300 Personen und für Ostdeutschland bei minus 127.000 Personen. Dabei fallen aufgrund der unterschiedlichen Einwohnerzahl die Bevölkerungsgewinne für Westdeutschland nicht so sehr ins Gewicht wie die Verluste für Ostdeutschland.
Fakten
Neben den Wanderungen zwischen Deutschland und dem Ausland finden auch große Wanderungsbewegungen innerhalb der Grenzen von Deutschland statt. Im Zeitraum 1965 bis 1990 sind im Durchschnitt jedes Jahr 3,1 Millionen Personen innerhalb Westdeutschlands in eine andere Gemeinde gezogen. Von diesen 3,1 Millionen Personen zogen 870.000 in ein anderes Bundesland und 2,26 Millionen zogen in eine andere Gemeinde innerhalb des Bundeslandes.
In den Jahren 1991 bis 2018 sind durchschnittlich 3,8 Millionen Personen pro Jahr innerhalb Deutschlands in eine andere Gemeinde gezogen – 1,1 Millionen zogen in ein anderes Bundesland, 2,7 Millionen zogen innerhalb des Bundeslandes in eine andere Gemeinde.
Bezogen auf die Jahre 1991 bis 2007 lag der Wanderungssaldo – also die Differenz zwischen Zuzügen und Fortzügen – zwischen West- und Ostdeutschland insgesamt bei 1,06 Millionen: In diesem Zeitraum sind netto mehr als eine Million Personen von Ostdeutschland (hier ohne Berlin) nach Westdeutschland abgewandert. Zwischen 2007 und 2015 hat sich die Wanderung von Ost nach West fortgesetzt, war aber insgesamt rückläufig – der Saldo sank von knapp 55.000 auf rund 5.000 Fortzüge aus Ostdeutschland. In den Jahren 2017 und 2018 wanderten zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland als umgekehrt (3.997 bzw. 652 Personen, jeweils ohne Berlin). Der rückläufige negative Wanderungssaldo von Ostdeutschland resultiert auch daraus, dass vor allem nach Brandenburg aber auch nach Sachsen seit 2012 mehr Menschen aus anderen Bundesländern zuwandern als von Brandenburg und Sachsen in andere Bundesländer abwandern.
Auf der Ebene der einzelnen Bundesländer hatten im Zeitraum 2008 bis 2018 Bayern (plus 121.586) und Schleswig-Holstein (plus 79.621) einen höheren positiven Wanderungssaldo als Berlin. Auf Berlin (plus 79.330) folgten Brandenburg (plus 57.117), Hamburg (plus 34.583) und Sachsen (plus 8.734). Die größte Nettoabwanderung in den Jahren 2008 bis 2018 entfiel auf ein westdeutsches Bundesland: Nordrhein-Westfalen verzeichnete in dieser Zeit deutlich mehr Fortzüge als Zuzüge (Saldo: -120.800). Einen negativen Wanderungssaldo von mehr als 10.000 Personen hatten auch Sachsen-Anhalt (-86.932), Thüringen (-74.392), Mecklenburg-Vorpommern (-31.540), das Saarland (-24.410) und Rheinland-Pfalz (-16.938).
Insgesamt wanderten in den Jahren 2008 bis 2018 netto etwa 172.300 Personen von Ost- nach Westdeutschland. Gleichzeitig zogen rund 124.800 Personen von Westdeutschland nach Berlin. Der Wanderungssaldo im Zeitraum 2008 bis 2018 lag für Westdeutschland bei einem Plus von rund 47.500 Personen, für Berlin bei plus 79.300 Personen und für Ostdeutschland bei minus 127.000 Personen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurde die Nettoabwanderung aus Ostdeutschland (ohne Berlin) nur in wenigen Jahren durch Zuzüge aus dem Ausland ausgeglichen. Dadurch dass – bezogen auf die Binnenwanderung – vor allem junge Erwachsene abgewandert sind, ist die ostdeutsche Bevölkerung insgesamt schneller gealtert. Zudem sind mehr junge Frauen als junge Männer abgewandert, was in der Vergangenheit zu einem Defizit an Frauen im gebärfähigen Alter geführt hat. Seit 2011 ist der Wanderungssaldo zwischen Ost- und Westdeutschland bei den 18- bis unter 25-Jährigen weitgehend ausgeglichen, was vor allem auf die Mobilität der Studierenden zurückzuführen ist, da diese vermehrt in Ostdeutschland studieren.
Westdeutschland hat von der Wanderung von Ost nach West profitiert. Aufgrund der höheren Einwohnerzahl fallen die Gewinne für Westdeutschland jedoch nicht so sehr ins Gewicht wie die Verluste für Ostdeutschland. Die Außenwanderung hat für Westdeutschland eine größere Bedeutung als die Ost-West-Wanderung. Schon vor der Wiedervereinigung wurde Westdeutschland durch die Zuzüge aus dem Ausland geprägt. Durch insgesamt positive Wanderungssalden bei der Außen- und Binnenwanderung erhöhte sich die Bevölkerungszahl Westdeutschlands sowohl von 1950 bis 2005 als auch zwischen 2011 und 2018.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Soweit nicht anders erwähnt, wird hier Ostdeutschland ohne Berlin betrachtet.
Informationen zu den Wanderungen über die Grenzen Deutschlands finden Sie
Informationen zur Bevölkerungsentwicklung nach Bundesländern finden Sie
Der Wanderungssaldo ist die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung. Der Saldo ist positiv, wenn mehr Personen zuwandern als abwandern und negativ, wenn die Abwanderung überwiegt. Aus dem Wanderungssaldo können jedoch keine abschließenden Aussagen über das Ausmaß der Zu- und Abwanderung abgeleitet werden, da beispielsweise ein niedriger Wanderungssaldo auch das Ergebnis von sehr hohen Zu- und Abwanderungsströmen, die sich gegenseitig ausgleichen, sein kann.
Die Ergebnisse des Berichtsjahres 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Die Genauigkeit der Ergebnisse ist aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melderechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt. Der Saldo der Wanderungen ist aufgrund von Fehlbuchungen nicht ausgeglichen.