Die insgesamt rückläufige Arbeitslosenquote in Deutschland zwischen 2005 und 2020 geht sowohl auf einen Rückgang der Quoten bei den ausländischen und deutschen als auch bei den männlichen und weiblichen Erwerbspersonen zurück. Dabei liegt die Arbeitslosenquote der Ausländer nach wie vor deutlich über der Quote der Deutschen (2020: 14,4 gegenüber 4,7 Prozent). Die Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen lagen im Zeitraum 2005 bis 2020 hingegen dicht beieinander (2020: Männer: 6,3 Prozent / Frauen: 5,5 Prozent).
Fakten
Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im Jahr 2005 führte zu einer Verschiebung aus der sogenannten Stillen Reserve in die registrierte Arbeitslosigkeit beziehungsweise zu einem zusätzlichen Arbeitskräfteangebot. Aufgrund des "Hartz-IV-Effekts" – der nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei etwa 380.000 im Jahresdurchschnitt 2005 lag – sind die Arbeitslosenquoten vor 2005 nur eingeschränkt mit denen ab 2005 vergleichbar.
Bei einer Unterscheidung nach Staatsangehörigkeit fällt auf, dass die Arbeitslosenquote der Ausländer deutlich über der Quote der Deutschen liegt – im Jahr 2020 um 9,5 Prozentpunkte in Westdeutschland (13,8 gegenüber 4,3 Prozent) und um 12,7 Prozentpunkte in Ostdeutschland (19,0 gegenüber 6,3 Prozent). Auch in früheren Jahren lag die Arbeitslosenquote der Ausländer über der Quote der Deutschen. Allerdings hat sich der Abstand zwischen den Gruppen sowohl in West- als auch in Ostdeutschland seit 1998 relativ stetig vergrößert. 2008 waren – bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen – Ausländer etwa doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen wie Deutsche (Faktor 2,2), 2020 war das Risiko ausländischer Erwerbspersonen rund dreimal so groß (Faktor 3,1).
Die insgesamt rückläufige Arbeitslosenquote in Deutschland zwischen 2005 und 2020 geht sowohl auf einen Rückgang der Quote bei den ausländischen als auch bei den deutschen Erwerbspersonen zurück. Bezogen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen reduzierte sich die Arbeitslosenquote allein zwischen 2005 und 2008 bei den Deutschen von 11,7 auf 8,0 Prozent und bei den Ausländern von 25,1 auf 18,1 Prozent. Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen fiel die Arbeitslosenquote der Deutschen zwischen 2008 und 2019 in Westdeutschland von 5,6 auf 3,7 Prozent (minus 33,9 Prozent) und in Ostdeutschland von 12,7 auf 5,6 Prozent (minus 55,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote der Ausländer sank in dieser Zeit im Westen von 14,8 auf 11,7 Prozent (minus 20,9 Prozent) und im Osten von 25,8 auf 16,5 Prozent (minus 36,0 Prozent). Durch die Corona-Pandemie wurden diese positiven Entwicklungen vorerst gestoppt: Von 2019 auf 2020 nahm die Arbeitslosenquote aller hier betrachteten Gruppen zu – bei den Deutschen von 4,0 auf 4,7 Prozent und bei den Ausländern von 12,3 auf 14,4 Prozent.
Bezogen auf die Arbeitslosenquoten der Männer und Frauen verlief die Entwicklung in Westdeutschland zwischen 1995 und 2020 weitgehend parallel. Im Jahr 2005 – also dem Jahr, in dem Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt wurden – erreichten beide Arbeitslosenquoten ihren Höchstwert: Mit 9,8 Prozent bei den Männern und 9,9 Prozent bei den Frauen war in Westdeutschland im Jahr 2005 fast jede zehnte Erwerbsperson arbeitslos. 2019 war es nicht mal mehr jede Zwanzigste (Männer: 4,9 Prozent / Frauen: 4,4 Prozent). Bezogen auf die Jahre 1995 bis 2020 lagen die Arbeitslosenquoten der Männer und Frauen in Westdeutschland nie weiter als 1,2 Prozentpunkte auseinander (2003 und 2004).
In Ostdeutschland verlief die Entwicklung der Arbeitslosenquote bei den Frauen etwas anders als bei den Männern. Während die Arbeitslosenquote der Frauen in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung steil anstieg und bis 2005 auf hohem Niveau verharrte, stieg die Arbeitslosenquote der Männer bis 2005 langsam aber stetig an. 1995 lag die Arbeitslosenquote der Frauen noch 7,4 Prozentpunkte über der Quote der Männer (17,8 gegenüber 10,4 Prozent). In den Folgejahren reduzierte sich der Abstand und im Jahr 2005 lag die Quote der Frauen erstmalig unter der Quote der Männer – seit 2009 ist dies durchgehend so. Zwischen 2005 und 2019 sank in Ostdeutschland die Arbeitslosenquote der Männer von 18,9 auf 6,9 Prozent und die der Frauen von 18,5 auf 5,9 Prozent. Erst die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung gestoppt: 2020 lag die Quote bei den Männern bei 7,9 Prozent und bei den Frauen bei 6,6 Prozent.
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Arbeitslose sind nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch (§ 16 SGB III) Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen oder nur eine weniger als 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung ausüben, eine versicherungspflichtige, mindestens 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters zur Verfügung stehen, also arbeitsfähig und -bereit sind. Zudem müssen sie in der Bundesrepublik Deutschland wohnen, nicht jünger als 15 Jahre sein, die Altersgrenze für den Renteneintritt noch nicht erreicht haben und sich persönlich bei einer Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter arbeitslos gemeldet haben. Schüler, Studenten oder Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gelten nicht als arbeitslos.
Die Arbeitslosenquote entspricht dem prozentualen Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbspersonen. Die Erwerbspersonen setzen sich aus den Erwerbstätigen und den Arbeitslosen zusammen. Je nach Definition werden die Arbeitslosen auf die abhängigen zivilen Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte, Beamte und Arbeitslose) oder auf alle zivilen Erwerbspersonen (abhängige zivile Erwerbspersonen, Selbstständige und mithelfende Familienangehörige) bezogen.