Die aktuelle gesellschaftliche Debatte um Familie dreht sich auch um die Vielfalt von Lebensformen, die neben der klassischen Ehe von Mann und Frau mit eigenen Kindern in der Öffentlichkeit sichtbar werden und zahlenmäßig an Bedeutung gewinnen. Es stellt sich die Frage, inwiefern damit ein Bedeutungsverlust der Ehe einhergeht. Die Einstellungen zu diesem Themenkomplex werden anhand einer breiteren Palette von Aussagen und deren Entwicklung im Zeitverlauf dargestellt.
Auch wenn die Zahl der Eheschließungen seit Jahrzehnten zurückgeht, ist nur eine Minderheit der Bevölkerung zwischen 18 und 50 Jahren der Meinung, dass die Ehe eine überholte Einrichtung sei. Im Jahr 2021 stimmten 21 % der Befragten dieser Aussage zu, während 50 % sie ablehnten und 29 % keine Meinung dazu hatten. Allerdings ist bei der Ablehnung der Ehe zwischen 2005 und 2021 ein Anstieg von 16 auf 21 % zu verzeichnen. Gleichzeitig wird das dauerhafte unverheiratete Zusammenleben von der überwiegenden Mehrheit akzeptiert; im Jahr 2021 betrug die Zustimmung hierfür über 90 %.
Trotz der Akzeptanz der Ehe ist weniger als die Hälfte der Bevölkerung der Meinung, dass sie eine lebenslange Verbindung darstellt, die nicht beendet werden sollte. Der Anteil an Befragten, der dieser Aussage zustimmte, ist von 39 % im Jahr 2005 auf 31 % im Jahr 2021 zurückgegangen. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung befürwortet, dass eine unglückliche Ehe geschieden werden darf, auch wenn Kinder betroffen sind. Der entsprechende Anteil schwankt im Zeitraum von 2005 bis 2021 zwischen 85 und 87 %, ist also stabil hoch. In diesem Kontext der Befürwortung der Ehe einerseits, aber der gleichzeitigen Ablehnung eines Alleingültigkeitsanspruchs andererseits stellt sich die Frage, inwiefern andere Lebensformen gesellschaftlich akzeptiert sind. Beispielhaft wird hier die Zustimmung zur Aussage "Homosexuelle Paare sollten die gleichen Rechte haben wie heterosexuelle Paare" gezeigt. Im Gegensatz zu den bisher dargestellten Werten und Einstellungen zeigt sich bei dieser Frage über die Zeit von 2005 bis 2021 ein starker Anstieg der Befürwortung. Während 2005 erst gut die Hälfte der Bevölkerung dieser Aussage zustimmte, waren es 2021 bereits knapp 80 %, was auf einen sehr starken Bewusstseinswandel verweist.