Seit 2007 wird im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) auch der emotionale Aspekt des subjektiven Wohlbefindens erfragt. Dieser Indikator erfasst das "Glücklich-Sein" der zurückliegenden vier Wochen und differenziert auf einer fünfstufigen Skala zwischen "sehr selten" (1) und "sehr oft" (5). Sowohl Männer als auch Frauen berichten seit Jahren ausgesprochen konstante Werte. Der Mittelwert lag bei Frauen und Männern seit Beginn der Erhebung bei 3,5. Im Pandemie-Jahr 2021 lag der Wert bei Frauen und Männern sogar leicht darüber bei 3,6. Ähnlich wie bei der Lebenszufriedenheit lässt sich dieser Befund möglicherweise damit erklären, dass das eigene Glück relativ stabil wahrgenommen wird und viele Menschen der Pandemie zunächst auch positive Aspekte abgewinnen konnten. Hier zeigt sich noch Forschungsbedarf.
Emotionales Glück und »Erfüllt-Sein«
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Sozialbericht: Kapitel 11.1.4 und 11.1.5
Der eudaimonische Aspekt des subjektiven Wohlbefindens, also der Grad des "Erfüllt-Seins", wurde von 2015 bis 2020 im SOEP erhoben. Dabei geht es um die Einschätzung, ob ich das, was ich mit meinem Leben mache, auch als wertvoll und nützlich empfinde. Die Skala reicht von "überhaupt nicht wertvoll und nützlich" (0) bis "vollkommen wertvoll und nützlich" (10). Verschiedene Studien haben darauf hingewiesen, dass der Grad des "Erfüllt-Seins" für das allgemeine subjektive Wohlbefinden von Frauen eine größere Rolle spielt als für das allgemeine subjektive Wohlbefinden von Männern. Tabelle 1 zeigt, dass Frauen und Männer in Deutschland einen sehr ähnlichen Grad des "Erfüllt-Seins" erlebten, der sich über die vergangenen Jahre nur wenig veränderte. Demnach lag der Durchschnittswert auf der Skala von 0 bis 10 im Zeitraum von 2015 bis 2020 sowohl für Männer als auch für Frauen nahezu konstant bei etwas über 7. Im Jahr 2020, also während der Coronapandemie, lag der Wert bei Frauen und Männern nur geringfügig niedriger als vor der Pandemie.
Fazit
Das allgemeine subjektive Wohlbefinden in Deutschland war auch in Zeiten der Coronapandemie überraschend hoch. Dies belegen alle der hier verwendeten Indikatoren: Das allgemeine kognitive Wohlbefinden, also die allgemeine Lebenszufriedenheit, erreichte im Pandemie-Jahr 2020 ihren Höchststand seit Beginn der Erhebung 1984. Auch das emotionale Wohlbefinden, also das "Glücklich-Sein" erreichte im Pandemie-Jahr 2021 seinen Höchststand. Das eudaimonische Wohlbefinden, also das "Erfüllt-Sein", blieb stabil. Dies lässt sich möglicherweise damit erklären, dass das individuelle Wohlbefinden relativ stabil ist und sich erst bei länger andauernden Krisen verändert. Denkbar ist auch, dass ein großer Teil der in Deutschland lebenden Menschen durch die staatlichen Hilfspakete finanziell recht gut geschützt wurde und zumindest zu Beginn der Pandemie der Eindruck überwog, dass das Land im internationalen Vergleich gut mit der Situation umging. Geschlechterunterschiede hinsichtlich des allgemeinen subjektiven Wohlbefindens sind kaum zu erkennen. Anders verhält es sich, wenn Sorgen in verschiedenen Lebensbereichen betrachtet werden. Hier zeigen sich teils große Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die auch über die Zeit stabil blieben. Frauen wiesen dabei in vielen Lebensbereichen ein geringeres subjektives Wohlbefinden auf als Männer. Sie gaben häufiger an, mit ihrem persönlichen Einkommen nicht zufrieden zu sein oder sich Sorgen um ihre Altersversorgung zu machen – ein Befund, der die in wichtigen Lebensbereichen immer noch nicht erreichte Gleichstellung von Frauen und Männern unterstreicht. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass die aufgezeigten Unterschiede trotz der gleichstellungspolitischen Bemühungen der vergangenen Jahre in vielen Bereichen nicht geringer geworden sind.
Frauen sorgten sich im Vergleich zu Männern ebenfalls etwas mehr um gesamtgesellschaftlich relevante Themen wie den Schutz der Umwelt, den Klimawandel und den Erhalt des Friedens. Dies waren auch die Themen, um die sich in den vergangenen Jahren insgesamt immer mehr Menschen große Sorgen machten.
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