Die Aufhebung der coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland markierte das Ende einer der schwersten Krisen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Coronapandemie beeinflusste nicht nur die Gesundheit und die ökonomische Situation der Bevölkerung, sondern auch das subjektive Wohlbefinden der Menschen. Mit diesen drei Dimension – Gesundheit, ökonomische Situation und subjektives Wohlbefinden – sind drei maßgebliche Einflussfaktoren der Lebensqualität einer Gesellschaft angesprochen, deren Herstellung zu den Kernaufgaben politischer Verantwortung zählt. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklung des subjektiven Wohlbefindens in Deutschland seit 1984. Insbesondere wird auf die Jahre 2020 und 2021 der Coronapandemie eingegangen. Wie bereits in anderen Studien gezeigt, wurde die Lebensqualität von Frauen stärker durch die Coronapandemie eingeschränkt als die der Männer. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt daher getrennt für beide Bevölkerungsgruppen.
Das subjektive Wohlbefinden der in Deutschland lebenden Menschen umfasst mehrere Dimensionen. Die Glücksforschung, deren Bedeutung in den vergangenen Jahren sowohl innerhalb der Wissenschaften als auch in öffentlichen Debatten enorm zugenommen hat, unterscheidet zwischen "kognitivem" Wohlbefinden, "emotionalem" Wohlbefinden und "eudaimonischem" Wohlbefinden. Kognitives Wohlbefinden kann als Grad der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und der Erfüllung eigener Erwartungen beschrieben werden. Dabei umfasst Zufriedenheit sowohl die empfundene allgemeine Lebenszufriedenheit als auch das Maß an Zufriedenheit mit bestimmten Lebensbereichen, beispielsweise der eigenen Gesundheit, der Arbeit oder der Freizeit. Das emotionale Wohlbefinden bezeichnet das Gefühl des "Glücklich-Seins" und bezieht sich auf den aktuellen Moment, den Tagesdurchschnitt oder, wie im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) erhoben, den Durchschnitt der vergangenen vier Wochen. Das "eudaimonische" Wohlbefinden bezeichnet den Grad des "Erfüllt-Seins". Damit verbunden ist die Frage, ob das, was man mit seinem Leben macht, als wertvoll und nützlich empfunden wird.
Lebensqualität umfasst daneben auch negative Gesichtspunkte wie persönliche Sorgen, beispielsweise um die eigene Gesundheit oder die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes, und Sorgen um gesamtgesellschaftlich relevante Themen, beispielsweise die Folgen des Klimawandels oder die Zunahme von Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass in Deutschland. Bestehen keine oder wenig derartige Sorgen, stellt dies ebenfalls ein Element von positivem Wohlbefinden dar.