Menschen können sich durch das Spenden von Geld für gemeinwohlorientierte Zwecke engagieren. Spenden sind ein freiwilliger finanzieller Transfer, bei dem die Spenderin oder der Spender keine äquivalente materielle Gegenleistung erhält. Die Spenden gehen zumeist an zivilgesellschaftliche Organisationen, die sie in der Regel an Bedürftige weiterleiten oder damit ausgewählte Projekte finanzieren.
Die Längsschnittbetrachtung des SOEP ermittelte für das Jahr 2019 einen Anteil von weniger als der Hälfte (43 %) der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger, die Geld gespendet haben. Im Vergleich zu 2017 (47 %) lässt sich somit ein leichter Rückgang der Spendenbereitschaft feststellen. Im Zeitverlauf zeigen sich nicht nur Unterschiede in der Spenderquote, sondern auch hinsichtlich der Spendenhöhe. Während 2009 die durchschnittliche Spendenhöhe 205 Euro betrug, stieg sie bis 2014 auf 257 Euro und erreichte im Jahr 2019 einen Betrag von 347 Euro. Generell zeigt sich dabei folgendes Muster: Über die Zeit spenden zwar anteilig weniger Personen, diese geben dafür aber einen höheren Betrag.
Nicht alle Bevölkerungsgruppen beteiligten sich in gleichem Maße an Spendenaktivitäten. Die Spendenbeteiligungsquote der Westdeutschen war 2019 um 9 Prozentpunkte höher als jene der Ostdeutschen. Bezüglich der geschlechtsspezifischen Unterschiede im Spendenverhalten zeigt sich, dass der Anteil der Frauen etwas höher ausfiel. Die unterschiedliche Spendenbeteiligung beider Geschlechter wird oft mit der durchschnittlich längeren Lebenserwartung von Frauen erklärt. Ältere Personen neigen eher dazu zu spenden als jüngere.
Besonders gering fällt der Anteil der Spendenden bei den befragten Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen aus. In der Gruppe der 17- bis 29-Jährigen hatte 2019 weniger als jede/jeder Vierte Geld gespendet. Viele Menschen beginnen offensichtlich erst im mittleren Alter (ab 30 Jahren) mit dem Spenden. In der Altersgruppe ab 70 Jahren steigt die Spendenbereitschaft deutlich an. Gleichwohl lässt sich seit 2014 ein leichter Rückgang der Spendenbeteiligung auch bei den Älteren feststellen.
Für den Einfluss des Alters auf das Spendenverhalten werden verschiedene Ursachen angeführt. Der soziale Generationenansatz geht davon aus, dass Menschen gleichen Alters zu einem ähnlichen Verhalten tendieren, da sie ähnliche Erfahrungen in ihrer Kindheit (zum Beispiel Krieg oder Solidarität in Krisensituationen) gemacht haben. Sozioökonomische Erklärungsansätze führen die größere Spendenbereitschaft älterer Personen hingegen eher auf deren bessere wirtschaftliche Situation durch höhere und gesicherte Einkommen sowie das angesammelte Vermögen zurück (siehe Interner Link: Kapitel 5.4). Ein höherer Wohlstand erlaubt es einer Person, einen Teil dieses Wohlstands anderen Menschen oder Projekten zukommen zu lassen, ohne selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten oder Verzicht leisten zu müssen. Insofern kann der Rückgang der Spendenbeteiligung bei den Älteren durchaus mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation zusammenhängen.
Ähnlich wie beim zivilgesellschaftlichen Engagement beeinflussen Bildungsmerkmale das Spendenverhalten gravierend. Personen mit einem Fach- oder Hochschulabschluss weisen für 2019 mit 61 % einen mehr als doppelt so hohen Anteil von Spenderinnen und Spendern auf als Personen ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss (25 %). Mit höherer Bildung und beruflicher Qualifikation steigt zugleich die durchschnittliche Spendenhöhe. Sie erreichte bei Personen mit Fach- oder Hochschulabschluss im Jahr 2019 durchschnittlich 505 Euro, während sie bei jenen ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss 224 Euro betrug.
Personen, die ehrenamtlich engagiert sind, spendeten nicht nur anteilig häufiger Geld als Nichtengagierte. Sie spendeten auch durchschnittlich deutlich höhere Beträge.
Insgesamt sind die Spendenzwecke sehr vielfältig. Laut dem Freiwilligensurvey spendeten im Jahr 2019 bei möglichen Mehrfachnennungen 24 % der Spenderinnen und Spender unter anderem für Kinder und Jugendliche, 20 % für die Behinderten- und Krankenhilfe, 19 % für die Not- und Katastrophenhilfe, 18 % für den Umwelt-, Natur- oder Tierschutz, 16 % für die Entwicklungshilfe und 15 % für den kirchlichen oder religiösen Bereich. Besonders eindrucksvoll ist die Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach den Berechnungen des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) wurde im Jahr 2022 mit 862 Millionen Euro die höchste Spendensumme für die Betroffenen mobilisiert, die jemals in Deutschland für einen bestimmten Anlass gespendet wurde. Diese beeindruckende Zahl zeugt von großer Solidarität und wird ergänzt durch unzählige Sachspenden und den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer besonders für die Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine.