Neben dem organisationsgebundenen Engagement, also jenem in zivilgesellschaftlichen Organisationen, finden auch in anderen Zusammenschlüssen Aktivitäten des freiwilligen Engagements statt. Es handelt sich dabei um ein weniger organisationsgebundenes Engagement, das in Selbsthilfegruppen, der Nachbarschaftshilfe, Initiativen, Projekten, selbstorganisierten Gruppen oder auch allein erfolgt und damit in geringerem Maße von Organisationen (wie Vereinen) reguliert wird. Das Engagement in solchen weniger formalisierten Zusammenschlüssen folgt seltener festen Regeln und hierarchischen Strukturen, wie sie zum Beispiel in Sportvereinen oder in Wohlfahrtsorganisationen zu finden sind. Die Engagierten bestimmen selbstständig über Ziele oder Aktivitäten, da bestimmte Gremien wie Vorstände fehlen. Einer geringeren Kontinuität und Planbarkeit des Engagements stehen dabei größere Spielräume für Kreativität und Improvisation gegenüber.
Diese Form des Engagements hat ebenfalls einen Bedeutungsaufschwung erfahren und in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 1999 waren nach Angaben des Freiwilligensurveys 10 % der Engagierten in solchen Zusammenschlüssen aktiv, 2019 waren es 17 %.
Dabei zeigen sich auffällige Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Frauen engagierten sich im Jahr 2019 häufiger (20 %) in individuell organisierten Gruppen als Männer (15 %). Der Unterschied zwischen den Geschlechtern erklärt sich wesentlich anhand der Aktivitätsbereiche, in denen das geringer organisationsgebundene Engagement stattfindet. Eine Studie von ZiviZ (2023) zum informellen Engagement auf Basis von Daten des Freiwilligensurveys zeigt, dass Menschen sich in erster Linie in den Bereichen Soziales (30 %), Kultur (25 %) sowie Schule und Kindergarten (23 %) informell engagieren. Es zählen also die Bereiche dazu, die allgemein stärker durch ein weibliches Engagement geprägt sind. Zur weiteren Ausgestaltung des informellen Engagements wird diesem eine hohe zeitliche Intensität bescheinigt. Das bedeutet, dass die informell Engagierten durchschnittlich mehr Stunden im Jahr freiwillig tätig sind als Vereinsengagierte. Insbesondere unter jenen, die sich "allein" engagieren, sind die jährlichen Engagementstunden hoch. Unterschiede bestehen auch zwischen den Altersgruppen: Das Engagement in individuell organisierten Gruppen wird besonders von jungen und älteren Menschen ausgeübt. Im Jahr 2019 engagierten sich bei den Jüngeren (im Alter von 14 bis 29 Jahren) 19 % in der Nachbarschaftshilfe, in Initiativen, Projekten, selbstorganisierten Gruppen oder "allein". Von den Älteren (60 Jahre und älter) waren es im gleichen Jahr 18 %. Die größeren Freiheitsgrade und Spielräume, die dieses Engagement bietet, sind mittlerweile sowohl für jüngere als auch für ältere Menschen attraktiv.
Eine weitere Form des zivilgesellschaftlichen Engagements stellen informelle Unterstützungsleistungen dar, die von Personen gegenüber Dritten unentgeltlich und freiwillig im privaten Raum erbracht werden, zum Beispiel Netzwerkinstallation im Haushalt, Handwerkstätigkeit und Einkaufshilfen. Dabei ist die außerfamiliale informelle Unterstützung von innerfamilialer Unterstützung zu unterscheiden. Informelle Unterstützung, die sich an nicht verwandte Personen richtet und in Form von kleinen Leistungen, sogenannten instrumentellen Hilfen wie Haushaltstätigkeiten, Kinderbetreuung und Pflege, außerhalb des eigenen Haushalts erfolgt, ist eine produktive Tätigkeit, die zur gesellschaftlichen Wohlfahrtsproduktion beiträgt und Ausdruck von Solidarität in der Gesellschaft ist. Gerade während der Coronapandemie kam dieser Engagementform ein hoher Stellenwert zu. Sie zeigte sich aber auch in besonderem Maße bei der Hilfe für Geflüchtete ab dem Jahr 2015 oder der Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine seit dem Jahr 2022.
Löst man die Unterscheidung von außerfamilialer und innerfamilialer Unterstützung auf, sind informelle Unterstützungsleistungen nach den Daten des SOEP im Zeitverlauf deutlich angestiegen. Im Jahr 1999 äußerte mehr als ein Drittel (37 %) der Befragten ab 17 Jahren, regelmäßig, das heißt mindestens einmal im Monat, Freunden, Verwandten oder Nachbarn bei Aufgaben des Alltags zu helfen. Im Jahr 2017 war es bereits fast die Hälfte (47 %). Hier zeigt sich: Es sind im Unterschied zum gering organisierten Engagement vor allem Männer und jüngere Menschen, die regelmäßig mithelfen, das heißt informell für andere aktiv sind. Dem Bildungsniveau kommt hier eine geringere Bedeutung zu.