Die Höhe der Rentenzahlung ist für die Lebensqualität der Rentnerinnen und Rentner der zentrale Aspekt der Alterssicherung durch die gesetzliche Rentenversicherung. Die Rentenhöhe wird hier unter Verwendung des ab Juli 2024 gültigen Rentenwerts verglichen. Die Werte zeigen somit für alle Geburtskohorten an, in welcher Höhe eine Rente ab dem 1. Juli 2024 gezahlt worden ist.
Die durchschnittlichen Renten der westdeutschen Frauen waren mit Abstand am niedrigsten. Sie haben dafür als Einzige eine zunächst leichte, dann deutlicher steigende Tendenz im Vergleich der Geburtskohorten. Nach einem geringen Rückgang bei den Geburtsjahrgängen 1944 bis 1946, als durchschnittlich sehr hohe Abschläge für vorzeitigen Rentenbezug die Rente deutlich verringerten, sind die Renten in der Tendenz für den Geburtsjahrgang 1955 um etwa 13 % höher als zum Beginn der Beobachtung, für den Jahrgang 1941, ausgefallen. Westdeutsche Männer und ostdeutsche Frauen erreichten im Geburtsjahrgang 1955 etwa das Niveau der 1941 Geborenen. Nach einer längeren Phase, in der jeweils später Geborene dieser Gruppen mit niedrigeren Renten auskommen mussten, wurden 2022 wieder die Werte erreicht, die vor der Phase der Rentenreformen im Durchschnitt erzielt wurden. Von diesem Trend weichen die ostdeutschen Männer ab, deren durchschnittliche Renten in der Tendenz weiter fallen.
In Ostdeutschland fielen für den Geburtsjahrgang 1941 die Renten höher aus als für Westdeutsche, und zwar für Männer und Frauen gleichermaßen. Die geschlechtsspezifische Rentenlücke betrug in diesem Jahrgang 397 Euro und damit 24 %. Sie schrumpfte im Vergleich der Geburtsjahrgänge auf nur noch 90 Euro (6 %) für den Jahrgang 1955, vor allem weil die Renten der Männer deutlicher sanken, während die Renten der Frauen für die letzten Geburtsjahrgänge auf gestiegenem Niveau verharrten. Die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen in Westdeutschland blieb dagegen beträchtlich, sank aber von 44 auf 34 %. Dies ist wesentlich auf den Anstieg der Altersrenten der Frauen zurückzuführen.
Zusammenfassung und Ausblick
Die gesetzliche Rentenversicherung ist das mit Abstand wichtigste Alterssicherungssystem. Im Jahr 2019 bezogen in Westdeutschland 85 % der Männer und 87 % der Frauen, in Ostdeutschland 97 % der Männer und 98 % der Frauen im Alter ab 65 Jahren Leistungen der gesetzlichen Rente. Ausnahmen von dieser Regel sind Beamte sowie langjährige Selbstständige und Beschäftigte in freien Berufen. Damit ist die gesetzliche Rentenversicherung der Taktgeber des Übergangs in den Ruhestand für die Gesellschaft. Das politische Ziel der Erhöhung des Rentenzugangsalters wurde für die Geburtsjahrgänge 1941 bis 1955 im Verlauf der vergangenen 20 Jahre erreicht. Allerdings hat das Hinausschieben der Rente trotz der längeren Versicherungszeit keine durchschnittlich höheren Renten zur Folge. Am stärksten ist bei den Männern in Ostdeutschland zu beobachten, dass die Renten auch im Durchschnitt sinken können, obwohl der Renteneintritt um mehr als ein Jahr herausgeschoben wurde. Die Erklärung findet sich in den Versicherungsbiografien. Weil es nur einer Minderheit der ostdeutschen Männer gelungen ist, durchgängig in den letzten Jahren vor der Rente sozialversicherungspflichtig beschäftigt zu sein, konnten sie die zusätzlichen Monate vor der Rente auch nicht für Einzahlungen in ihre Alterssicherung nutzen. Weil sehr viele Versicherte der gesetzlichen Rentenversicherung die früheste mögliche Rente gewählt haben, waren die für die vorzeitige Rente abgezogenen Abschläge für viele Jahre sinkender Renten verantwortlich. Auch in den nächsten Jahren wird es die Möglichkeit geben, einige Rentenzugänge mit deutlichen Abzügen vorzeitig zu wählen. Wenn sich das Rentenzugangsverhalten in Deutschland nicht ändert, dann werden auch diese Renten wieder stark nachgefragt werden. Am beliebtesten ist die Rente für besonders langjährig Versicherte nach 45 Versicherungsjahren ohne Abzüge, die von immer mehr Versicherten gewählt wird.