Bildung, Ausbildung und Berufswahl sind entscheidende Faktoren für spätere Arbeitsmarkt- und Verdienstchancen. Hier gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, die die Gleichstellung von Frauen und Männern beeinflussen (siehe auch Interner Link: Kapitel 3.1).
Ohne einen formalen Schulabschluss ist der Einstieg ins Arbeitsleben erschwert. Diesen schwierigen Start haben deutlich mehr Männer als Frauen, wie die Statistik der allgemeinbildenden Schulen zeigt. Die Verteilung von Abgängerinnen und Abgängern ohne Hauptschulabschluss ist im Zeitraum der vergangenen zehn Berichtsjahre nahezu unverändert geblieben. 2022 lag der Männeranteil bei denjenigen ohne Schulabschluss mit 61,6 % deutlich höher als der Frauenanteil (38,4 %).
Das Abitur ist dahingegen die Voraussetzung für die Aufnahme eines anschließenden Studiums. Die Studienberechtigtenquote, die aus der Statistik der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen berechnet wird, hat in den vergangenen Jahren bedingt durch Effekte in Zusammenhang mit der Umstellung der Gymnasien auf G8 beziehungsweise der Rückkehr zu G9 zwar zwischenzeitlich geschwankt. Unabhängig davon erwarben Frauen seit 2007 durchgehend häufiger die Studienberechtigung als Männer. Im Abgangsjahr 2022 lag die Studienberechtigtenquote bei Frauen mit 54,7 % rund 12 Prozentpunkte höher als bei Männern (42,6 %).
Naturwissenschaftliche und technische Berufe werden bis heute eher von Männern ausgeübt als von Frauen. Dies lässt sich zum Beispiel bei der Wahl zu MINT-Ausbildungsberufen im dualen System erkennen. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die vom Statistischen Bundesamt in der Berufsbildungsstatistik getroffene Auswahl der darunter gefassten Berufe erfolgt nach einer spezifischen Zusammenfassung der Berufsgattungen (Berufsaggregat) "MINT-Berufe" der Bundesagentur für Arbeit, die auch vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) verwendet wird. Der Anteil von Frauen, die sich in einem MINT-Ausbildungsberuf im dualen System befinden, stand nach Ergebnissen der Berufsbildungsstatistik zwischen 2017 und 2022 nahezu konstant auf dem niedrigen Niveau von 10,8 %.
Auch das Studienfach Ingenieurswissenschaften bleibt weiterhin überwiegend männlich besetzt, wie Ergebnisse der Prüfungsstatistik zeigen. So ist der Frauenanteil hier zwar in den vergangenen Jahren von 21,2 % (2012) leicht auf 25,9 % (2022) gestiegen, drei Viertel der Abschlussprüfungen in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften an Hochschulen in Deutschland wurden jedoch von Männern erfolgreich abgelegt.
Das Studienfach Lehramt im Primarbereich ist hingegen eindeutig weiblich dominiert. Hier wurden über viele Jahre hinweg fast neun von zehn erfolgreich abgelegten Abschlussprüfungen von Frauen bestanden (2022: 86,6 %).
Der Zugang zu Spitzenpositionen in Wissenschaft, Forschung und freier Wirtschaft setzen oft Promotion oder Habilitation voraus. Der Männeranteil im Jahr 2022 an erfolgreich absolvierten Promotionen überwog ähnlich wie in den vergangenen Jahren mit 53,9 % allerdings den der Frauen (46,1 %). Der Frauenanteil an den Habilitationen ist zwar seit 2012 um 9,5 Prozentpunkte gestiegen, Frauen blieben hier aber mit 36,5 % weiter stärker unterrepräsentiert.
Zusammenfassend für die Gleichstellung in Bildung, Ausbildung und Berufswahl zeigen die Ergebnisse, dass Frauen deutlich häufiger einen grundlegenden allgemeinbildenden Schulabschluss haben als Männer und höhere Studienberechtigungsquoten aufweisen. Bei den Promotionen liegt der Männeranteil etwas über dem der Frauen, während der Trend eine weitere Angleichung erwarten lässt. Dieser Befund beim Bildungserfolg spiegelt sich aber nicht in den Anteilen der besetzten Führungspositionen in der Gesellschaft wider, wie im Interner Link: Abschnitt 7.6.1 gezeigt. Unabhängig vom Bildungserfolg weisen Frauen und Männer darüber hinaus recht stabile geschlechtertypische Präferenzen bei der Berufswahl auf, aus denen sich Nachteile für Frauen im Erwerbseinkommen ergeben, wie im folgenden Abschnitt sichtbar wird.