Erwerbstätigkeit ermöglicht ein gesichertes Einkommen sowie ein von staatlicher Unterstützung unabhängiges Leben und kann sich positiv auf die soziale Integration und das Knüpfen von Kontakten und Freundschaften auswirken. Auf der einen Seite sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für die ukrainischen Geflüchteten in Deutschland dafür vergleichsweise günstig und die individuellen Voraussetzungen gut (unter anderem aufgrund durchschnittlich hoher Bildungs- und Berufsqualifikationen). Auf der anderen Seite waren die Geflüchteten insbesondere zu Beginn ihres Aufenthalts in Deutschland sehr unsicher, wie sich der Krieg weiter entwickeln würde, und hatten zudem Betreuungsaufgaben gegenüber ihren Kindern. Beides wirkte sich tendenziell einschränkend auf eine Arbeitsmarktintegration aus. Einer schnellen Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt standen auch die geringen Deutschkenntnisse im Wege. Im Sommer 2022 berichteten über 80 % der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland, dass sie eher schlechte oder gar keine Deutschkenntnisse haben.
Die Ergebnisse der ersten drei Befragungen im Rahmen der Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" sowie der Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zeigen, dass die Erwerbsbeteiligung der Geflüchteten seit Ankunft in Deutschland stetig gestiegen ist: Während zum Zeitpunkt der ersten Befragung im Sommer 2022 rund 16 % der Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter einer Erwerbstätigkeit nachgingen, stieg dieser Wert bis Anfang 2023 auf 19 % und bis zum dritten Befragungszeitraum im Sommer 2023 auf rund 23 %.
Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung nach Geschlecht und Alter des jüngsten Kindes im Haushalt zeigen die bestehenden Herausforderungen, eine Erwerbstätigkeit mit der Betreuung der eigenen noch nicht schulpflichtigen Kinder zu vereinbaren. So ist die Erwerbstätigenquote von Ukrainerinnen mit Kindern im Alter von null bis sechs Jahren zwischen den drei Befragungszeitpunkten am geringsten gestiegen und lag im Sommer 2023 mit 14 % deutlich niedriger als bei Frauen mit älteren Kindern oder ohne Kind. Für Männer zeigen sich hingegen kaum signifikante Zusammenhänge mit ihrer familiären Situation.