Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ab Februar 2022 hat die größte Fluchtbewegung in Europa seit Mitte des 20. Jahrhunderts ausgelöst. Insgesamt 4,3 Millionen Schutzsuchende aus der Ukraine lebten zu Beginn des Jahres 2024 innerhalb der Europäischen Union (EU). Vor Kriegsbeginn war Deutschland kein ausgeprägtes Zielland für Ukrainerinnen und Ukrainer; zum Jahresende 2021 lebten nur etwa 155.000 ukrainische Staatsangehörige in Deutschland. Innerhalb der ersten zwei Jahre des Krieges sind mittlerweile 1,4 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland zugezogen und gleichzeitig knapp 300.000 Menschen aus Deutschland wieder in die Ukraine fortgezogen.
Lebenssituation ukrainischer Geflüchteter in Deutschland: Einleitung
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Sozialbericht: Kapitel 7.4
Mit der erstmaligen Aktivierung der "Richtlinie zum vorübergehenden Schutz" der Europäischen Union unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine von denjenigen anderer Geflüchteter im Asylverfahren in Deutschland. Bereits in den ersten Wochen des Krieges haben alle Ukrainerinnen und Ukrainer einen mittlerweile bis März 2025 gültigen befristeten Aufenthaltstitel erhalten, der zudem eine schnellere Möglichkeit zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und für den Zugang zu Integrationskursen und Sozialleistungen bedeutet.
Der Umfang und die Struktur der Fluchtmigration aus der Ukraine haben in den vergangenen zwei Jahren die Sozialstruktur und den Arbeitsmarkt in Deutschland maßgeblich beeinflusst. Die Befunde der Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" zeigen, dass mit zunehmender Dauer des Aufenthalts in Deutschland und dem weiteren Verlauf des Krieges der Anteil derjenigen, die längerfristig in Deutschland bleiben wollen, kontinuierlich ansteigt: Im Spätsommer 2022 lag er bei 39 %, im Sommer 2023 bei 52 %.
Info 1Die Befragung »Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland«
Die Darstellungen dieses Kapitels basieren überwiegend auf der Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland (IAB-BiB/FReDA-BAMF-SOEP-Befragung)", die gemeinsam vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser Studie wurden erstmals im Sommer 2022 über 11.000 Ukrainerinnen und Ukrainer im Alter von 18 bis 70 Jahren befragt, die zwischen Februar und Juni 2022 nach Deutschland eingereist sind. Eine erste Wiederholungsbefragung der gleichen Personen erfolgte im Frühjahr 2023. Seit Sommer 2023 wird ein Teil dieser Studie als "BiB/FReDA-Befragung" fortgesetzt, in deren Rahmen weitere Wiederholungsbefragungen im halbjährigen Abstand stattfinden.
Vor diesem Hintergrund gibt das Kapitel einen Überblick darüber, wer aus der Ukraine nach Deutschland gekommen ist. Weiterhin beschreibt es die Lebenssituation der ukrainischen Geflüchteten, denn mit zunehmender Dauer der Fluchtsituation gewinnt das Einleben in die deutsche Gesellschaft immer mehr an Bedeutung.
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