Das Thema "Einsamkeit" wurde lange Zeit insbesondere als ein Problem im hohen Alter betrachtet. Doch vor allem während der Coronapandemie wurde vielen bewusst, dass Einsamkeit die Menschen jeden Alters treffen kann. Das Thema "Einsamkeit" ist deshalb in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt (siehe auch Interner Link: Kapitel 7.5). Einsamkeit umfasst das Einschätzen der eigenen Lebenslage als isoliert, zu wenig von sozialen Kontakten, Gesprächen und gemeinsamer Zeit mit anderen Menschen geprägt. Erstmals bei einer Zeitverwendungserhebung (ZVE) wurden im Jahr 2022 die Personen ab 10 Jahren zum Thema "Einsamkeit" befragt.
Demnach fühlte sich jede sechste Person (16 %) häufig einsam. Das entspricht knapp 12,2 Millionen Menschen in Deutschland. Im Altersgruppenvergleich waren junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen. Jede vierte Person (24 %) dieses Alters fühlte sich oft einsam. Hierbei ist zu beachten, dass die ZVE im gesamten Jahr 2022 stattfand und zu Jahresbeginn noch gewisse Corona-Beschränkungen bestanden. Zudem wirkten unter Umständen gerade bei jüngeren Menschen die Jahre 2020 und 2021 noch deutlich nach, die mit Kontaktbeschränkungen, harten Lockdowns, Homeschooling, geschlossenen Restaurants, Clubs und so weiter einhergingen. Soziale Kontakte, gemeinsames Erleben und Feiern, neue Leute kennenlernen, sprich: vieles, was gerade jüngeren Menschen wichtig ist, war auch 2022 noch nicht vollständig in der sonst üblichen Form möglich.
Am wenigsten ausgeprägt war das Gefühl der Einsamkeit bei Personen ab 65 Jahren. In dieser Gruppe fühlt sich nur jede zehnte Person (10 %) oft einsam. Bei diesem Ergebnis für die ab 65-Jährigen ist allerdings zu beachten, dass Hochbetagte in der Stichprobe unterrepräsentiert sind und Personen in Alten- und Pflegeheimen nicht in die Befragung einbezogen wurden.
Die Einsamkeitsbetroffenheit ist bei Frauen und Männern unterschiedlich. 18 % der Frauen gaben an, sich oft einsam zu fühlen, während es bei den Männern rund 15 % waren. Sowohl bei Frauen als auch Männern zeigt sich ein ähnliches Bild nach den Altersgruppen. Unter den Frauen waren die in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen. Hier stimmte jede Vierte (26 %) zu, sich oft einsam zu fühlen. Bei den Frauen ab 65 Jahren gab das hingegen nur jede neunte Frau (12 %) an. Am wenigsten einsam fühlten sich Männer ab 65 Jahren mit rund 8 %. Möglicherweise neigen Männer auch eher dazu, ihre empfundene Einsamkeit zu bagatellisieren. Auch hier sei nochmals auf die Unterrepräsentanz der Hochbetagten hingewiesen.
Der Haushaltskontext, in dem Personen leben, beeinflusst ebenfalls das Gefühl der Einsamkeit. Mit 40 % fühlten sich die Mütter und Väter in Alleinerziehenden-Haushalten am häufigsten einsam. Von den 10- bis 17-Jährigen in diesem Haushaltstyp sagten 19 %, dass sie oft einsam sind. Bei den Alleinlebenden war es jede vierte Person (26 %). In Paarhaushalten mit Kind(ern) fühlten sich 14 % der Elternteile oft einsam. Bei den 10- bis 17-Jährigen in diesen Haushalten waren es 15 %. Mit 9 % am seltensten einsam fühlten sich Personen in Paarhaushalten ohne Kind.