In der Zeit zwischen 22:30 Uhr und 8:00 Uhr waren Schlafen und Körperpflege die häufigste "Tätigkeit", mit einem Höhepunkt von 98 % zwischen 3:00 Uhr und 4:00 Uhr in den frühen Morgenstunden. Während dieser Anteil im Verlauf des Morgens immer weiter abnahm, wuchs der Anteil für (bezahlte und unbezahlte) Arbeit oder Bildung: Ab 8:10 Uhr waren dann mehr Personen mit Arbeit oder Bildung beschäftigt als mit Schlafen und Körperpflege. Zwischen 10:10 Uhr und 11:50 Uhr war dieser Anteil mit rund 60 % am höchsten. Um 17:00 Uhr dominierten erstmals am Tag die Freizeitaktivitäten und erreichten den Höchststand um 20:50 Uhr mit 74 %. Um 22:30 Uhr war dann gut die Hälfte aller Personen wieder mit Körperpflege beschäftigt oder schlief schon. Rund 40 % waren noch wach und verbrachten ihre Zeit mit Freizeitaktivitäten.
Zeitverwendung im Überblick
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Sozialbericht: Kapitel 5.5.1
Wenn die durchschnittliche Verteilung der 24 Stunden des Tages auf die wesentlichen Aktivitätskategorien betrachtet wird, so entfiel mit mehr als 11 Stunden fast die Hälfte des Tages auf die persönlichen Grundbedürfnisse, also auf Schlafen, Essen und Körperpflege. Mehr als 6 Stunden und damit gut ein Viertel des Tages entfiel auf Erwerbstätigkeit, Bildung und unbezahlte Arbeit.
Ebenfalls mehr als 6 Stunden oder ein Viertel des Tages wurde für Freizeitaktivitäten verwendet. Der größte Teil dieser Zeit entfiel mit fast 3 Stunden auf die Mediennutzung, zum Beispiel Fernsehen, Streaming-Dienste und Lesen, gefolgt von der Zeit für soziales Leben und Unterhaltung mit knapp 2 Stunden. Für Sport, Hobbys und Spiele wurde mit durchschnittlich gut 1 Stunde pro Tag die wenigste freie Zeit aufgewendet.
Info 2Unbezahlte Arbeit
Zu unbezahlter Arbeit zählen zum einen Tätigkeiten der Haushaltsführung wie das Zubereiten von Mahlzeiten, die Instandhaltung von Haus und Wohnung, die Textilpflege, handwerkliche Tätigkeiten und das Einkaufen. Darüber hinaus umfasst sie auch die Betreuung von Kindern des Haushalts und von anderen Haushaltsmitgliedern, die Unterstützung von Personen in anderen Haushalten sowie ehrenamtliches und freiwilliges Engagement. Mit diesen Tätigkeiten verbundene Wegezeiten werden ebenfalls berücksichtigt.
Zur Abgrenzung der unbezahlten Arbeit von persönlichen Tätigkeiten und Freizeitaktivitäten wird das sogenannte "Dritt-Personen-Kriterium" herangezogen. Danach zählen alle Aktivitäten, die auch von einer anderen Person gegen Bezahlung übernommen werden können, zur unbezahlten Arbeit. Dieses Vorgehen ist international üblich und entspricht den Empfehlungen des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat).
Hierunter fallen die bezahlte Arbeitszeit in Haupt- und Nebenerwerbstätigkeit einschließlich Pausen und Wegezeiten. Auch die Suche nach einer Arbeitsstelle wird der bezahlten Arbeit zugeordnet.
Hierzu zählen Unterrichtszeiten in der Schule, Lehrveranstaltungen an einer Hochschule oder Weiterbildungsmaßnahmen im Beruf oder in der Freizeit. Auch Pausen, Lernzeiten, die Teilnahme an schulischen Betreuungsangeboten sowie mit den Bildungsaktivitäten verbundene Wegezeiten werden hier zugeordnet.
Hierzu zählt die Mediennutzung, zum Beispiel Fernsehen, Streaming-Dienste und Lesen, weiterhin der Bereich soziales Leben und Unterhaltung, zum Beispiel Treffen im Freundes- und Familienkreis, Besuche von Kultur- oder Sportveranstaltungen, aber auch Ausruhen sowie die Nutzung sozialer Medien. Auch der Bereich Sport, Hobbys und Spiele sowie die mit Freizeitaktivitäten verbundenen Wegezeiten werden einbezogen.
Bei diesen Zeitangaben ist zu berücksichtigen, dass es sich um Durchschnittswerte beispielsweise über Jung und Alt, Männer und Frauen, Erwerbstätige und Nichterwerbstätige handelt. Hier fließt also die Zeitverwendung so unterschiedlicher Gruppen wie Schulkinder, Vollzeiterwerbstätige oder Rentnerinnen und Rentner ein. Zudem wurde der Durchschnitt über Werktage und Wochenenden hinweg gebildet. Daraus resultiert zum Beispiel ein über alle Personen ab 10 Jahren gerechneter Durchschnittswert für Erwerbstätigkeit von rund 2,5 Stunden am Tag. Wenn man jedoch nur diejenigen betrachtet, die in der Erhebung überhaupt Zeitangaben für Erwerbstätigkeit gemacht haben, dann liegt die durchschnittliche Erwerbstätigkeit dieser Personen bei gut 7,5 Stunden pro Tag. Die Betrachtung von Durchschnittsangaben über alle Befragten mag alltagsfern anmuten. Sie macht aber generelle Verschiebungen in der Zeitverwendung der Bevölkerung im Zeitvergleich sichtbar.
Im Vergleich zur Erhebung 2012/13 sind sowohl der durchschnittliche Tagesablauf als auch die Grundstruktur der Zeitverwendung nahezu identisch geblieben. Innerhalb der Kategorien gibt es jedoch Veränderungen: So wurden 2022 im Schnitt über alle Personen ab 10 Jahren hinweg pro Tag 13 Minuten weniger für Erwerbstätigkeit und Bildung aufgewendet als zehn Jahre zuvor. Gut die Hälfte dieses Rückgangs hat seine Ursache in geringeren Wegezeiten. Hier liegt ein Zusammenhang mit dem verstärkten Arbeiten aus dem Homeoffice auch nach der Coronapandemie nahe. Demgegenüber wendeten die Menschen 2022 im Schnitt 5 Minuten mehr für die persönlichen Grundbedürfnisse auf als 2012/13. Mit Freizeitaktivitäten verbrachten sie 4 Minuten mehr. Im Schnitt 7 Minuten mehr als zehn Jahre zuvor wurden für unbezahlte Arbeit aufgewendet, hier besonders für die Kinderbetreuung.
Je enger man die Betrachtung auf einzelne Personengruppen und Aktivitätsbereiche eingrenzt, desto sichtbarer werden Veränderungen in der Zeitverwendung. Im Folgenden wird die Zeitverwendung für bezahlte und unbezahlte Arbeit betrachtet, mit denen die meisten Menschen in Deutschland von morgens bis zum Abend den Großteil ihrer Zeit verbringen. Hier zeigen sich im Zehnjahresvergleich durchaus nennenswerte Veränderungen.
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