Das Merkmal der Erwerbsbeteiligung spielt – wie bereits erwähnt – eine wichtige Rolle bei der Messung der Armutsgefährdungsquote. Personen aus Haushalten mit einer sehr geringen Erwerbsbeteiligung weisen ein überdurchschnittlich hohes Armutsgefährdungsrisiko von 52,5 % auf. Im Jahr 2023 lebten 9,9 % der Bevölkerung in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung. Im Jahr 2021 waren es 9,5 %.
Basierend auf den bisher vorgestellten beiden Sozialindikatoren zur Armutsgefährdung und zur erheblichen materiellen und sozialen Entbehrung wurde unter Einbeziehung des Merkmals der sehr niedrigen Erwerbsbeteiligung ein weiterer Indikator für die Sozialberichterstattung gebildet: der AROPE-Indikator (At Risk Of Poverty or social Exclusion). Er gilt heute als die zentrale statistische Kennziffer für die Messung von Armutsgefährdung oder sozialer Ausgrenzung.
Info 8 AROPE-Indikator
Die zentrale statistische Kennziffer für die Messung von Armutsgefährdung oder sozialer Ausgrenzung ist der AROPE-Indikator (At Risk Of Poverty or social Exclusion). Es handelt sich dabei um einen zusammengesetzten Indikator, in dem neben den Aspekten der monetären Armutsgefährdung und der materiellen und sozialen Entbehrung zusätzlich die gemessene Erwerbsbeteiligung im Haushalt berücksichtigt wird. Personen aus Haushalten mit einer sehr geringen Erwerbsbeteiligung weisen auch ein überdurchschnittlich hohes Armutsgefährdungsrisiko auf. Insofern wird hier angenommen, dass Haushalte mit einer sehr geringen Erwerbsbeteiligung der Haushaltsmitglieder – ob freiwillig oder unfreiwillig (zum Beispiel aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Krankheit) – sich in einer eher prekären Lebenslage befinden. Damit sind sie eher von sozialer Ausgrenzung bedroht als Haushalte mit einer hohen Erwerbsbeteiligung. Rentnerhaushalte, für die eine Erwerbsbeteiligung in der Regel nicht mehr relevant ist, bleiben hier unberücksichtigt.
Für den AROPE-Indikator werden alle Personen gezählt, für die mindestens eine der drei folgenden Bedingungen zutrifft:
Das Einkommen der Person liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze.
Die Person lebt in einem Haushalt, auf den erhebliche materielle und soziale Entbehrung zutrifft.
Die Person lebt in einem Haushalt mit einer sehr geringen Erwerbsbeteiligung (unter 20 %) der erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder.
Trifft mindestens einer dieser drei Aspekte auf eine Person zu, so gilt diese Person als "armutsgefährdet oder von sozialer Ausgrenzung bedroht".
Auf der Grundlage des AROPE-Indikators waren im Jahr 2023 in Deutschland 21,3 % der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht (siehe Abbildung 1). Im Jahr 2021 war der Anteil mit 21,0 % etwas geringer. Von den einkommensärmsten 20 % (erstes Quintil) der Bevölkerung war im Jahr 2023 mit 79,3 % die deutliche Mehrheit von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Im zweiten Quintil – also der nächsthöheren Einkommensschicht – betraf das nur noch 14,9 % der Personen. In den höheren Einkommensschichten war der Anteil wesentlich geringer und verdeutlicht damit den engen Zusammenhang zwischen Einkommenslage, Erwerbssituation sowie materieller und sozialer Entbehrung.