Wie sehr prägt die Digitalisierung das Leben der privaten Haushalte? Vom Einkauf über die Informationsbeschaffung bis hin zur Unterhaltung: Immer mehr alltägliche Aktivitäten finden über das Internet statt. Ob Terminvereinbarungen, Ticketbuchungen oder Überweisungen – viele Dienstleistungen werden fast nur noch online angeboten. Das Netz ist integraler Bestandteil der Lebenswelt von fast allen Menschen in Deutschland. Darüber, wie die Menschen das Internet nutzen, informiert jährlich die amtliche Erhebung über die private Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Im Jahr 2023 hatten 92 % der privaten Haushalte in Deutschland einen Internetzugang – das waren knapp 33 Millionen Haushalte. Während Einpersonenhaushalte mit einem Anteil von 86 % etwas seltener über Internet verfügten, betrug der Anteil bei Haushalten von zwei Erwachsenen ohne Kind 92 %. Bei den Haushalten mit Kindern unter 16 Jahren war nahezu Vollausstattung erreicht.
Deutschland ist online – 95 % aller Personen von 16 bis 74 Jahren nutzten 2023 das Internet. Vor allem die Generation 65 plus hat in den vergangenen Jahren weiter aufgeholt: Im Jahr 2023 waren 85 % der älteren Menschen online, zwei Jahre zuvor waren es in dieser Altersgruppe noch 79 %.
Aktivitäten im Netz
Die Internetaktivitäten reichten von Informationsbeschaffung, Kommunikation und Unterhaltung bis hin zum Einkaufen im Netz und zur Online-Erledigung von Behördenangelegenheiten und Bankgeschäften. Hier sind die Anteile der einzelnen Aktivitäten im Vergleich zu 2021 nahezu ausnahmslos gestiegen. Besonders stark war der Anstieg beim Telefonieren via Internet: 64 % der Bevölkerung von 16 bis 74 Jahren telefonierte im ersten Quartal 2023 über das Internet. Im Jahr 2021 waren es 56 %. Auch der Anteil derjenigen, die ihre Bankgeschäfte online erledigten, stieg von 50 % im ersten Quartal 2021 auf 57 % im Jahr 2023. Einzig die Informationsbeschaffung über Waren und Dienstleistungen verzeichnete einen starken Rückgang von 61 % Anfang 2021 auf nur noch 42 % Anfang 2023. Dieser Rückgang bestätigt die bestehende Krise des Online-Handels. Während die Online-Käufe während der Coronapandemie stark zugenommen hatten, waren sie mit Ablauf der Pandemie stark rückläufig. Auch die steigende Inflation könnte das Verbraucherverhalten diesbezüglich erheblich beeinflusst haben.
Der Austausch via E-Mail sowie die Suche nach Informationen über Waren und Dienstleistungen war bei allen Altersgruppen gleichermaßen stark beliebt. Die Teilnahme an sozialen Netzwerken sowie das Telefonieren via Internet wurden eher von den jüngeren Personen bis 44 Jahre genutzt. Online-Banking wurde am stärksten von der Altersgruppe von 25 bis 64 Jahren genutzt.
Online-Einkäufe
Online-Shopping ist inzwischen sehr verbreitet: Gut 82 % der Bevölkerung im Alter von 16 bis 74 Jahren gaben 2023 an, in der Vergangenheit schon einmal etwas im Internet gekauft zu haben. Das waren etwas mehr als zwei Jahre zuvor, als der Anteil noch bei 80 % lag. Vor allem in der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen haben Online-Einkäufe an Beliebtheit gewonnen: Hier stieg der Anteil derer, die online eingekauft hatten, von 55 % im Jahr 2021 auf 62 % zwei Jahre später.
Für das erste Quartal 2023 gaben 51 % der Bevölkerung im Alter von 16 bis 74 ahren an, Kleidung und Sportartikel über das Internet gekauft zu haben. Filme und Musik hatten 30 %, Eintrittskarten für Sport-Events, Konzerte, Kino- und Theatervorstellungen oder andere Veranstaltungen hatten 23 % online gekauft. Ebenfalls 23 % kauften Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs online ein. Bücher und Zeitschriften einschließlich E-Books und digitale Zeitschriftenausgaben hatten 21 % über das Internet gekauft. Anfang 2023 hatten zudem 22 % der Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren Urlaubsunterkünfte über das Internet gebucht, und 15 % hatten Transport- und Reisedienstleistungen online gekauft.
Das Internet ist nicht nur der Marktplatz für den Kauf von Waren und Dienstleistungen von kommerziellen Anbietern, sondern auch ein Ort, an dem Waren und Dienstleistungen von privater Seite veräußert werden. Rund 17 % der Personen im Alter von 16 bis 74 Jahren nutzten im ersten Quartal 2023 das Internet als Verkaufsplattform für Waren und Dienstleistungen.
Behördenkontakte über Internet
Auch viele Behördenangelegenheiten (zum Beispiel bei An- und Abmeldung des Wohnsitzes, Beantragen von Dokumenten oder Sozialleistungen) können online geregelt werden, sofern entsprechende Online-Angebote auch tatsächlich verfügbar sind. Im ersten Quartal 2023 hatte jede zweite Person (50 %) zwischen 16 und 74 Jahren Online-Kontakte mit Behörden und öffentlichen Institutionen. Zumeist ging es dabei um die Informationssuche auf den entsprechenden Behörden-Webseiten und -Apps (34 %) sowie um das Herunterladen oder Ausdrucken von amtlichen Formularen (31 %). Mehr als jede vierte Person (28 %) tätigte Terminvereinbarungen oder Reservierungen über die entsprechenden Webseiten oder Apps der Behörden. Jede fünfte Person (20 %) hat aktiv Mitteilungen oder Dokumente durch Online-Zugriff auf das eigene Konto von Behörden abgerufen.
Hassreden und Fake News
Im Internet findet sich vermehrt sogenannte Hassrede oder "Hatespeech". Das sind Informationen oder Kommentare, die feindselig oder erniedrigend gegenüber Personengruppen oder Einzelpersonen sind. Gut ein Viertel (27 %) derjenigen, die das Internet nutzen, hat nach eigener Einschätzung im 1. Quartal 2023 auf Webseiten oder in den sozialen Medien Beiträge im Zusammenhang mit Hassrede wahrgenommen. Damit waren rund 15,8 Millionen Internetnutzende im Alter von 16 bis 74 Jahren mit Hatespeech-Beiträgen konfrontiert – unabhängig davon, ob die als Hassrede wahrgenommenen Beiträge gegen die eigene Person oder andere gerichtet waren.
Jüngere Internetnutzende nahmen häufiger Hatespeech im Netz wahr als ältere. So beobachteten mehr als ein Drittel (36 %) der Internetnutzenden im Alter von 16 bis 44 Jahren Hatespeech-Beiträge. Von den Internetnutzenden im Alter von 45 bis 64 Jahren stieß dagegen lediglich ein Fünftel (20 %) auf Hassrede im Netz. In der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren lag der Anteil bei etwa einem Siebtel (14 %).
Feindselige oder erniedrigende Beiträge und Kommentare können aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften oder Ansichten der angegriffenen Person oder Personengruppe verfasst werden. 79 % der Internetnutzenden, die Hatespeech wahrgenommen haben, gaben an, dass die Angriffe aufgrund politischer oder gesellschaftlicher Ansichten erfolgten. Angriffe wegen der ethnischen Herkunft beziehungsweise rassistische Äußerungen beobachteten 58 %. Angriffe wegen der sexuellen Orientierung von Personen nahmen 54 % wahr. Darüber hinaus wurde Hassrede auch der Religion oder Weltanschauung (47 %), dem biologischen Geschlecht (38 %) oder einer Behinderung (23 %) zugeordnet. Mehrfachnennungen waren dabei möglich.
Beim Surfen im Internet stoßen Internetnutzende nicht nur auf Hassrede, sondern auch auf Falschinformationen, sogenannte Fake News. Im 1. Quartal 2023 fand fast die Hälfte der Internetnutzenden (48 % beziehungsweise 27,8 Millionen Personen von 16 bis 74 Jahren) auf Webseiten oder Social-Media-Plattformen Informationen vor, die nach eigener Einschätzung unwahr oder unglaubwürdig waren.