Der Vergleich der idealen und tatsächlichen Arbeitszeit für Mütter und Väter nach Alter der Kinder hat zwei Dinge verdeutlicht:
Erstens, dass Väter in der Rushhour des Lebens im Durchschnitt weitaus mehr Stunden mit Erwerbsarbeit verbringen, als es gesellschaftlich erwartet wird. In dieser wichtigen Phase haben sie so weniger Zeit für die Familie.
Zweitens, dass Mütter nach der Rushhour des Lebens im Durchschnitt weitaus weniger Stunden einer Erwerbsarbeit nachgehen, als es die Norm in der jungen und mittleren Generation ist. Sie bleiben dadurch öfter ökonomisch abhängig vom Partner, haben weniger Rentenansprüche und ihr Erwerbsarbeitspotenzial für den Arbeitsmarkt wird so nicht vollständig ausgeschöpft.
Für den folgenden Abschnitt wurde hochgerechnet, welche Konsequenzen es für den Arbeitsmarkt hätte, wenn Eltern ihre Arbeitszeit an die Fürsorgebedürfnisse der Kinder beziehungsweise die steigende verfügbare Zeit nach der Rushhour des Lebens anpassen würden – also an die entsprechenden heutigen Arbeitszeitnormen der jungen und mittleren Generation. Dabei wurde für jedes Alter des jüngsten Kindes von 2 bis 18 Jahren die Differenz zwischen idealer und realer Arbeitszeit pro Woche auf Basis von FReDA-Daten berechnet, wobei die Werte für die ideale Arbeitszeit für die Altersjahre der Kinder, nach denen in FReDA nicht explizit gefragt wurde, hochgerechnet (interpoliert) wurden. Anschließend wurde diese Differenz mit der Zahl der Mütter beziehungsweise Väter multipliziert, die Kinder in dem jeweiligen Alter haben. Diese absolute Zahl von Müttern und Vätern wurde auf Basis des Mikrozensus 2021 berechnet. Tabelle 1 zeigt diese Berechnungen für Mütter, Tabelle 2 für Väter. Dabei wurde in der ganz rechten Spalte unter der Annahme einer 40-Stunden-Woche die Differenz der Stunden in Vollzeitäquivalente (VZÄ) hochgerechnet. Vereinfacht entspricht dabei ein Vollzeitäquivalent einer Vollzeitstelle mit 40 Stunden pro Woche.
Die hochgerechneten Befunde zeigen, dass die Kluft zwischen Ideal und Realität der Arbeitszeit je nach Geschlecht des Elternteils und nach Alter des Kindes unterschiedlich groß ist. Bei Müttern verdeutlicht die hohe Differenz – vor allem nach der Rushhour des Lebens – das Potenzial für den Arbeitsmarkt: Hochgerechnet stünden dem Arbeitsmarkt 593.000 Vollzeitäquivalente mehr zur Verfügung, wenn Mütter nach der Rushhour des Lebens (und bis zum Alter der Kinder von 18 Jahren) in dem Maße erwerbstätig sein würden, wie es den Idealvorstellungen entspricht. In der Rushhour des Lebens sind die weiteren Potenziale von Müttern für den Arbeitsmarkt relativ gering mit 52.000 Vollzeitäquivalenten, da reale und ideale Arbeitszeiten in dieser Phase ähnlich sind.