Viele deutsche und europäische Befragungen zu Einstellungen der jungen und mittleren Erwachsenengeneration zeigen hohe Zustimmung zu egalitären Rollenverhältnissen. Beispielsweise stimmten in der Familienleitbildstudie des BiB von 2016 über 60 % der jungen Männer der Aussage zu, dass Väter für ihre Kinder auch beruflich kürzertreten sollten. Auch waren die meisten jüngeren Erwachsenen der Auffassung, dass Berufstätigkeit für Frauen ähnlich wichtig sei wie für Männer. Diese egalitären Bekenntnisse von der großen Mehrheit der jüngeren Erwachsenen steht im starken Kontrast zur tatsächlichen oft traditionelleren Arbeitsteilung, die insbesondere nach der Geburt von Kindern eintritt und sich danach oft verfestigt. Die meisten Väter arbeiten Vollzeit im Beruf und machen häufig Überstunden, während viele Mütter halbtags einer Erwerbsarbeit nachgehen. Der Gender Care Gap (siehe auch
Um realistische Einstellungen zu erfragen, die konkreter als allgemeine Lippenbekenntnisse sind, wurden im familiendemografischen Panel (FReDA) die als ideal angesehenen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erhoben. Dabei wurde nicht nur zwischen Teilzeit und Vollzeit unterschieden, sondern auch nach der genauen Anzahl der wöchentlichen Arbeitsstunden gefragt. Die Frage in FReDA lautet: "Stellen Sie sich eine Familie mit Mutter, Vater und einem 2-jährigen Kind vor. Sollte die Mutter Vollzeit, Teilzeit oder gar nicht arbeiten?", wobei für Vollzeit 40 Stunden erfasst wurden und bei Teilzeit nachgefragt wurde "Wie viele Stunden sollte die Mutter pro Woche arbeiten?". Um die Lebensverlaufsperspektive von Familien zu berücksichtigen, wurden diese Fragen für unterschiedliche Szenarien gestellt: zusätzlich für Familien mit Mutter, Vater und zwei Kindern und dem Alter des jüngsten Kindes von 4, 8, 12 oder 18 Jahren. In FReDA wurden Personen im jungen und mittleren Erwachsenenalter, 18 bis 50 Jahre, befragt.
Abbildung 1 zeigt, dass für Mütter in der Rushhour des Lebens die als ideal angesehenen durchschnittlichen Erwerbsarbeitszeiten deutlich niedriger sind als in Phasen, in denen das jüngste Kind älter ist. Ist das jüngste Kind zwei Jahre alt, wurden 21 Stunden als ideal angegeben, bei vier Jahren 26 Stunden und bei acht Jahren 30 Stunden. Ist das jüngste Kind 18 Jahre alt, stieg die als ideal angesehene Erwerbsarbeitszeit auf 36 Stunden pro Woche an.