Betriebe sind in Deutschland mit Abstand der größte Anbieter von Weiterbildung. Im Jahr 2020 boten sie laut der Daten des Adult Education Survey (AES) 41 % aller besuchten nonformalen Weiterbildungskurse an. Das bedeutet, dass viele Kurse von den Betrieben, in denen die Beschäftigten arbeiten, selbst organisiert werden. Allerdings stellen nicht alle Betriebe ihren Beschäftigten Weiterbildungsmöglichkeiten bereit. Nach Daten des Continuing Vocational Training Survey (CVTS) boten im Jahr 2020 fast zwei Drittel (63 %) der Betriebe Lehrveranstaltungen an. Wenn andere betriebliche Lernformen wie Weiterbildung am Arbeitsplatz oder Lern- und Qualitätszirkel dazugerechnet werden, sind sogar mehr als drei Viertel (77 %) der Betriebe als Anbieter aktiv. Allerdings ist dies bei kleineren Betrieben deutlich seltener der Fall als bei Großbetrieben.
Neben den Betrieben, die selbst Weiterbildung für ihre Beschäftigen anbieten, sind kommerzielle Akteure die größten Anbieter von Weiterbildungskursen, während staatliche und nicht kommerzielle Institutionen wie Volkshochschulen nur einen kleinen Anteil haben. Nach Daten des AES waren 2020 vor allem andere Betriebe, zum Beispiel die Hersteller einer verwendeten Maschine oder Software (16 % der Kurse), selbstständige Lehrkräfte (10 %) und kommerzielle Bildungsinstitute (7 %) für einen Großteil der Kurse, die nicht von den Betrieben selbst angeboten wurden, verantwortlich. Andere Anbieter wie Berufsverbände (5 % der Kurse), (Fern-)Hochschulen (4 %) und Volkshochschulen (2 %) spielten eine deutlich geringere Rolle. Diese Zahlen spiegeln die starke Ausrichtung der meisten Kurse auf betriebliche und berufliche Anforderungen wider. Bei den nicht berufsbezogenen Kursen sind die Volkshochschulen beispielsweise deutlich stärker vertreten.
Zusammenfassung und Ausblick
Lebenslanges Lernen wird in Deutschland für immer mehr Menschen gelebte Realität, denn inzwischen nehmen pro Jahr mehr als die Hälfte der Erwachsenen an Weiterbildungsangeboten teil. Allerdings bleibt weiterhin eine große Gruppe den Lernangeboten fern. Die Längsschnittanalysen mit den Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zeigen, dass etwa ein Sechstel der Erwachsenen in Deutschland dauerhaft nicht an Weiterbildung teilnimmt. Zudem wird aus den Daten ersichtlich, dass ein Großteil der Weiterbildung über den Betrieb und den Beruf gesteuert wird. Es ist also häufig weniger die individuelle Motivation zum Lernen, die fehlt, sondern der Mangel an strukturellen Voraussetzungen. Für viele ist es aufgrund fehlender Möglichkeiten zur Weiterbildung und passender Lernangebote schwierig, mit den wachsenden Anforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt Schritt zu halten.
Die Coronapandemie hatte großen Einfluss auf die Beteiligung insbesondere an nonformalem Lernen. Vielfach wurden Kurse wegen der Kontaktbeschränkungen abgesagt, was sich in den geringeren Teilnahmequoten widerspiegelt. Gleichzeitig wurden die Weiterbildungsangebote stark digitalisiert. Dabei zeigen die Daten des Adult Education Survey (AES) aus dem Jahr 2020, dass viele nonformale Kurse mithilfe von digitalen Medien wie Webinaren und Lernplattformen durchgeführt wurden. Auch informelles berufliches Lernen fand während der Pandemie häufiger digital statt, wie die Daten des NEPS belegen. Ob sich diese Digitalisierung der Weiterbildung auch in der Zeit nach der Pandemie hält und welche Folgen dies für die Teilnahme in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen hat, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.