Maximilian BachKatharina GawronskiStefanie HoffmannMichael Mudiappa
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Sozialbericht: Kapitel 3.1.5
Der Hochschulbereich ist der Teil des Bildungssystems, der eine akademische Ausbildung vermittelt. Die Hochschulen qualifizieren den wissenschaftlichen Nachwuchs und schaffen mit ihren Forschungsergebnissen die Grundlagen für Innovationen. Im Wintersemester 2022/23 gab es in Deutschland insgesamt 423 staatlich anerkannte Hochschulen. Davon waren 182 Universitäten (einschließlich Theologischer und Pädagogischer Hochschulen sowie Kunsthochschulen) und 241 Fachhochschulen (einschließlich Verwaltungsfachhochschulen).
Studierende, Studienanfängerinnen und Studienanfänger
Im Wintersemester 2022/23 waren über 2,9 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Davon waren drei von fünf Studierenden an Universitäten eingeschrieben und zwei Fünftel an Fachhochschulen.
Die Gesamtzahl der Studierenden lag an den Hochschulen in Deutschland im Wintersemester 2022/23 um 17 % höher als im Wintersemester 2012/13, obwohl zuletzt ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr festzustellen war. Dagegen hat sich die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger gegenläufig entwickelt: Im Studienjahr 2022 (Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/23) nahmen rund 474.000 Personen erstmals ein Studium an einer deutschen Hochschule auf. Dies bedeutete den ersten Anstieg zum Vorjahr, nachdem die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger über vier Jahre rückläufig war. Insgesamt lag die Zahl der "Erstsemester" im Studienjahr 2022 um 4 % unter der von 2012 und sogar um 8 % unter der von 2017. Dabei vollzog sich der Rückgang seit 2012 vor allem an den Universitäten (– 12 %), während die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger an den Fachhochschulen im selben Zeitraum um 7 % angestiegen ist.
Die Wahl eines Studienfachs wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst: von den persönlichen Interessen der Studienanfängerinnen und -anfänger, vom Studienangebot der Hochschulen und von Zulassungsbeschränkungen (zum Beispiel Numerus-Clausus-Regelungen und hochschulinternen Zulassungsverfahren). Eine wichtige Rolle bei der Wahl des Studiengangs spielen auch die zum Zeitpunkt der Einschreibung wahrgenommenen und künftig erwarteten Chancen, die ein bestimmter Studienabschluss auf dem Arbeitsmarkt bietet. Die meisten "Erstsemester" (40 %) haben sich 2022 in der Fächergruppe "Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften" eingeschrieben. Dies war bereits vor zehn Jahren mit 33 % der Erstsemestereinschreibungen der Fall. In den "Ingenieurwissenschaften" betrug der Anteil der Studienanfängerinnen und -anfänger 27 % im Jahr 2022, was einen Anstieg um rund 5 Prozentpunkte im Vergleich zu 2012 bedeutet. Auf die "Geisteswissenschaften" und die Fächergruppe "Mathematik/Naturwissenschaften" entfielen 2022 jeweils ein Anteil von 11 % der Studienanfängerinnen und -anfänger. Im Jahr 2022 waren etwas mehr als die Hälfte der "Erstsemester" (52 %) Frauen. Der Frauenanteil variierte allerdings je nach fachlicher Ausrichtung des Studiums. Während Frauen in der Fächergruppe "Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften" überproportional vertreten waren (72 %), lag der Frauenanteil an den "Erstsemestern" in der Fächergruppe "Ingenieurwissenschaften" (27 %) deutlich unterhalb des Durchschnittswerts.
Übergangsquoten vom Bachelor- zum Masterstudium
Von den insgesamt 276.400 Bachelorabsolventinnen und -absolventen an deutschen Hochschulen, die im Prüfungsjahr 2021 (Wintersemester 2020/21 und Sommersemester 2021) ihren Abschluss erworben haben, begannen 44 % bis zum Wintersemester 2022/23 in Deutschland ein Masterstudium. Die Übergangsquote vom Bachelor- ins Masterstudium beziffert den Anteil der Personen, die innerhalb von 1,5 Jahren nach ihrem Bachelorabschluss ein Masterstudium an einer deutschen Hochschule beginnen. Hinsichtlich der Übergangsquote sind deutliche Unterschiede zwischen den Hochschularten festzustellen. Während an Universitäten (einschließlich Theologischer und Pädagogischer Hochschulen sowie Kunsthochschulen) 64 % der 126.900 Bachelorabsolventinnen und -absolventen bis zum Wintersemester 2022/23 ein Masterstudium aufnahmen, waren es an Fachhochschulen (einschließlich Verwaltungsfachhochschulen) nur 27 % der 149.500 Bachelorabsolventinnen und -absolventen.
Auch zwischen den Fächergruppen ergaben sich teils große Unterschiede bei den Übergangsquoten vom Bachelor- ins Masterstudium, wobei diese mit den fachlichen Profilen in den einzelnen Hochschularten zusammenhängen. Die Fächergruppe "Mathematik/Naturwissenschaften", die an Universitäten deutlich stärker vertreten ist als an Fachhochschulen, wies für Bachelorabschlüsse des Prüfungsjahres 2021 mit 79 % die höchste Übergangsquote ins Masterstudium auf. Gleichzeitig ergab sich für die Fächergruppe "Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften", die stärker an Fachhochschulen angeboten wird, eine Übergangsquote von 31 %.
Ausländische Studierende und deutsche Studierende im Ausland
Im Wintersemester 2022/23 waren an deutschen Hochschulen insgesamt 458.200 Studierende mit ausländischer Nationalität immatrikuliert. Im Wintersemester 2012/13 lag der Ausländeranteil an der Gesamtzahl der Studierenden bei 11 %, stieg seither kontinuierlich und erreichte mit knapp 16 % einen neuen Höchststand im Wintersemester 2022/23.
Von den Studierenden mit ausländischer Nationalität waren knapp 20 % sogenannte Bildungsinländerinnen und -inländer, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im deutschen Bildungssystem erworben haben. Hier handelt es sich meist um Kinder von Zuwanderinnen und Zuwanderern, die teilweise bereits in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland leben und die Staatsangehörigkeit ihres Herkunftslandes behalten haben, sowie Kriegsflüchtlinge und Asylsuchende. Bei den sogenannten Bildungsausländerinnen und -ausländern handelt es sich dagegen um ausländische Studierende, die ihre Hochschulzugangsberechtigung außerhalb Deutschlands erworben haben.
Im Wintersemester 2012/13 betrug der Anteil der Bildungsausländerinnen und -ausländer an der Gesamtzahl der Studierenden 8 % und stieg bis zum Wintersemester 2022/23 auf knapp 13 % an. Im Wintersemester 2022/23 studierten 367600 Bildungsausländerinnen und -ausländer an deutschen Hochschulen, 80 % mehr als im Wintersemester 2012/13. Die Anteile der Bildungsausländerinnen und -ausländer variierten je nach fachlicher Ausrichtung des Studiums: So studierten im Wintersemester 2022/23 rund 42 % von ihnen "Ingenieurwissenschaften", 25 % "Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften" sowie etwa 12 % "Mathematik/Naturwissenschaften". Die meisten ausländischen Nachwuchsakademikerinnen und -akademiker kamen aus Indien (13 %), gefolgt von China mit 7 % und Syrien mit 4 %.
Gleichzeitig besuchen deutsche Studierende auch ausländische Hochschulen; im Jahr 2021 waren es rund 137.700. Das beliebteste Zielland war Österreich mit gut einem Viertel aller deutschen Auslandsstudierenden, gefolgt von den Niederlanden (18 %), der Schweiz (9 %) und dem Vereinigten Königreich (8 %). Jeweils mehr als 10.000 Deutsche studierten 2021 in diesen Ländern. Der Großteil der deutschen Auslandsstudierenden (68 %) blieb innerhalb der Europäischen Union.
Hochschulabsolventinnen und -absolventen
Zwischen 2012 und 2022 stieg die Zahl der bestandenen Abschlussprüfungen an Hochschulen von 413.300 auf 505.700. Der bisherige Höchststand wurde mit 517.900 Prüfungen im Jahr 2021 erreicht, als viele verschobene Prüfungen aus dem Corona-Prüfungsjahr 2020 nachgeholt wurden. Mit dem Rückgang von 2,4 % im Jahr 2022 erreichte die Absolventenzahl wieder das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 (508.000). Von den Absolventinnen und Absolventen des Jahres 2022 erwarben 49 % einen Bachelorabschluss und weitere 29 % einen Masterabschluss. Eine Lehramtsprüfung (Bachelor, Master und Staatsexamen) legten 9 % ab und 6 % verließen die Hochschule mit einem anderen universitären Abschluss. Den Doktortitel erlangten 6 % der Absolventinnen und Absolventen und 1,6 % einen traditionellen Fachhochschulabschluss.
Das mittlere Alter (Median) der Hochschulabsolventinnen und -absolventen, die 2022 ihr Erststudium erfolgreich abgeschlossen haben, lag bei 24 Jahren. Die Studiendauer ist abhängig von der Art des erworbenen akademischen Grades. Bei Bachelorabschlüssen betrug die mittlere Fachstudiendauer 7 Semester im Prüfungsjahr 2022. Das Masterstudium baut auf ein vorangegangenes Studium – in der Regel ein Bachelorstudium – auf. Für einen Masterabschluss benötigten Studierende 2022, einschließlich der im vorangegangenen Studium verbrachten Semester, eine durchschnittliche Gesamtstudiendauer von 12 Semestern. Im Vergleich dazu betrug die mittlere Gesamtstudiendauer bei Universitätsdiplomen und vergleichbaren Abschlüssen 13 Semester.
Info 1Median
Der Median, auch Zentralwert, bezeichnet die Grenze zwischen zwei Hälften. Er wird ohne aufwendiges Rechnen gefunden, denn er ist der Wert genau in der Mitte der Daten, wenn diese der Größe nach geordnet sind. Er ist unempfindlich gegenüber "Ausreißern", auf die das arithmetische Mittel stark reagiert. Deshalb ist er bei sehr ungleichen Verteilungen, wie Einkommensverteilungen, oft der am besten geeignete Mittelwert.
Frauen auf der akademischen Karriereleiter
Die Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung ist nach wie vor ein wichtiges Thema in der deutschen Bildungspolitik. Auf den ersten Blick scheinen die Barrieren für den Zugang junger Frauen zur akademischen Ausbildung abgebaut: Jeweils etwas mehr als die Hälfte der Studierenden im ersten Hochschulsemester (52 %) und der Hochschulabsolventinnen und -absolventen (53 %) im Jahr 2022 waren Frauen. Allerdings nimmt der Frauenanteil mit steigendem Qualifikationsniveau und Status der einzelnen Positionen auf der akademischen Karriereleiter kontinuierlich ab, wobei sich der Rückstand gegenüber den Männern in den vergangenen Jahren verringert hat. Während im Jahr 2022 bereits 46 % aller Doktortitel von Frauen erworben wurden, lag die Frauenquote bei den Habilitationen bei 37 %.
Blickt man auf die Zusammensetzung des gesamten Hochschulpersonals an deutschen Hochschulen, lag der Frauenanteil im Jahr 2022 mit rund 55 % über dem Anteil in der Gesamtbevölkerung (51 %). Im Bereich Forschung und Lehre an Hochschulen sind Frauen dagegen immer noch unterrepräsentiert: Ihr Anteil lag in der Gruppe des hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personals bei 42 %. In der Teilgruppe der Professorinnen und Professoren ist der Frauenanteil traditionell niedrig. In den vergangenen zehn Jahren ist er aber deutlich angestiegen und erreichte 2022 mit 28 % seinen bisherigen Höchststand. In den bestbezahlten Besoldungsstufen (C4 und W3) lag der Anteil der Professorinnen bei 24 %.
Bei der Interpretation der Daten ist zu beachten, dass sich selbst ein starker Anstieg des Frauenanteils bei den Hochschulabschlüssen zunächst nicht direkt auf den Anteil bei den Habilitationen oder Professuren auswirkt, da der Erwerb von akademischen Abschlüssen sehr zeitintensiv ist. So liegen zwischen dem Zeitpunkt der Ersteinschreibung und der Erstberufung zur Professorin beziehungsweise zum Professor in Deutschland etwa 20 Jahre.
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