Im dualen Ausbildungssystem besuchen Jugendliche die Berufsschule und werden zusätzlich im Betrieb auch praktisch am Arbeitsplatz ausgebildet. Dadurch wird theoretischer und praktischer Lernstoff verknüpft. Außerdem sichern sich die Unternehmen durch die duale Berufsausbildung den eigenen Fachkräftenachwuchs. Im Jahr 2022 haben knapp 470.000 Personen einen neuen Ausbildungsvertrag in einem der gut 320 anerkannten Ausbildungsberufe abgeschlossen. In zeitlicher Perspektive steht das duale Ausbildungssystem unter Druck: Im Jahr 2012 wurden noch 544.400 neue Verträge gemeldet, womit die Zahl neuer Ausbildungsverträge innerhalb von zehn Jahren um 14 % zurückgegangen ist. Allein im Coronajahr 2020 war ein Einbruch von 9 % zu verzeichnen.
Die Auszubildenden bringen eine unterschiedliche schulische Vorbildung mit. Von den Personen, die 2022 einen neuen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben, besaßen rund 28 % die (Fach-)Hochschulreife. Über einen Mittleren Abschluss verfügten 43 % und 26 % blieben mit ihrem erreichten Abschluss darunter. Von ausländischen Auszubildenden (Auszubildende ohne deutsche Staatsbürgerschaft) wurden 12 % der Ausbildungsverträge abgeschlossen, was im Vergleich zu 2012 eine Steigerung um 6 Prozentpunkte darstellt.
Im Jahr 2022 befanden sich insgesamt 1,2 Millionen Personen im dualen Ausbildungssystem, wobei in zehn der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe knapp 40 % der Personen eine Ausbildung machten. Dabei variiert die Rangliste der am stärksten besetzten Ausbildungsberufe stark nach Geschlecht. Bei weiblichen Auszubildenden rangieren medizinische und kaufmännische Berufe an erster Stelle: Medizinische Fachangestellte (10 %), Kauffrau für Büromanagement (10 %), Zahnmedizinische Fachangestellte (7 %), Industriekauffrau (5 %), Kauffrau im Einzelhandel (5 %), Verkäuferin (4 %). Dagegen dominieren bei Männern technische Berufe: Kraftfahrzeugmechatroniker (8 %), Elektroniker (5 %), Fachinformatiker (5 %), Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (5 %). Geschlechterunterschiede werden auch deutlich, wenn man die Ausbildungsberufe nach MINT klassifiziert, das heißt nach Fächern aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik: Unter 478.500 Auszubildenden in MINT-zugeordneten Berufen waren 51.800 Frauen (11 %), sodass MINT-zugeordnete Berufe weiterhin stark männerdominiert bleiben, zumal in den vergangenen fünf Jahren kaum Bewegung bei den Frauenanteilen stattfand.