Das Grundgesetz überlässt den Ländern im föderalen System die Gesetzgebungskompetenz für das Schulwesen. Im Rahmen ihrer Kulturhoheit gestalten die Länder ihr Bildungssystem entsprechend den regionalen Erfordernissen sowie den gesellschaftlichen und politischen Wertvorstellungen.
Schülerinnen und Schüler
Im Sommer 2022 wurden in Deutschland 813.500 Kinder eingeschult. Das waren knapp 6 % mehr als im Vorjahr, was insbesondere durch die Zuwanderung ukrainischer Kinder bedingt ist. Gegenüber 2012 stieg die Zahl der Schulanfängerinnen und Schulanfänger in Deutschland um 18 %.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen stieg in den vergangenen zehn Jahren von 8,56 Millionen im Schuljahr 2012/13 auf 8,69 Millionen im Schuljahr 2022/23. Während 36 % der Schülerschaft auf eine Schule des Primarbereichs gingen, besuchten 49 % aller Schülerinnen und Schüler den Sekundarbereich I. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler im Sekundarbereich II lag bei 10 %. Eine Förderschule besuchten 4 %.
Der größte Teil der Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen des Sekundarbereichs I besuchte ein Gymnasium, im Schuljahr 2022/23 waren dies 36 %. Der Anteil der Realschülerinnen und Realschüler lag bei 18 %. Eine Hauptschule besuchten 8 % der Schülerinnen und Schüler. Rund 21 % der Schülerschaft der Sekundarstufe I war an einer Integrierten Gesamtschule und 13 % an einer Schulart mit mehreren Bildungsgängen. Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre hat sich der Anteil der Hauptschülerinnen und Hauptschüler um gut 6 Prozentpunkte verringert. Das liegt auch daran, dass viele Bundesländer Hauptschulen abgeschafft haben oder abschaffen. Deutlich zurück ging auch der Anteil der Realschülerinnen und Realschüler. Demgegenüber stieg im Zeitverlauf der Anteil der Schülerinnen und Schüler an Integrierten Gesamtschulen um rund 8 Prozentpunkte und an Schularten mit mehreren Bildungsgängen um knapp 3 Prozentpunkte. Der Anteil der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in der Sekundarstufe I blieb im Zeitverlauf relativ konstant.
An Förderschulen werden Kinder mit Förderbedarf beispielsweise im Bereich der geistigen Entwicklung beziehungsweise emotionalen und sozialen Entwicklung unterrichtet. Im Schuljahr 2022/23 besuchten 337.600 Kinder eine Förderschule. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden infolge der Bemühungen um Inklusion im Schulsystem zunehmend außerhalb von Förderschulen an den übrigen allgemeinbildenden Schulen – insbesondere an Grundschulen – unterrichtet. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Während 2012/13 bundesweit lediglich 129.500 sogenannte Integrationsschülerinnen und Integrationsschüler sonstige allgemeinbildende Schulen besuchten, waren es 2022/23 bereits 256.000.
An den Grundschulen, an denen in der Regel alle Kinder gemeinsam unterrichtet werden, waren Mädchen (49 %) und Jungen (51 %) etwa gleich verteilt. An den weiterführenden Schularten war der Mädchenanteil unterschiedlich: Die Spanne reichte 2022 von 53 % an Gymnasien über 49 % an Realschulen, 48 % an Integrierten Gesamtschulen bis hin zu 44 % an Hauptschulen. An Förderschulen betrug der Anteil der Schülerinnen 35 %.
Nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schulen nehmen viele Jugendliche eine Berufsausbildung im dualen System auf. Die Teilzeit-Berufsschule ergänzt im dualen Ausbildungssystem die gleichzeitige praktische Ausbildung im Betrieb (siehe hierzu auch Interner Link: Abschnitt 3.1.3). Insgesamt wurden 2022/23 in Deutschland knapp 1,3 Millionen Jugendliche an Teilzeit-Berufsschulen unterrichtet, 15 % weniger als 2012/13.
Neben der Berufsausbildung im dualen System gibt es weitere Formen der schulischen Berufsausbildung, die im Wesentlichen an Berufsfachschulen und Schulen des Gesundheitswesens angeboten werden. Dabei handelt es sich neben den Sozial- und Gesundheitsdienstberufen vor allem um Assistenzberufe wie Kaufmännische Assistentin beziehungsweise Kaufmännischer Assistent. Rund 384.500 Jugendliche befanden sich 2022/23 in einer schulischen Berufsausbildung an einer Berufsfachschule oder einer Schule des Gesundheitswesens.
In den vergangenen Jahren ist das Interesse an Privatschulen deutlich gestiegen. Im Schuljahr 2022/23 besuchten 797.600 Schülerinnen und Schüler private allgemeinbildende Schulen und 229.700 private berufliche Schulen. Das entsprach einem Anteil von 9,2 % der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden (2012/13: 8,5 %) und 10,2 % an beruflichen Schulen (2012/13: 9,3 %).
Allgemeinbildende und berufliche Abschlüsse
Im Sommer 2022 wurden 769.400 junge Menschen (mit und ohne Schulabschluss) aus den allgemeinbildenden Schulen entlassen. Das waren gut 11 % weniger als 2012. Von den Schulentlassenen 2022 blieben 7 % ohne Ersten Schulabschluss, 16 % erwarben den Ersten Schulabschluss und 34 % die Allgemeine Hochschulreife. Diese Struktur hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert. Vor zehn Jahren verließen noch knapp 6 % der Jugendlichen die allgemeinbildenden Schulen ohne einen Abschluss und 18 % mit Erstem Schulabschluss. 35 % erwarben 2012 die Allgemeine Hochschulreife. Im Bereich der Mittleren Abschlüsse ist zwischen 2012 und 2022 eine leichte prozentuale Zunahme von knapp 40 auf 43 % zu verzeichnen. Diese ist jedoch überwiegend methodisch begründet, da seit 2014 der schulische Teil der Fachhochschulreife zu den Mittleren Schulabschlüssen gezählt wird.
Junge Männer verließen 2022 die allgemeinbildenden Schulen im Durchschnitt mit einem niedrigeren Abschlussniveau als junge Frauen: 8 % der jungen Männer erreichten keinen Abschluss, gegenüber 5 % bei den jungen Frauen. Von den männlichen Absolventen erhielten 30 % die Allgemeine Hochschulreife, bei den Frauen waren es 38 %.
Auch an beruflichen Schulen können allgemeinbildende Abschlüsse erworben werden. Rund 38.900 Jugendliche haben 2022 an beruflichen Schulen den Ersten Schulabschluss bestanden, das sind 22 % mehr als 2012. Eine Studienberechtigung erlangten 125.500 Jugendliche. Im Vergleich dazu erwarben an allgemeinbildenden Schulen im Jahr 2022 rund 260.100 Absolventinnen und Absolventen die Berechtigung, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Der Anteil der Studienberechtigten an der gleichaltrigen Bevölkerung – die sogenannte Studienberechtigtenquote – betrug 48 % und liegt unter Berücksichtigung doppelter Abiturjahrgänge aufgrund der Umstellung von G9 auf G8 seit einigen Jahren recht konstant um 50 %.
Lehrkräfte
Im Schuljahr 2022/23 unterrichteten in Deutschland 724.800 hauptberufliche Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen und 123.500 an beruflichen Schulen. An allgemeinbildenden Schulen waren 42 % der hauptberuflichen Lehrerinnen und Lehrer in Teilzeit beschäftigt. An beruflichen Schulen betrug dieser Anteil nur 35 %.
Im Schuljahr 2022/23 waren insgesamt knapp 11 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen 60 Jahre und älter. Die größte Altersgruppe der Lehrkräfte bildeten die 30- bis 39-Jährigen mit 29 %, gefolgt von den 40- bis 49-Jährigen mit 27 % und den 50- bis 59-Jährigen mit 26 %. Unter 30 Jahre waren lediglich 7,5 % der Lehrkräfte.
Ausgaben je Schülerin und Schüler
Die Ausgaben je Schülerin und Schüler an öffentlichen Schulen sind ein Maß dafür, wie viele Mittel der Staat jährlich im Durchschnitt für die Ausbildung an Schulen zur Verfügung stellt. Die Ausgaben setzen sich aus Personalausgaben (einschließlich unterstellter Sozialbeiträge für verbeamtete Lehrkräfte sowie Beihilfeaufwendungen), laufendem Sachaufwand und Investitionsausgaben zusammen, wobei die Personalausgaben mit gut drei Viertel der Gesamtausgaben am stärksten ins Gewicht fallen.
Die öffentlichen Haushalte gaben 2022 nach vorläufigen Ergebnissen bundesweit durchschnittlich 9.500 Euro für die Ausbildung einer Schülerin beziehungsweise eines Schülers an öffentlichen Schulen aus – das waren rund 3.200 Euro mehr als im Jahr 2012. Die Ausgaben je Schülerin und Schüler schwankten stark nach Schularten: Die allgemeinbildenden Schulen waren mit 10.200 Euro im Jahr 2022 teurer als die beruflichen Schulen mit 6.700 Euro. Diese Unterschiede können insbesondere mit dem hohen Anteil von Teilzeitunterricht an den beruflichen Schulen innerhalb des dualen Ausbildungssystems erklärt werden. Bei den allgemeinbildenden Schulen lagen Grundschulen (8.200 Euro) und Realschulen (9.200 Euro) unter dem Durchschnitt, Schulen mit mehreren Bildungsgängen (10.300 Euro), Gymnasien (10.500 Euro) sowie Integrierte Gesamtschulen (11.400 Euro) darüber.