Barrierefreiheit im Wohnbereich spielt in unserer älter werdenden Gesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle. Mit dem Alter können Mobilitätsprobleme und andere gesundheitliche Einschränkungen auftreten, die das Leben in herkömmlichen Wohnungen erschweren. Barrierefreie Wohnungen bieten spezielle Anpassungen wie breitere Türen, ebenerdige Duschen und stufenlose Zugänge, die älteren Menschen ein unabhängiges Leben ermöglichen. Auch jüngere Menschen können von solchen Wohnungen profitieren, zum Beispiel wenn sie aus gesundheitlichen Gründen in ihrer Mobilität beeinträchtigt sind. Die Schaffung von barrierefreien Wohnungen trägt somit zu einer inklusiven Gesellschaft bei und bietet Vorteile für alle Generationen. Die Barrierefreiheit von Wohnungen ist allerdings nicht einheitlich geregelt und mit Survey-Daten auch nicht vollständig zu erfassen. Aus diesem Grund haben wir uns in diesem Abschnitt auf die Analyse eines Kernelements barrierefreien Wohnens beschränkt: den stufenlosen Zugang zur Wohnung, zum Haus und zu allen Wohnräumen. Wir definieren das als "eine barrierearme Wohnung".
Info 1Barrierearme Wohnungen
Zu den wichtigsten Voraussetzungen von Alltagsmobilität im Wohnbereich gehören der barrierefreie Zugang zur Wohnung beziehungsweise zum Haus und ein stufen- und schwellenloser Zugang zu den Zimmern. Ältere Menschen sind häufig eingeschränkt in ihrer Fähigkeit, Treppen zu steigen. Auch die Hilfsmittel, die sie für ihre Mobilität benötigen (zum Beispiel Rollatoren) erfordern einen stufen- und schwellenlosen Zugang, da Mobilitätshilfen eine Hürde sein können, wenn sie über mehrere Treppenabsätze transportiert werden müssen. Ähnlich wie mit dem Zugang zur Wohnung verhält es sich mit der Bewegungsfreiheit innerhalb der Wohnung. Stufen und höhere Schwellen sind potenzielle Stolper- und Sturzauslöser und erschweren die Beweglichkeit mit Rollator oder Gehhilfe innerhalb der Wohnung. Eine Wohnung gilt daher für die vorliegenden Analysen als barrierearm, wenn sie einen stufenlosen Zugang zur Wohnung/zum Haus und zu allen Wohnräumen hat. Eine barrierearme Wohnung gemäß dieser Definition ist für die alltägliche Mobilität im Alter unabdingbar, kann aber insgesamt nur als ein Minimalstandard betrachtet werden.
Nur etwa jede sechste Person (16 %) zwischen 45 und 90 Jahren lebte 2023 in einer barrierearmen Wohnung. Zugleich zeigen sich große Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter: Die 80- bis 90-Jährigen wiesen mit 28 % die höchste Rate an barrierearmen Wohnungen auf. Dabei finden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern oder Wohnregionen. Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen lebten mit 19 % zwar überdurchschnittlich oft in barrierearmen Wohnungen, die große Mehrheit (81 %) wohnte jedoch nicht barrierearm.
Personen mit Wohneigentum lebten nur etwa halb so oft barrierearm wie Personen, die zur Miete wohnten. Vor allem Einfamilien- oder Zweifamilienhäuser mit mehreren Etagen sind oft nicht barrierearm. Viele Ältere, die schon lange in ihrem Haus wohnen, haben sich an ihre Wohnbedingungen gewöhnt und können unter Umständen Kosten und Aufwand für Umbauten nicht mehr aufbringen. Weder Bildung noch Einkommen weisen einen signifikanten Zusammenhang mit dem barrierearmen Wohnen auf. Diese Befunde deuten darauf hin, dass auch Personen mit Wohneigentum unter Umständen in finanziell angespannten Verhältnissen leben können und daher auf aufwendige Umbauten zur Barrierefreiheit im Haus verzichten. Erschwerend dürfte es sich auch auswirken, wenn nach langer Wohndauer substanzielle Reparaturen am Haus finanziert werden müssen.
Neben barrierearmem Wohnen gewinnt die Planung von Umzügen in altersgerechte Wohnungen, Betreutes Wohnen oder Seniorenresidenzen immer mehr an Bedeutung. Die Anpassung der Wohnsituation kann die Selbstständigkeit im täglichen Leben fördern, soziale Interaktionen und Gemeinschaftsaktivitäten erleichtern und individuell angepasste Unterstützung und Pflegeleistungen ermöglichen. Andere Aspekte können dagegen den Umzugsprozess für Ältere zu einer Herausforderung machen. Gesundheitliche Probleme können einen Umzug physisch erschweren. Der Abschied von Lebensgewohnheiten und dem vertrauten Wohnumfeld ist oft emotional belastend und die Angst vor dem Unbekannten kann zusätzlichen Stress verursachen. Nicht zuletzt sind Umzüge oft mit hohen Kosten verbunden. Daher sollte ein Umzug gut geplant und vorbereitet werden.
Für die Analyse von Umzugsplänen wird hier nur die Gruppe der Älteren (ab 65 Jahre) betrachtet, weil sich die Umzugsmotivation dieser Gruppe von der der jüngeren Altersgruppe unterscheidet. Umzüge in der Lebensmitte sind oft noch mit den Bedürfnissen der heranwachsenden Kinder und wachsendem Raumbedarf verbunden, während bei Personen im Ruhestandsalter altersbezogene Erwägungen eine größere Rolle spielen. Bei den ab 65-Jährigen zogen 10 % einen Umzug in eine altersgerechte Wohnung in Erwägung, 12 % den Umzug in Betreutes Wohnen und 8 % den Umzug in eine Seniorenresidenz.
Hinsichtlich des Umzugs in altersgerechte Wohnungen fällt auf, dass Hochaltrige ab 80 Jahren deutlich seltener (3 %) einen solchen Umzug planten als Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren (13 %). Der nächste Umzug vieler Hochaltriger führt vermutlich oft in eine Pflegeeinrichtung. Auch partnerlose verwitwete Personen planten mit 5 % vergleichsweise selten einen Umzug in eine altersgerechte Wohnung. In Bezug auf einen Umzug in Betreutes Wohnen zeigt sich, dass Hochaltrige (ab 80 Jahren) weniger geneigt waren, in diese Wohnform zu ziehen, als Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren. Bezüglich des Umzugs in ein Seniorenwohnheim oder eine Seniorenresidenz zeigen sich Geschlechterunterschiede: Frauen planten mit 5 % seltener einen solchen Umzug als Männer (12 %). Wohnregion, Bildung, Einkommen und gesundheitliche Einschränkungen zeigen keinen signifikanten Zusammenhang zu den Umzugsplänen in die betrachteten Wohnformen.
Die Ergebnisse zur Altersvorsorge beim Wohnen belegen, dass die Wohnmobilität im höheren Alter stark abnimmt, auch wenn die Wohnbedingungen unter Umständen nicht altersadäquat sind. Umbauten und Umzüge werden im Alter zu einer Belastung, die sich viele Ältere nicht mehr zumuten können oder wollen. Diese Erkenntnisse legen zum einen nahe, bereits in einer Lebensphase vor dem hohen Alter die Wohngegebenheiten den Wohnbedürfnissen anzupassen. Zum anderen sollten Programme entwickelt werden, die älteren Menschen Unterstützung beim Umzug oder bei altersgerechten Umbauten bieten. Diese Programme könnten finanzielle Unterstützung, Beratungsdienste und Hilfe bei der Wohnungssuche umfassen.