Der Wandel in der deutschen Altersvorsorge in den vergangenen Jahren führte zu einem stärkeren Fokus auf die private Vorsorge. Das sogenannte Mehrsäulensystem – bestehend aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge – stellt jede Person vor die Herausforderung, verstärkt Verantwortung für die eigene finanzielle Absicherung im Alter zu übernehmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Produkte, beispielsweise Wohneigentum, Versicherungen oder Aktien, durch die Personen ihre finanzielle Zukunft absichern können. Die Nutzung solcher Produkte variiert jedoch zwischen sozioökonomischen Gruppen.
Wohneigentum
Fast zwei Drittel (63 %) der 45- bis unter 65-Jährigen besaßen 2023 entweder ein Haus, eine Wohnung oder ein Grundstück. Dieser Anteil unterscheidet sich nicht signifikant zwischen Ost- und Westdeutschland. Allerdings variiert die Eigentümerquote stark zwischen den Schulbildungs- und Einkommensniveaus sowie hinsichtlich des Gesundheitsstatus: Personen mit niedriger Bildung, niedrigem Einkommen oder gesundheitlichen Einschränkungen verfügten seltener über Immobilien. Bei Personen mit dem höchsten Bildungsniveau (Fachhochschul- oder Hochschulreife) betrug die Eigentümerquote 71 %, wohingegen sie bei Personen mit dem niedrigsten Bildungsniveau 51 % betrug. Die Eigentümerquote für Personen mit höherem Einkommen (über 150 % des Medianeinkommens, siehe zum Median Kapitel 3.1, Info 1, Seite 115) lag bei 82 %, während sie für armutsgefährdete Personen (weniger als 60 % des Medianeinkommens) nur bei 30 % lag. Während die Quote für Personen ohne gesundheitliche Einschränkungen bei 71 % lag, betrug sie für Personen mit Einschränkungen lediglich 52 %.
Lebensversicherungen
Über eine Risikolebensversicherung verfügten 36 % der Personen im Alter zwischen 45 und 64 Jahren; 38 % dieser Gruppe besaßen eine Kapitallebensversicherung. Während im Fall der Risikolebensversicherung keine signifikanten Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland zu beobachten sind, gibt es bei der Kapitallebensversicherung bedeutende regionale Unterschiede. So betrug der Anteil von Personen mit einer Kapitallebensversicherung in Westdeutschland 40 %, während er in Ostdeutschland nur bei 28 % lag. Personen mit höherem Bildungsniveau und höherem Einkommensniveau wiesen bei beiden Formen der Lebensversicherung höhere Anteile auf. Werden Menschen mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen verglichen, zeigen sich signifikante Unterschiede hinsichtlich des Anteils von Personen mit einer Risikolebensversicherung (27 versus 43 %), jedoch nicht bezüglich des Abschlusses einer Kapitallebensversicherung.
Private Vorsorgeprodukte
Etwas mehr als die Hälfte der Personen zwischen 45 und 64 Jahren (56 %) verfügte über eine sonstige vertraglich festgelegte private Altersvorsorge, beispielsweise eine private Rentenversicherung (mit oder ohne staatliche Förderung). Die Anteile unterscheiden sich nicht signifikant zwischen Ost- und Westdeutschland. Erneut sind hingegen Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen zu beobachten: Rund zwei Drittel (67 %) der Personen mit (Fach-)Hochschulreife hatten eine sonstige private Altersvorsorge, während dies nur für gut ein Drittel (36 %) der Personen zutraf, die lediglich über einen Hauptschulabschluss oder keinen Schulabschluss verfügten. Auch zwischen den Einkommensgruppen zeigen sich deutliche Unterschiede: Die Quote betrug fast drei Viertel (71 %) für Personen mit höherem Einkommen im Vergleich zu rund einem Drittel (34 %) bei armutsgefährdeten Personen. Zwischen Personen mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen gab es keine signifikanten Unterschiede.
Wertpapiere, Aktien oder Anteile an Investmentfonds
Über Anteile an Investmentfonds verfügten 41 % der Personen zwischen 45 und 64 Jahren. Dagegen wurde deutlich weniger in festverzinsliche Wertpapiere und Aktien investiert (15 beziehungsweise 26 %). In Westdeutschland wurde deutlich häufiger in jede dieser drei Anlagemöglichkeiten investiert als in Ostdeutschland. Auch Personen mit Hochschulreife wiesen jeweils höhere Anteile auf als Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen. Noch deutlicher sind die Unterschiede zwischen den Einkommensniveaus: Bei armutsgefährdeten Personen im Alter von 45 bis 64 Jahren investierten nur 2 % in Wertpapiere, 11 % in Aktien und 9 % in Investmentfonds. Demgegenüber investierten bei Personen mit höheren Einkommen 29 % in Wertpapiere, 48 % in Aktien und 63 % in Investmentfonds. Personen ohne gesundheitliche Einschränkungen wiesen eine höhere Aktienquote auf als Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Ansonsten zeigten sich keine Unterschiede bezügliche des Gesundheitsstatus.
Fehlende finanzielle Absicherung
Der Anteil der Personen zwischen 45 und 64 Jahren, die über keinerlei zusätzliche finanzielle Absicherung für das Alter verfügten, also weder Wohneigentum besaßen, noch eine der genannten finanziellen Anlagemöglichkeiten nutzten, betrug 14 %. Deutlich höher fiel dieser Anteil bei Personen mit niedriger Schulbildung (ohne Schulabschluss oder Hauptschulabschluss) aus (28 %). Bei armutsgefährdeten Personen war es sogar fast die Hälfte (46 %). Auch die Haushaltsstruktur scheint eine relevante Rolle für die finanzielle Absicherung im Alter zu spielen. 42 % der Personen, die ohne Partner leben, besaßen kein Wohneigentum und verfügten über keine der untersuchten finanziellen Anlagemöglichkeiten. Im Gegensatz dazu traf dies nur auf 8 % der Personen zu, die einen Partner haben.