Unter den zahlreichen alterstypischen Anforderungen des Jugend- und jungen Erwachsenenalters ist das subjektive Wohlbefinden für das Erwachsenwerden von großer Bedeutung. Dazu zählt auch die Zufriedenheit mit verschiedenen Bereichen des eigenen Lebens, etwa dem Freundeskreis, der freien Zeit oder der Situation in Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf.
In den erhobenen Daten zeigen sich bei den queeren Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einigen Lebensbereichen tendenziell etwas niedrigere Zufriedenheitswerte als bei cis-heterosexuellen Gleichaltrigen. Etwas mehr als zwei Drittel der queeren jungen Menschen (69 %) gaben an, dass sie (sehr) zufrieden mit den Möglichkeiten seien, das eigene Leben selbst zu gestalten. Bei cis-heterosexuellen jungen Menschen waren es drei Viertel (76 %). Ähnlich groß war der Unterschied bei der Zufriedenheit mit der eigenen Wohnsituation. Der geringere Anteil von queeren jungen Menschen, die sich zufrieden mit der eigenen Wohnsituation äußern (66 % gegenüber 74 % bei cis-heterosexuellen jungen Menschen), ist möglicherweise auf den Anteil jener queeren jungen Menschen zurückzuführen, die noch zu Hause leben und das Klima in ihrer Familie weniger positiv wahrnehmen als cis-heterosexuelle Gleichaltrige (siehe Interner Link: Abschnitt 2.6.2). Auch die häufiger finanziell prekäre Lage queerer junger Menschen dürfte hier eine Rolle spielen.
Keine Unterschiede zwischen queeren und cis-heterosexuellen jungen Menschen zeigten sich hingegen bei der Zufriedenheit mit ihrer momentanen Situation in der Schule, der Ausbildung, dem Studium oder der Arbeit. Knapp zwei Drittel (64 %) gaben jeweils an, damit (sehr) zufrieden zu sein. Mit dem Umfang der eigenen nicht verplanten Zeit war rund die Hälfte der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zufrieden oder sehr zufrieden (50 beziehungsweise 52 %).
Die klare Mehrheit der queeren wie auch der cis-heterosexuellen Jugendlichen und jungen Erwachsenen (86 beziehungsweise 88 %) äußerte sich zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Freundeskreis. Vor dem Hintergrund der wichtigen, sozial-emotional unterstützenden Funktion von guten Freund*innen ist dieser Faktor von großer Bedeutung für das allgemeine Wohlbefinden junger Menschen.
Zusammenfassung
Über die unterschiedlichen Aspekte der Lebenswelten junger Menschen hinweg zeigt sich: Queere Jugendliche und junge Erwachsene haben vieles gemeinsam mit cis-heterosexuellen Gleichaltrigen. Dies betrifft etwa die hohe Wichtigkeit von guten Freundschaften, die mehrheitliche Zufriedenheit mit dem eigenen Freundeskreis und die große Bedeutung von digitalen Medien in der Freizeitgestaltung. Neben den Gemeinsamkeiten zeigt sich jedoch auch, dass sich die Lebenswelten queerer junger Menschen teilweise deutlich von denen cis-heterosexueller Gleichaltriger unterscheiden. So ist die Beziehung zur Familie für queere Jugendliche und junge Erwachsene tendenziell weniger positiv und ihre Zufriedenheit fällt bei einzelnen Lebensbereichen niedriger aus. Queere junge Menschen nehmen öfter professionelle Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch. Zudem machen sie häufiger von unterschiedlichen Möglichkeiten Gebrauch, um den eigenen politischen Standpunkt zur Geltung zu bringen oder Einfluss zu nehmen.