Beziehungen zu Gleichaltrigen, insbesondere in Form von Freundschaften, sind für junge Menschen zentrale Bezugs- und Orientierungspunkte. Treffen mit guten Freund*innen sind nicht ohne Grund essenzieller Bestandteil der Freizeitgestaltung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (siehe Interner Link: Abbildung 5). Freundschaften erfüllen wichtige Funktionen bei der Bewältigung der Herausforderungen des Jugendalters, etwa hinsichtlich der Entwicklung von eigenen Interessen und Werten, aber auch mit Blick auf Fragen der eigenen Geschlechtsidentität und -rolle oder das Ausprobieren von Körperlichkeit, Intimität und Beziehungen.
Wo entstehen Freundschaften unter jungen Menschen? Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben alle oder viele ihrer guten Freund*innen – je nach Lebensphase – in der Schule, in der Ausbildung beziehungsweise im Studium oder in der Arbeit kennengelernt. Auch durch gemeinsame Freund*innen sowie gemeinsame Freizeitaktivitäten haben junge Menschen einige ihrer Freundschaften geschlossen. Dies gilt sowohl für cis-heterosexuelle als auch für queere junge Menschen.
Während digitale Welten aus dem Alltag der Jugendlichen und jungen Erwachsenen insgesamt nicht mehr wegzudenken sind, spielt die Online-Welt für die Mehrheit der Jugendlichen kaum eine Rolle für das Knüpfen von Freundschaften. Das gilt allerdings stärker für cis-heterosexuelle junge Menschen als für queere Jugendliche und junge Erwachsene: Von Letzteren gaben 22 % an, dass sie auch online gute Freund*innen kennengelernt haben (gegenüber 8 % bei den cis-heterosexuellen jungen Menschen). Dieser Befund verweist auf die Bedeutung von digitalen Räumen für die Vernetzung von queeren jungen Menschen und dürfte damit vor allem für diejenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtig sein, die beispielsweise in ländlichen Regionen oder an Orten leben, an denen queere Communitys nicht oder kaum sichtbar sind.
Im Hinblick auf die Größe des Freundeskreises gaben queere junge Menschen im Schnitt an, zwischen vier und fünf gute Freund*innen zu haben. Dies sind weniger als bei cis-heterosexuellen Gleichaltrigen, die durchschnittlich von etwas über fünf guten Freund*innen berichteten. Queere Jugendliche und junge Erwachsene verbringen ihre Freizeit auch tendenziell etwas seltener mit Freund*innen: Während 78 % der cis-heterosexuellen jungen Menschen angaben, dass sie sich mindestens ein- bis zweimal pro Woche in ihrer Freizeit mit Freund*innen treffen, waren es bei den queeren jungen Menschen 69 % (siehe Interner Link: Abbildung 5).
Unabhängig von der Anzahl guter Freund*innen und der Häufigkeit der Treffen mit ihnen zählen diese für queere wie auch cis-heterosexuelle Jugendliche und junge Erwachsene zu den wichtigsten Personen im sozialen Nahumfeld. Über 90 % der jungen Menschen benannten gute Freund*innen wie auch den*die feste*n Freund*in als wichtig beziehungsweise sehr wichtig.