Der Wunsch nach einer Familiengründung oder einer bestimmten Kinderzahl lässt sich nicht immer erfüllen. Man spricht dann auch von einem unerfüllten Kinderwunsch. Für die betroffenen Personen oder Paare kann es sehr belastend sein, wenn Probleme bei der Umsetzung von Kinderwünschen auftreten. Letztlich geht es für viele bei der Familiengründung oder -erweiterung um ein zentrales Lebensziel. Dass es mit der Umsetzung eines Kinderwunschs nicht klappt, kann verschiedene Gründe haben. Womöglich fehlt der passende Partner oder die berufliche Situation ist prekär. Ein weiterer wichtiger Grund ist das Alter bei Beginn der Familiengründung.
Die Familiengründung wird im Lebensverlauf immer weiter aufgeschoben. Frauen sind heute bei der Geburt des ersten Kindes im Mittel 30,4 Jahre alt, Männer 33,3 Jahre. Der Aufschub von Geburten in ein höheres Alter geht mit einem erhöhten Risiko von biologischen Problemen bei der Umsetzung von Kinderwünschen einher, denn altersbedingt steigt das Risiko, von Infertilität betroffen zu sein. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Der Begriff Infertilität beschreibt das Ausbleiben einer Schwangerschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums, meist ein Jahr, trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs ohne Verhütung. Auf diese Definition haben sich internationale medizinische Fachgesellschaften geeinigt. Dies impliziert, dass die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, zumindest temporär reduziert ist.
Zur Behandlung von Infertilität gibt es die medizinisch assistierte Reproduktion. Seit Anfang der 1980er-Jahre, als in Deutschland das erste mittels In-Vitro-Fertilisation (IVF) gezeugte Kind geboren wurde, haben sich die medizinischen Möglichkeiten rasant entwickelt. Neben der IVF ist die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) eine der wichtigsten Behandlungsmethoden. Bei beiden Verfahren findet die Befruchtung außerhalb des Körpers der Frau statt. Bei der IVF werden Spermien und Eizelle in einem Reagenzglas zusammengebracht. Dagegen wird bei der ICSI ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Anschließend wird die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Zur medizinisch assistierten Reproduktion zählen aber auch Hormonbehandlungen, Operationen zur (Wieder-)Herstellung der Fruchtbarkeit und Inseminationen. Bei Inseminationen werden Spermien in den Genitaltrakt der Frau übertragen. Auch Leihmutterschaft und Eizellspende zählen dazu. Beide Verfahren sind jedoch in Deutschland nicht erlaubt.
Die vorgestellte medizinische Definition von Infertilität fokussiert heterosexuelle Paare. Die Nutzung der medizinisch assistierten Reproduktion ist jedoch nicht auf diese beschränkt. Zum potenziellen Nutzerkreis zählen auch alleinstehende Frauen und Männer sowie gleichgeschlechtliche Paare. Wer genau die medizinisch assistierte Reproduktion nutzen darf, wer finanzielle Unterstützung bei der Nutzung erhält und welche Verfahren erlaubt sind, unterscheidet sich teilweise stark von Land zu Land. Innerhalb Europas wird bezüglich der unterschiedlichen Regulierung auch von einem "Flickenteppich" gesprochen.