Unterscheiden wir nach der beruflichen Bildung der Mutter, zeigt sich, dass über den gesamten Zeitraum hinweg bei Kindern von Akademikerinnen die Nutzungsquoten deutlich über denen von Müttern ohne Hochschulabschluss lagen: Sowohl im Jahr 2013 als auch 2020 betrug der Unterschied 14 Prozentpunkte. Es zeigt sich aber auch, dass in allen Jahren der ungedeckte Bedarf bei Familien, bei denen die Mutter keinen akademischen Abschluss hat, höher war als bei anderen Familien. Der Bedarf von Familien mit geringeren Bildungsressourcen lag dabei in allen Jahren unter dem anderer Familien.
Nutzungs- und Bedarfsunterschiede für Kinder unter drei Jahren
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Sozialbericht: Kapitel 2.3.2
Wenn Familien mit niedrigem Einkommen, definiert als Familien, deren Haushaltsäquivalenzeinkommen im untersten Einkommensquartil liegt, betrachtet werden, so zeigen sich noch größere Nutzungsunterschiede: Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen hatten eine halb so große Nutzungsquote wie Kinder aus Familien mit höherem Einkommen. Die Nutzungsquote von Kindern aus Haushalten mit niedrigem Einkommen hat sich über die Zeit kaum verändert. Allerdings lag ihr Bedarf deutlich unter dem anderer Familien. Gleichzeitig war über den gesamten Zeitraum hinweg ihr ungedeckter Bedarf deutlich höher.
Mit diesen Ergebnissen in engem Zusammenhang steht, dass unter 3-jährige Kinder, deren Mutter nicht erwerbstätig ist, eine sehr geringe Kitanutzung aufwiesen. Die Kitanutzung war bei Kindern erwerbstätiger Mütter deutlich höher und ist über die Zeit gestiegen: Von 59 % im Jahr 2013 auf 65 % im Jahr 2020. Der ungedeckte Bedarf bei Familien ohne mütterliches Erwerbseinkommen war geringfügig höher als der Bedarf anderer Familien. Diese und andere Studien legen nahe, dass ein unerfüllter Kitawunsch einer der Gründe ist, warum Mütter in diesen Familien ihren Erwerbswunsch nicht realisieren können. Das erhebliche Erwerbspotenzial der Mütter bleibt ungenutzt.
Unterscheiden wir nach dem Migrationshintergrund der Eltern, zeigt sich ein ähnliches Bild: Kinder aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist, waren seltener in Kitas. Der Nutzungsunterschied gegenüber Eltern ohne Migrationshintergrund betrug hier im Schnitt etwa 8 Prozentpunkte. Er wurde über die Jahre auch mit steigenden Nutzungsquoten in beiden Gruppen nicht kleiner. Bemerkenswert ist, dass der Bedarf sich nach dem Migrationshintergrund kaum unterschied. Das heißt aber auch, dass der ungedeckte Bedarf bei Familien mit Migrationshintergrund nahezu doppelt so hoch war wie bei Familien ohne Migrationshintergrund.
Eine Differenzierung nach Haushaltstyp zeigt, dass Kinder, die nur mit einem Elternteil zusammenleben, deutlich häufiger eine Kita besuchten. Diese Unterschiede ergeben sich über den gesamten Beobachtungszeitraum und sind auch dadurch zu erklären, dass Kinder von Alleinerziehenden vielfach in Kitas prioritär aufgenommen werden. Allerdings zeigt sich auch, dass diese Familien einen höheren ungedeckten Bedarf aufwiesen: Im Jahr 2020 konnte bei 17 % der alleinerziehenden Haushalte der Bedarf nicht gedeckt werden, bei Paarfamilien war dies nur bei 13 % der Fall.
Insgesamt zeigt sich für Kinder unter drei Jahren, dass insbesondere jene Gruppen, die von einer Kitanutzung besonders profitieren würden, geringere Nutzungsquoten aufweisen – wobei die Gruppe der Alleinerziehenden eine Ausnahme ist. Vielfach wird vermutet, dass die geringere Nutzung der Gruppen mit geringeren Familienressourcen damit zusammenhängt, dass sie keinen Bedarf an einer Kitanutzung haben. Allerdings zeigt sich, dass diese Vermutungen in vielen Fällen nicht zutreffend sind: Bei Familien mit Migrationshintergrund hat diese Erklärung überhaupt keine Bedeutung, da ihr Bedarf genauso hoch ist wie der anderer Familien. Somit spielen andere Gründe, die auch aufseiten der Anbieter von Kitaplätzen zu finden sind, eine Rolle: Kinder aus benachteiligten Familien werden seltener in Kitas aufgenommen und ihre Eltern sind über die Zugangswege vielfach schlechter informiert.
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