Diese unterschiedlichen Phasen der Zuwanderung nach Deutschland haben im Saldo der Zuzüge und Fortzüge dazu geführt, dass von den im Jahr 2023 83,8 Millionen in Deutschland lebenden Personen 16,2 Millionen (19,3 %) seit 1950 nach Deutschland eingewandert sind. Bei 5,0 Millionen Personen waren beide Elternteile nach Deutschland eingewandert (6,0 %). Damit hatten im Jahr 2023 21,2 Millionen Personen (25,2 %) eine Einwanderungsgeschichte. 4,0 Millionen Personen (4,8 %) hatten nur ein eingewandertes Elternteil und 58,7 Millionen (70 %) waren ohne Einwanderungsgeschichte.
Eingewanderte und ihre Nachkommen in Deutschland seit dem Jahr 2005
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Sozialbericht: Kapitel 1.2.1
Die Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte ist dabei keine homogene Gruppe, sondern unterschiedet sich hinsichtlich ihrer soziodemografischen Merkmale. Die unterschiedliche Zusammensetzung der Gruppen der Eingewanderten, der Nachkommen sowie der Personen ohne Einwanderungsgeschichte muss bei Vergleichen berücksichtigt werden. So lag 2023 etwa das Durchschnittsalter der Nachkommen mit 20,3 Jahren deutlich unter dem der Eingewanderten mit 43,1 Jahren (Personen ohne Einwanderungsgeschichte: 47,2 Jahre), was einen Teil der Unterschiede bei Bildungsabschlüssen und der Arbeitsmarktbeteiligung dieser Gruppen erklären kann.
Tabelle 1 macht darüber hinaus deutlich, dass Eingewanderte und deren Nachkommen nicht mit Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit verwechselt werden dürfen. Im Jahr 2023 waren 66,1 % der Eingewanderten Ausländerinnen und Ausländer, während 33,9 % die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Dies kann der Fall sein bei Personen, die zum Beispiel als Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben, oder bei im Ausland geborenen deutschen Staatsangehörigen, die später nach Deutschland eingewandert sind. Bei den Nachkommen Eingewanderter ist das Verhältnis sogar umgekehrt: Hier waren 31,5 % Ausländerinnen und Ausländer, während 68,5 % deutsche Staatsangehörige waren. Personen mit Einwanderungsgeschichte lebten häufiger in größeren Haushalten und als Eltern oder Kinder in einer Familie als Personen ohne Einwanderungsgeschichte: 40,8 % der Menschen mit Einwanderungsgeschichte lebten 2023 in Haushalten mit 4 und mehr Personen (ohne Einwanderungsgeschichte: 23,6 %), 60,7 % waren Teil einer Familie, das heißt einer Lebensform, in der Eltern und Kinder im gleichen Haushalt leben (ohne Einwanderungsgeschichte: 43,4 %).
Entwicklung seit dem Jahr 2005
Auch die zahlenmäßige Entwicklung der Personen mit Einwanderungsgeschichte ist je nach Gruppe unterschiedlich verlaufen. So stieg die Zahl der Eingewanderten von 2005 bis zum Jahr 2023 um gut 54 % auf 16,2 Millionen an, während die Zahl der Nachkommen Eingewanderter sich im gleichen Zeitraum ausgehend von einem deutlich niedrigeren Niveau auf 5 Millionen fast verdoppelt (+ 98 %) hat. In beiden Fällen war der Anstieg am stärksten von 2013 bis 2017 (+ 27 % Eingewanderte; + 32 % Nachkommen) sowie von 2021 auf 2023 (+ 14 % Eingewanderte; + 6 % Nachkommen).
Die Zahl der Personen mit einseitiger Einwanderungsgeschichte hat sich dabei sehr ähnlich entwickelt wie die Zahl der Nachkommen, bei denen beide Elternteile eingewandert sind. Der Bevölkerungsanteil ohne Einwanderungsgeschichte ist seit 2005 von 66,8 Millionen um 12,2 % auf 58,7 Millionen zurückgegangen. Zur differenzierten Darstellung der Zu- und Fortzüge nach und aus Deutschland siehe auch
Regionale Verteilung
Der Anteil der Eingewanderten und ihrer Nachkommen unterscheidet sich geografisch deutlich. Großstädte und industrielle Zentren in Westdeutschland weisen, unter anderem durch den Zuzug sogenannter Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter ab den 1950er-Jahren, einen höheren Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte auf. Am höchsten war der Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte 2023 in den Stadtstaaten Bremen (38,7 %), Hamburg (34,8 %) und Berlin (33,6 %) sowie in den Bundesländern Hessen (32,4 %), Baden-Württemberg (31 %) und Nordrhein-Westfalen (29,1 %). Am niedrigsten war der Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte mit weniger als 9 % in den ostdeutschen Flächenländern. Auch innerhalb der westdeutschen Flächenländer gibt es deutliche regionale Unterschiede.
Herkunftsländer
Bedingt durch die verschiedenen Phasen der Zuwanderung nach Deutschland seit dem Jahr 1950 sind die Menschen mit Einwanderungsgeschichte auch hinsichtlich ihrer Herkunftsländer sehr heterogen. Im Jahr 2023 stammten von den 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte 30,4 % aus EU-Mitgliedstaaten, und hier insbesondere aus Polen (9,2 %), Rumänien (5,1 %), Italien (3,2 %), Griechenland und Kroatien (jeweils 1,8 %). Weitere 34,1 % der im Jahr 2023 in Deutschland lebenden Personen mit Einwanderungsgeschichte kamen aus europäischen Ländern außerhalb der EU. Die wichtigsten Herkunftsländer waren hier die Türkei (11,8 %), Russland (6,5 %), die Ukraine (4,8 %), Bosnien und Herzegowina (2,5 %), das Kosovo (2,6 %) und Serbien (1,7 %). Vorderasien ist ebenfalls eine wichtige Herkunftsregion, nicht zuletzt wegen der Fluchtmigration aus Syrien und Afghanistan: 19,1 % der 2023 in Deutschland lebenden Menschen mit Einwanderungsgeschichte stammten aus dieser Region. Vor allem Kasachstan, eines der Hauptherkunftsländer der (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedler machte hier mit 6,5 % einen großen Anteil aus. Hinzu kamen Menschen aus Syrien (6,0 %), Afghanistan (2,2 %), dem Irak (1,9 %) und dem Iran (1,5 %), gefolgt von Indien (1,2 %), Vietnam und China (je 1 %). In den nordafrikanischen Staaten Marokko, Ägypten, Algerien, Libyen und Tunesien hatten 2,3 % der im Jahr 2023 in Deutschland lebenden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ihre Wurzeln.
Je nach Herkunftsregion unterscheidet sich der Anteil der Personen, die selbst nach Deutschland zugewandert sind: Während über 80 % der Menschen mit Wurzeln in EU-Mitgliedstaaten und sogar 93,2 % der aus den USA Stammenden der ersten Einwanderergeneration angehören, trifft dies nur auf etwas mehr als die Hälfte der Menschen (55 %) mit Herkunftsland Türkei zu. Das bedeutet umgekehrt, dass 45 % der aus der Türkei stammenden Menschen in Deutschland geboren sind und der zweiten Einwanderergeneration zugerechnet werden.
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