Gegenwärtig verbringen pro Jahr rund 3.000 junge Menschen aus dem Ausland ein halbes oder ganzes Schuljahr in Deutschland und leben in einer Gastfamilie.
Gleichzeitig gehen jährlich etwa 20.000 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ins Ausland.
Nicht das Reisen oder die Qualifizierung für den Arbeitsmarkt stehen im Mittelpunkt der meisten Austauschprogramme, sondern der interkulturelle Austausch.
Auch wenn es nur eine kleine Minderheit ist, hatten nie zuvor so viele Menschen die Möglichkeit, freiwillig für einen längeren Zeitraum in einer für sie fremden Kultur zu leben.
Fakten
Gegenwärtig verbringen pro Jahr rund 3.000 junge Menschen aus dem Ausland ein halbes oder ganzes Schuljahr in Deutschland und leben in einer Gastfamilie. Rund 2.200 von ihnen vermitteln die Mitglieder des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen (AJA). Gleichzeitig gehen jährlich etwa 20.000 Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ins Ausland. Etwa ein Fünftel dieser Jugendlichen entscheidet sich für eines der Programme der AJA-Mitglieder. Bezogen auf die einzelnen Jahrgänge ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ein halbes oder ganzes Schuljahr an einem Austauschprogramm teilnehmen, sehr klein (im Jahr 2023 lag die Zahl der Lebendgeborenen bei knapp 700.000), dennoch hatten nie zuvor so viele Menschen die Möglichkeit, freiwillig für einen längeren Zeitraum in einer für sie fremden Kultur zu leben. Zudem gibt es zahlreiche Austauschprogramme mit kürzeren Aufenthalten und/oder Zielgruppen (zum Beispiel das EU-Programm Erasmus+).
Die AJA-Mitglieder (AFS Interkulturelle Begegnungen, Deutsches Youth For Understanding Komitee, Experiment, Open Door International, Partnership International und Rotary Jugenddienst Deutschland) organisieren weltweit in mehr als 60 Ländern Schüleraustauschprogramme. Die AJA-Mitglieder entstanden wenige Jahre nach dem Krieg, ihre Ursprünge liegen im Bereich der Demokratie- und Friedenserziehung. Auch heute stehen nicht das Reisen oder die Qualifizierung für den Arbeitsmarkt im Mittelpunkt der Austauschprogramme, sondern die Integration in eine andere Kultur. Nach Aussagen des AJA sollen die Teilnehmenden lernen, Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und eigene Wertvorstellungen zu überdenken, um sich so der eigenen Identität bewusst zu werden. Dieses interkulturelle Lernen fördere Flexibilität, Offenheit und Verständnis.
Internationale Austauschprogramme sind ein wichtiger Teil der kulturellen Globalisierung. Die Idee ist, dass neben den offiziellen Beziehungen zweier Staaten ein kultureller Austausch gefördert wird, der auf persönlichen Beziehungen beruht. Dabei ist offen, inwieweit diese Form des globalen kulturellen Austauschs auch Konvergenzprozesse auslöst, also zu einer Angleichung oder Übernahme von Kulturpraktiken führt.
Ein Mitglied des AJA ist das Deutsche Youth For Understanding Komitee (YFU), das 1957 gegründet wurde. Über den Verein konnten Schülerinnen und Schüler aus Deutschland im Schuljahr 2023/2024 in 35 Ländern ein Austauschjahr verbringen. Gleichzeitig wurden Schülerinnen und Schüler aus 45 Ländern in Gastfamilien in Deutschland empfangen. Neben den klassischen Austauschländern wie USA oder Frankreich stehen dabei auch zahlreiche Länder zur Auswahl, über die viele Deutsche nur wenig wissen. Zudem versucht YFU, gesellschaftliche und politische Entwicklungen zu berücksichtigen. Beispielsweise rückte in den 1970er-Jahren die politische Dimension der Programme in den Mittelpunkt, als über die Aufnahme von lateinamerikanischen Jugendlichen diskutiert wurde, die fast alle aus Militärdiktaturen kamen. YFU war die erste Organisation, die nach dem Ende des Ost-West-Konflikts 1989/1990 Austauschprogramme in Osteuropa etablierte. Und seit einigen Jahren besteht das Ziel, sich stärker für den Austausch mit muslimisch geprägten Ländern zu engagieren. Aktuell gehen jährlich rund 1.000 Schülerinnen und Schüler mit YFU ins Ausland und 500 Schülerinnen und Schüler kommen jedes Jahr nach Deutschland. Inzwischen hat YFU mehr als 70.000 ehemalige Austauschschülerinnen und -schüler.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen (AJA) ist der Dachverband gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen in Deutschland. Der Arbeitskreis wurde 1993 gegründet und setzt sich für die Förderung von langfristigen Jugend- und Schüleraustauschprogrammen als Mittel zur interkulturellen Verständigung ein.
Die AJA-Mitglieder sind gemeinnützige Vereine, sie sind als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt und arbeiten nicht gewinnorientiert. Ihre Selbstorganisation stützt sich auf 10.000 ehrenamtlich Aktive. Die Organisationen fördern jährlich etwa ein Drittel ihrer Programmteilnehmenden mit Teil- oder Vollstipendien, um auch den Jugendlichen ein Austauschjahr zu ermöglichen, die nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen.
Internationaler Jugendaustausch
Gast- und Herkunftsländer der Austauschschülerinnen und -schüler des Deutschen Youth For Understanding Komitees (YFU), 2023/2024
Zielländer1 | Herkunftsländer2 | |
---|---|---|
Argentinien | Ägypten | |
Australien | Argentinien | |
Belgien | Australien | |
Brasilien | Belgien | |
Bulgarien | Brasilien | |
Chile | Bulgarien | |
China | Chile | |
Costa Rica | China | |
Dänemark | Costa Rica | |
Ecuador | Dänemark | |
Estland | Ecuador | |
Finnland | Estland | |
Frankreich | Finnland | |
Indien | Frankreich | |
Irland | Georgien | |
Italien | Indien | |
Japan | Indonesien | |
Kanada | Italien | |
Lettland | Japan | |
Niederlande | Kanada | |
Norwegen | Lettland | |
Paraguay | Litauen | |
Polen | Mexiko | |
Republik Moldau | Mongolei | |
Rumänien | Niederlande | |
Schweiz | Norwegen | |
Spanien | Paraguay | |
Südafrika | Polen | |
Thailand | Republik Moldau | |
Tschechien | Rumänien | |
Türkei | Russland | |
Ungarn | Schweden | |
Uruguay | Schweiz | |
USA | Slowakei | |
Vereinigtes Königreich | Spanien | |
Südafrika | ||
Südkorea | ||
Thailand | ||
Tschechien | Türkei | |
Ungarn | ||
Uruguay | ||
USA | ||
Venezuela | ||
Vietnam |
Fußnote: 1 Länder, in denen Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ein Austauschjahr/-halbjahr verbringen können.
Fußnote: 2 Länder, aus denen die Schülerinnen und Schüler stammen, die in Deutschland ein Austauschjahr/-halbjahr verbringen.
Quelle: Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU): www.yfu.de