In den letzten 60 Jahren hat der Mensch stärker Einfluss auf die Umwelt genommen als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Eine Folge ist ein massives Artensterben insbesondere durch schrumpfende Lebensräume. Von den weltweit fünf bis 15 Millionen Arten konnten bis zum Jahr 2016 erst 1,74 Millionen wissenschaftlich erfasst und beschrieben werden. Davon wurden wiederum lediglich 85.600 dahingehend bewertet, ob sie bedroht sind oder nicht. Bei den bewerteten Arten ist das Ausmaß der Bedrohung sehr hoch: Im Jahr 2016 waren knapp ein Fünftel aller bewerteten Wirbeltiere, rund ein Viertel aller bewerteten Nichtwirbeltiere und gut die Hälfte aller bewerteten Pflanzen vom Aussterben bedroht oder gefährdet.
Fakten
Bei der Anzahl der weltweit existierenden Tier- und Pflanzenarten gingen die Schätzungen lange Zeit sehr weit auseinander und lagen zwischen fünf und 100 Millionen. Auch wenn weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass die Anzahl der Arten sehr schwer zu beziffern ist, halten gegenwärtig viele Wissenschaftler eine Anzahl von fünf bis 15 Millionen unterschiedlichen Arten für am wahrscheinlichsten. Bis zum Jahr 2016 konnten erst 1,74 Millionen Arten wissenschaftlich erfasst und beschrieben werden. Lediglich 85.600 dieser beschriebenen Arten wurden dahingehend bewertet, ob sie bedroht sind oder nicht.
In den letzten 60 Jahren hat der Mensch stärker Einfluss auf die Umwelt genommen als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte – mit gewaltigen Folgen für den Artenreichtum: Die globale Umweltorganisation IUCN geht davon aus, dass gegenwärtig bis zu tausendmal mehr Arten pro Jahr sterben, als es ohne den Einfluss des Menschen der Fall wäre. Die Hauptgründe für das Artensterben sind schrumpfende Lebensräume insbesondere durch die Land- und Forstwirtschaft, die Verdrängung der heimischen Flora und Fauna durch die Einführung von fremden Pflanzen und Tieren, die Umweltverschmutzung bzw. Schadstoffbelastung sowie der Klimawandel.
Sowohl bei Wirbeltieren und Nichtwirbeltieren als auch bei Pflanzen verdeutlicht die von der IUCN veröffentlichte "Rote Liste", dass das Ausmaß der Bedrohung der Arten sehr hoch ist. So waren im Jahr 2016 beispielsweise 1.194 Säugetiere gefährdet – das waren 21,4 Prozent aller hinsichtlich ihrer Gefährdung bewerteten Säugetiere. Bei den Amphibien, bei denen 86,3 Prozent der beschriebenen Arten auch bewertet wurden, war von den bewerteten Arten nahezu jede dritte bedroht (31,6 Prozent). Darauf folgten unter den Wirbeltieren die Reptilien, von denen 20,2 Prozent der bewerteten Arten bedroht waren, und die Fische (14,6 Prozent). Bei den Vogelarten, bei denen – wie bei den Säugetieren – alle beschriebenen Arten auch bewertet wurden, war jede achte Art gefährdet oder vom Aussterben bedroht (13,1 Prozent).
Bei der Beurteilung von Nichtwirbeltieren und Pflanzen besteht das Problem, dass die Anzahl der beschriebenen Arten und die Zahl der davon bewerteten Arten sehr weit auseinander liegen. Während der Anteil der bedrohten Arten unter den bewerteten Arten schnell hoch ausfallen kann, kann der Anteil der bedrohten Arten unter den beschriebenen Arten dazu verleiten, die Bedrohung zu unterschätzen.
So wurden beispielsweise von den Insekten, die mit 1.000.000 beschriebenen Arten den größten Anteil unter den Nichtwirbeltieren haben, nur 6.587 bewertet. Bei 1.268 bedrohten Insektenarten im Jahr 2016 galten damit 19,3 Prozent der bewerteten Insektenarten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Bezogen auf die beschriebenen Insektenarten schrumpft der Anteil jedoch auf marginale 0,1 Prozent. Auch der zeitliche Vergleich verdeutlicht, wie schnell sich die Werte ändern können: 2004 waren von 771 bewerteten Insektenarten 559 bedroht, also deutlich mehr als 70 Prozent. Das heißt aber nicht, dass sich die Lage zwischen 2004 und 2016 verbessert hat – lediglich das Wissen zu ihrer Beurteilung hat zugenommen.
Zusammengefasst waren im Jahr 2016 knapp ein Fünftel aller bewerteten Wirbeltiere, rund ein Viertel aller bewerteten Nichtwirbeltiere und gut die Hälfte aller bewerteten Pflanzen vom Aussterben bedroht oder gefährdet.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Ein vereinfachtes Beispiel soll dazu dienen, den Unterschied zwischen beschriebenen und bewerteten Arten zu verdeutlichen. Angenommen, es existieren von einer Tier- oder Pflanzengattung weltweit 75.000 Arten. Wenn von diesen 75.000 Arten nur 10.000 entdeckt und erfasst werden, liegt die Anzahl der "beschriebenen Arten" bei 10.000. Da es schwierig und extrem aufwändig ist, bei 10.000 Arten zu überprüfen, ob sie bedroht sind oder nicht, wird nur ein Teil der beschriebenen Arten "bewertet". Wenn beispielsweise 1.000 der 10.000 beschriebenen Arten bewertet werden und sich dabei herausstellt, dass 500 Arten vom Aussterben bedroht sind, entsprechen diese 500 Arten 50 Prozent der 1.000 bewerteten Arten und 5 Prozent der 10.000 beschriebenen Arten.
Die bewerteten Arten sind immer ein Bestandteil der beschriebenen Arten, denn jede Art, die bewertet wird, muss vorher auch erfasst worden sein.
IUCN – International Union for Conservation of Nature
Bedrohte Arten
In absoluten Zahlen und in Prozent, weltweit 2016
Anzahl bedrohter Arten | Anzahl bewerteter Arten | Anteil bedrohter Arten an den bewerteten Arten, in Prozent | Anzahl beschrie- bener Arten | Anteil bedrohter Arten an den beschriebenen Arten, in Prozent | Wirbeltiere |
---|---|---|---|---|---|
Säugetiere | 1.194 | 5.567 | 21,4 | 5.567 | 21,4 |
Vögel | 1.460 | 11.121 | 13,1 | 11.121 | 13,1 |
Reptilien | 1.079 | 5.338 | 20,2 | 10.450 | 10,3 |
Amphibien | 2.068 | 6.534 | 31,6 | 7.571 | 27,3 |
Fische | 2.359 | 16.134 | 14,6 | 33.400 | 7,1 |
insgesamt | 8.160 | 44.694 | 18,3 | 68.109 | 12,0 |
Nichtwirbeltiere | |||||
Insekten | 1.268 | 6.587 | 19,3 | 1.000.000 | 0,1 |
Weichtiere | 1.984 | 7.276 | 27,3 | 85.000 | 2,3 |
Krustentiere | 732 | 3.177 | 23,0 | 47.000 | 1,6 |
Korallen | 237 | 862 | 27,5 | 2.175 | 10,9 |
Spinnentiere | 166 | 212 | 78,3 | 102.248 | 0,2 |
andere | 83 | 495 | 16,8 | 68.827 | 0,1 |
insgesamt | 4.470 | 18.609 | 24,0 | 1.305.250 | 0,3 |
Pflanzen | |||||
insgesamt | 11.643 | 22.253 | 52,3 | 310.442 | 3,8 |
Quelle: IUCN 2016: The IUCN Red List of Threatened Species (Version 2016-3)