Zu den wichtigsten Einnahmequellen der öffentlichen Haushalte gehören Steuern und Sozialabgaben. Bezogen auf die 32 hier betrachteten Staaten war die zusammenfassende Abgabenquote im Jahr 2017 in Frankreich am höchsten. Sie entsprach 48,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Es folgten Belgien (47,3 Prozent) und Dänemark (46,5 Prozent). Am niedrigsten war die Abgabenquote in Irland (23,5 Prozent), Rumänien (25,8 Prozent) und der Schweiz (28,5 Prozent). Die Abgabenquote in Deutschland lag 2017 bei 40,5 Prozent des BIP. Allerdings besagt eine niedrige Abgabenquote zunächst nur, dass die Ausgaben in geringerem Maße über die öffentlichen Haushalte organisiert werden und bei Bedarf private Mittel aufgewandt werden müssen.
Fakten
Zu den wichtigsten Einnahmequellen der öffentlichen Haushalte gehören Steuern und Sozialabgaben. Da die Staaten ihre Ausgaben in unterschiedlichem Maße über Sozialversicherungsbeiträge bzw. über Steuern finanzieren, wurden hier beide Einnahmequellen zusammengefasst und dann auf das jeweilige Bruttoinlandsprodukt (BIP) bezogen. Die sich hieraus ergebende Abgabenquote war im Jahr 2017 in Frankreich mit 48,4 Prozent am höchsten. Es folgten Belgien (47,3 Prozent des BIP), Dänemark (46,5 Prozent), Schweden (44,9 Prozent), Finnland (43,4 Prozent) sowie Italien und Österreich (42,4 Prozent). Auch in Griechenland, Deutschland und Luxemburg lag die entsprechende Abgabenquote bei mehr als 40 Prozent. Bezogen auf die 32 hier betrachteten Staaten war die Abgabenquote im Jahr 2017 in Irland (23,5 Prozent), Rumänien (25,8 Prozent), der Schweiz (28,5 Prozent), Bulgarien (29,5 Prozent) und Litauen (29,8 Prozent) am niedrigsten.
Die Abgabenquote in Deutschland lag 2017 bei 40,5 Prozent des BIP und damit leicht höher als im Durchschnitt der Jahre 1995 bis 2017 (39,7 Prozent). Im Jahr 2010 lag die Quote noch bei 38,2 Prozent. Seitdem ist sie nahezu jedes Jahr gestiegen. Laut Bundesministerium der Finanzen (BMF) finanzieren "hohe Abgabenquoten meist gut ausgebaute Sozialversicherungssysteme […], für die ansonsten private Mittel aufgewandt werden müssten". Anders formuliert sind niedrige Steuern und Sozialabgaben nicht zwangsläufig mit geringen Aufwendungen für die soziale Sicherung gleichzusetzen: Eine niedrige Abgabenquote besagt zunächst nur, dass die Ausgaben in geringerem Maße über die öffentlichen Haushalte organisiert werden.
Weiter ist zu beachten, dass sich die Abgabenbelastung verschiedener Haushaltstypen erheblich unterscheiden kann. Nach Angaben des BMF lag in Deutschland der Anteil der Einkommen-/Lohnsteuer und Sozialabgaben am Bruttoarbeitslohn 2018 bei alleinstehenden Arbeitnehmern (Durchschnittseinkommen) ohne Kind bei 39,7 Prozent. Bei einem verheirateten Paar mit zwei Kindern (Arbeitnehmer/1,33 Durchschnittseinkommen) sinkt die Abgabenlast auf 27,2 Prozent des Bruttoarbeitslohns. In allen 23 vom BMF betrachteten europäischen Staaten ist bei der genannten Konstellation die Abgabenlast der Familien geringer als die der Alleinstehenden – in Deutschland liegt die relative Entlastung bei minus 31,5 Prozent. In 17 der betrachteten Staaten werden die Familien bei der genannten Konstellation relativ stärker entlastet als in Deutschland.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Steuern und Abgaben sind Zwangsabgaben an den Staat oder die Institutionen der Europäischen Union. Die Daten umfassen sämtliche in der EU eingenommenen Steuern, Abgaben und Sozialbeiträge.
Die Steuerquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) entspricht der Summe der Steuern, Abgaben und Nettosozialbeiträge (einschließlich unterstellter Beiträge), die an den Staat und die Institutionen der Europäischen Union zu zahlen sind, einschließlich freiwilliger Beiträge und abzüglich von Beträgen, deren Einziehung unwahrscheinlich ist. Die Steuerquote wird als Prozentsatz des BIP ausgedrückt. Sie ist ein Maß für die Belastung durch Steuern und Abgaben und deckt die große Bandbreite der Sozialversicherungssysteme in der EU ab.
Steuern und Sozialbeiträge
Zwangsabgaben an den Staat und soziale Sicherungssysteme, in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), ausgewählte europäische Staaten, 1995 bis 2017
1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2017 | |
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Anteil am BIP, in Prozent | ||||||
Europäische Union (28 Länder) | – | – | 38,7 | 38,4 | 39,6 | 40,1 |
Euroraum (19 Länder) | 40,2 | 40,9 | 39,5 | 39,2 | 41,2 | 41,4 |
Frankreich | 43,9 | 45,0 | 44,6 | 44,2 | 47,7 | 48,4 |
Belgien | 45,0 | 46,1 | 45,6 | 45,5 | 47,5 | 47,3 |
Dänemark | 48,2 | 48,6 | 49,4 | 46,3 | 47,3 | 46,5 |
Schweden | 46,6 | 49,4 | 47,1 | 43,7 | 43,6 | 44,9 |
Finnland | 45,1 | 46,0 | 42,3 | 40,9 | 44,0 | 43,4 |
Italien | 40,4 | 40,2 | 39,2 | 41,7 | 43,3 | 42,4 |
Österreich | 42,9 | 43,8 | 42,2 | 41,9 | 43,9 | 42,4 |
Griechenland | 29,7 | 34,9 | 33,5 | 34,2 | 39,8 | 41,8 |
Deutschland | 40,4 | 41,5 | 38,5 | 38,2 | 39,8 | 40,5 |
Luxemburg | 37,4 | 38,6 | 39,3 | 38,9 | 38,8 | 40,3 |
Niederlande | 38,4 | 37,7 | 35,8 | 36,1 | 37,5 | 39,2 |
Norwegen | 41,1 | 41,9 | 42,6 | 41,9 | 38,4 | 38,9 |
Ungarn | 40,3 | 39,1 | 36,6 | 37,3 | 38,9 | 38,4 |
Kroatien | – | – | 36,3 | 35,9 | 37,3 | 37,8 |
Island | – | 36,0 | 39,4 | 32,4 | 35,4 | 37,5 |
Serbien | – | – | 38,7 | 38,4 | 37,3 | – |
Portugal | 31,5 | 33,6 | 34,2 | 33,7 | 37,0 | 36,9 |
Slowenien | 38,6 | 36,8 | 38,2 | 37,4 | 36,9 | 36,8 |
Tschechien | 34,6 | 32,6 | 34,3 | 32,7 | 34,1 | 35,4 |
Vereinigtes Königreich | 31,1 | 34,5 | 34,8 | 34,9 | 34,4 | 35,4 |
Polen | 37,6 | 33,9 | 33,9 | 32,4 | 33,3 | 35,1 |
Spanien | 32,2 | 34,1 | 35,9 | 32,1 | 34,5 | 34,5 |
Zypern | 24,9 | 27,3 | 31,4 | 31,9 | 33,3 | 34,0 |
Malta | 27,6 | 28,3 | 33,0 | 33,2 | 32,1 | 33,4 |
Slowakei | 39,6 | 33,9 | 31,4 | 28,2 | 32,2 | 33,2 |
Estland | 36,1 | 31,2 | 30,1 | 33,5 | 33,5 | 33,0 |
Lettland | 30,5 | 29,5 | 28,1 | 28,7 | 30,4 | 31,4 |
Litauen | 27,7 | 30,8 | 29,5 | 28,7 | 29,2 | 29,8 |
Bulgarien | 21,6 | 30,9 | 30,5 | 26,0 | 29,1 | 29,5 |
Schweiz | 25,7 | 27,7 | 26,7 | 26,7 | 27,6 | 28,5 |
Rumänien | 27,6 | 30,4 | 28,3 | 27,1 | 28,0 | 25,8 |
Irland | 33,7 | 32,0 | 31,4 | 28,4 | 23,8 | 23,5 |
Quelle: Eurostat: Online-Datenbank: Hauptsteueraggregate der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (Stand: 07/2019)