Während die Erzeugung von Energie in der Europäischen Union seit Jahren rückläufig ist, haben sich die Energieimporte insgesamt erhöht. Inzwischen deckt die EU mehr als die Hälfte ihres Energiebedarfs durch Energielieferungen aus Nicht-EU-Staaten ab (2016: 53,6 Prozent). Von den gesamten Energieimporten der EU-28 entfielen 63,5 Prozent auf Rohöl und Mineralölerzeugnisse, 24,1 Prozent auf Gas und 9,1 Prozent auf feste Brennstoffe (insbesondere Kohle). Der mit Abstand wichtigste Zulieferer von Rohöl und Mineralölerzeugnissen ist Russland (2016: 34,6 Prozent). An zweiter Stelle steht Norwegen (2016: 10,8 Prozent). Bei den Gasimporten ist die Abhängigkeit noch ausgeprägter: Fast zwei Drittel der gesamten Importe der EU-28 stammten 2016 aus nur zwei Staaten: Russland und Norwegen (39,9 bzw. 24,8 Prozent). Und auch bei den festen Brennstoffen ist Russland der wichtigste Zulieferer (2016: 30,2 Prozent).
Fakten
Seit Jahren ist die Erzeugung von Energie in der Europäischen Union (EU) rückläufig. Im Jahr 1996 lag die Primärenergieerzeugung der EU noch bei 988 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (t ROE), 2016 waren es nur noch 755 Millionen Tonnen – das entspricht einem Rückgang von fast einem Viertel (minus 23,6 Prozent). Gleichzeitig haben sich die Energieimporte insgesamt erhöht. Inzwischen deckt die EU mehr als die Hälfte ihres Energiebedarfs durch Energielieferungen aus Nicht-EU-Staaten ab. Die Energieabhängigkeitsquote – also der Anteil der Nettoenergieeinfuhren am Bruttoinlandsverbrauch an Energie – liegt seit 2004 bei mehr als 50 Prozent (2016: 53,6 Prozent).
Im Jahr 2016 importierte die EU 1.483 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (Öläquivalent) aus Drittstaaten. Von den Gesamtimporten entfielen 63,5 Prozent auf Rohöl und Mineralölerzeugnisse, 24,1 Prozent auf Gas und 9,1 Prozent auf feste Brennstoffe (darunter insbesondere Kohle). Rohöl und Mineralölerzeugnisse haben nicht nur den höchsten Anteil am Energieverbrauch der EU-28, auch die Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten ist größer als bei anderen Energieträgern – 2016 lag die Energieabhängigkeitsquote bei 86,7 Prozent. Beim Gas betrug sie im selben Jahr 70,4 Prozent und bei festen Brennstoffen lag die Quote bei 40,2 Prozent.
Der EU-Import von Rohöl und Mineralölerzeugnissen lag im Jahr 2016 bei 941,6 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (Öläquivalent). Der mit Abstand wichtigste Zulieferer war dabei Russland – gut ein Drittel der Extra-EU-Importe stammte von dort (34,6 Prozent). An zweiter und dritter Stelle standen Norwegen und Saudi-Arabien mit 10,8 bzw. 7,5 Prozent, gefolgt vom Irak und Kasachstan (6,2 bzw. 5,3 Prozent). Die 5 wichtigsten Zulieferer deckten 2016 knapp zwei Drittel des gesamten EU-28-Imports ab (64,3 Prozent). Werden noch die Importe von Rohöl und Mineralölerzeugnissen aus den USA, Nigeria, Aserbaidschan und Algerien hinzugerechnet, steigt der Anteil auf 79,9 Prozent. In den 10 Jahren von 2007 bis 2016 lag der Anteil Russlands an den Importen von Rohöl und Mineralölerzeugnissen der EU durchgehend bei rund einem Drittel. Ebenso war Norwegen durchgehend der zweitwichtigste Lieferant für die EU.
Fast zwei Drittel gesamten Gasimporte der EU-28 in Höhe von 357,1 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (Öläquivalent) stammten 2016 aus nur zwei Staaten: Russland und Norwegen (39,9 bzw. 24,8 Prozent). Darauf folgten Algerien (12,4 Prozent), Katar (5,6 Prozent) und Nigeria (2,0 Prozent). Die Top-5-Gas-Lieferanten hatten also einen Anteil von 84,7 Prozent an den gesamten Extra-EU-Gasimporten.
Wie beim Rohöl und beim Gas ist Russland auch bei den festen Brennstoffen (insbesondere Kohle) der wichtigste Zulieferer. Von den Extra-EU-Importen im Jahr 2016 – insgesamt 134,9 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (Öläquivalent) – stammten 30,2 Prozent aus Russland. Knapp ein Viertel wurde aus Kolumbien importiert (23,4 Prozent). Auf Platz drei und vier standen Australien und die USA mit Anteilen von 14,6 bzw. 14,1 Prozent an. Zusammen mit Südafrika (5,1 Prozent) entfielen auf die Top 5 der Zulieferer im Bereich feste Brennstoffe 87,4 Prozent der EU-Importe des Jahres 2016.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
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Als Primärenergieerzeugung wird jede Gewinnung von Energie in nutzbarer Form aus natürlichen Quellen bezeichnet, also die Ausbeutung natürlicher Quellen wie Kohleminen, Rohölfelder und Wasserkraftanlagen bzw. die Erzeugung von Biokraftstoffen. Die Umwandlung der Energie von einer Form in eine andere, z. B. die Strom- bzw. Wärmeerzeugung in Wärmekraftwerken (durch Verbrennung von primären Energiequellen) oder die Koksproduktion in Koksöfen, ist keine Primärerzeugung.
Die Energieabhängigkeitsquote gibt den Anteil der Energie an, den eine Volkswirtschaft einführen muss. Die Energieabhängigkeitsquote entspricht den Nettoenergieeinfuhren (Gesamteinfuhren minus Gesamtausfuhren) dividiert durch den Bruttoinlandsenergieverbrauch zuzüglich der Energie für den grenzüberschreitenden Seeverkehr (Bunker), ausgedrückt in Prozent. Eine negative Abhängigkeitsquote bedeutet, dass das Land Nettoexporteur von Energie ist; Werte von über 100 Prozent ergeben sich, wenn Energieerzeugnisse bevorratet werden.
Der Bruttoinlandsverbrauch an Energie (verkürzt: Bruttoinlandsverbrauch) ist der gesamte Energiebedarf eines Landes oder einer Region. Der Wert entspricht der Menge an Energie, die notwendig ist, um den Inlandsverbrauch der betrachteten geografischen Einheit zu decken.