Während die Energieerzeugung der EU-28 seit Jahren rückläufig ist, haben sich die Energieimporte insgesamt erhöht. Inzwischen deckt die EU mehr als die Hälfte ihres Energiebedarfs durch Energielieferungen aus Nicht-EU-Staaten ab. Die Energieabhängigkeitsquote – also der Anteil der Nettoenergieeinfuhren am Bruttoinlandsverbrauch an Energie – liegt seit 2004 bei mehr als 50 Prozent (2016: 53,6 Prozent). Am höchsten ist die Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten beim Öl (2016: 86,7 Prozent). Darauf folgten Gas (70,4 Prozent) und feste Brennstoffe (40,2 Prozent). Bezogen auf die 37 hier betrachteten Staaten war im Jahr 2016 die Energieabhängigkeitsquote in Malta (100,9 Prozent), Zypern (96,2 Prozent) und Luxemburg (96,1 Prozent) mit Abstand am höchsten. In Estland (6,8 Prozent) und Dänemark (13,9 Prozent) war sie mit Abstand am niedrigsten (Deutschland: 63,5 Prozent).
Fakten
Die Primärenergieerzeugung der Europäischen Union (EU) lag im Jahr 2016 bei insgesamt 755 Millionen Tonnen Rohöleinheiten (t ROE). Im Jahr 1996 lag sie noch bei 988 Millionen Tonnen – das entspricht einem Rückgang von fast einem Viertel (minus 23,6 Prozent). Laut Eurostat ist dieser rückläufige Trend zum Teil auf die Verknappung der Rohstoffvorkommen zurückzuführen bzw. darauf, dass die Gewinnung der noch vorhandenen Ressourcen aus der Sicht der Erzeuger unwirtschaftlich ist.
Während die Primärenergieerzeugung der EU-28 seit Jahren rückläufig ist, haben sich die Energieimporte insgesamt erhöht. Inzwischen deckt die EU mehr als die Hälfte ihres Energiebedarfs durch Energielieferungen aus Nicht-EU-Staaten ab. Die Energieabhängigkeitsquote – also der Anteil der Nettoenergieeinfuhren am Bruttoinlandsverbrauch an Energie – stieg in den zehn Jahren zwischen 1994 und 2003 von 42,8 auf 48,8 Prozent. Seit 2004 liegt die Energieabhängigkeitsquote bei mehr als 50 Prozent. 2016 beruhten 53,6 Prozent des Bruttoinlandsverbrauchs der EU-28 auf Nettoenergieeinfuhren.
Mehr als 70 Prozent des Energieverbrauchs der EU entfallen auf Öl, Gas und Kohle. Die Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten fällt jedoch je nach Energieträger unterschiedlich hoch aus. Beim Öl (Rohöl und Mineralölerzeugnisse) reduzierte sich die Energieabhängigkeitsquote der EU-28 zwischen 1990 und 1999 von 80,1 auf 73,0 Prozent. Seitdem ist sie stetig gestiegen und lag im Jahr 2016 bei 86,7 Prozent (2015: 88,8 Prozent). Beim Gas liegt der Anteil der Nettoenergieeinfuhren am Bruttoinlandsverbrauch durchgehend niedriger als beim Öl – allerdings nahm die Abhängigkeit deutlich stärker zu. Zwischen 1993 und 2016 erhöhte sich die Energieabhängigkeitsquote von 40,6 auf 70,4 Prozent. Niedriger – aber ebenfalls hoch – ist die Energieabhängigkeitsquote bei festen Brennstoffen (darunter insbesondere Kohle): Zwischen 1990 und 2016 weitete sich die Quote von 17,8 auf 40,2 Prozent aus (2014: 45,8 Prozent).
Bezogen auf die Energieabhängigkeit stellt Eurostat Daten für alle 28 EU-Mitgliedstaaten sowie für neun weitere europäische Staaten bereit (siehe Tabelle unten). Im Jahr 2016 war die Energieabhängigkeitsquote in Malta (100,9 Prozent), Zypern (96,2 Prozent) und Luxemburg (96,1 Prozent) mit Abstand am höchsten. Aber auch in Italien, Litauen, Belgien, der Türkei, Griechenland sowie Portugal deckten die Nettoenergieeinfuhren rund drei Viertel des Bruttoinlandsverbrauchs. In Deutschland lag die Energieabhängigkeitsquote im Jahr 2016 bei 63,5 Prozent (1990: 46,5 Prozent).
Auf der anderen Seite war die Abhängigkeit von Energieimporten in Estland (6,8 Prozent) und Dänemark (13,9 Prozent) mit Abstand am niedrigsten. Darauf folgten Island (19,0 Prozent), Albanien (21,1 Prozent), Rumänien (22,3 Prozent) sowie Kosovo (23,6 Prozent). Schließlich war im Jahr 2016 unter den hier betrachteten Staaten Norwegen der einzige Nettoenergieexporteur. Die Nettoenergieausfuhren entsprachen gut 644 Prozent des eigenen Bruttoinlandsverbrauchs. Im Zeitraum 1999 bis 2012 war auch Dänemark unabhängig von Energieimporten, aber seitdem sind die EU und alle ihre Mitgliedstaaten Nettoeinführer von Energie.
Allerdings hat sich die Abhängigkeit von Energieeinfuhren zwischen 2006 und 2016 nicht in allen EU-Staaten gleichermaßen entwickelt. Laut Eurostat nahmen die Nettoenergieeinfuhren bezogen auf den jeweiligen Bruttoinlandsverbrauch am stärksten in Dänemark, Litauen, dem Vereinigten Königreich und Polen zu. Diese Entwicklung geht insgesamt mit einem Rückgang der Primärenergieerzeugung (im Zusammenhang mit knapper werdenden Rohstoffen) einher. Hingegen hat sich die Energieabhängigkeitsquote in Estland massiv von 29,2 Prozent im Jahr 2006 auf 6,8 Prozent 2016 reduziert. Auch in Irland, Lettland, Portugal und Österreich sanken die Quoten in dieser Zeit um mehr als zehn Prozentpunkte, was laut Eurostat auf Energieeffizienzgewinne und/oder einen Wechsel im Energiemix zur Förderung der Primärerzeugung aus erneuerbaren Quellen zurückzuführen ist.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
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Als Primärenergieerzeugung wird jede Gewinnung von Energie in nutzbarer Form aus natürlichen Quellen bezeichnet, also die Ausbeutung natürlicher Quellen wie Kohleminen, Rohölfelder und Wasserkraftanlagen bzw. die Erzeugung von Biokraftstoffen. Die Umwandlung der Energie von einer Form in eine andere, z. B. die Strom- bzw. Wärmeerzeugung in Wärmekraftwerken (durch Verbrennung von primären Energiequellen) oder die Koksproduktion in Koksöfen, ist keine Primärerzeugung.
Die Energieabhängigkeitsquote gibt den Anteil der Energie an, den eine Volkswirtschaft einführen muss. Die Energieabhängigkeitsquote entspricht den Nettoenergieeinfuhren dividiert durch den Bruttoinlandsenergieverbrauch zuzüglich der Energie für den grenzüberschreitenden Seeverkehr (Bunker), ausgedrückt in Prozent. Eine negative Abhängigkeitsquote bedeutet, dass das Land Nettoexporteur von Energie ist; Werte von über 100 Prozent ergeben sich, wenn Energieerzeugnisse bevorratet werden.
Der Bruttoinlandsverbrauch an Energie (verkürzt: Bruttoinlandsverbrauch) ist der gesamte Energiebedarf eines Landes oder einer Region. Der Wert entspricht der Menge an Energie, die notwendig ist, um den Inlandsverbrauch der betrachteten geografischen Einheit zu decken.