Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hatte enorme Auswirkungen auf den europäischen Arbeitsmarkt. Zwischen 2008 und 2009 erhöhte sich die Arbeitslosenquote in allen 28 EU-Mitgliedstaaten sowie in weiteren Staaten Europas. Im Zweijahresvergleich 2008/2010 nahm die Arbeitslosenquote in 26 von 28 EU-Staaten zu (nur in Deutschland und Luxemburg reduzierte sie sich). Dabei hat sich die Arbeitslosenquote zwischen 2008 und 2010 in Litauen und Estland verdreifacht. In Island und Lettland war die Quote 2010 zweieinhalbmal so hoch wie 2008, in Dänemark und Irland hat sie sich mehr als verdoppelt. Entsprechend dieser Entwicklung lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2010 in vier EU-Staaten bei mehr als 15 Prozent, in sieben weiteren bei mehr als 10 Prozent. Im Jahr 2010 waren EU-weit 23 Millionen Personen arbeitslos und damit rund 6 Millionen mehr als im Jahr 2008.
Fakten
Zwischen 2004 und 2008 reduzierte sich die Arbeitslosenquote der Europäischen Union (EU) viermal in Folge. Durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise wurde diese Entwicklung jedoch schlagartig beendet: Zwischen 2008 und 2009 erhöhte sich die Arbeitslosenquote in allen 28 EU-Mitgliedstaaten. Dasselbe gilt auch für die Staaten Island, Norwegen und die Türkei, für die Eurostat ebenfalls Daten zur Verfügung stellt (siehe Tabelle unten). Auch von 2009 auf 2010 verlief die Entwicklung ähnlich: In 26 der 31 hier betrachteten Staaten stieg die Arbeitslosenquote – lediglich in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Türkei war sie rückläufig, in Malta stagnierte sie.
Zwischen 2008 und 2010 stieg die Arbeitslosenquote in Litauen von 5,8 auf 17,8 Prozent – also um 12,0 Prozentpunkte. An zweiter und dritter Stelle standen die beiden anderen baltischen Staaten Lettland und Estland (plus 11,8 bzw. 11,2 Prozentpunkte), gefolgt von Spanien und Irland (plus 8,6 bzw. 7,8 Prozentpunkte). Im Zweijahresvergleich 2008/2010 nahm die Arbeitslosenquote insgesamt in 29 von 31 europäischen Staaten zu. Nur in Deutschland und in Luxemburg reduzierte sich die Arbeitslosenquote von 7,4 auf 7,0 bzw. von 4,9 auf 4,6 Prozent.
Bezogen auf die relative Veränderung hat sich die Arbeitslosenquote zwischen 2008 und 2010 in Litauen und Estland verdreifacht. In Island und Lettland war die Quote 2010 zweieinhalbmal so hoch wie 2008, in Dänemark und Irland hat sie sich mehr als verdoppelt. Darauf folgten Bulgarien Spanien und Zypern mit einer Steigerung der Arbeitslosenquoten zwischen 70 und 85 Prozent. Entsprechend dieser Entwicklung lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2010 in Spanien bei 19,9 Prozent. Darauf folgten Lettland (19,5 Prozent), Litauen (17,8 Prozent), Estland (16,7 Prozent), Irland (14,6 Prozent) und die Slowakei (14,5 Prozent). Bei mehr als 10,0 Prozent lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2010 auch in Griechenland, Portugal, Kroatien, Ungarn, der Türkei und Bulgarien. Insgesamt waren im Jahr 2010 EU-weit 23,0 Millionen Personen arbeitslos und damit rund 6,2 Millionen mehr als im Jahr 2008 – das entspricht einer Steigerung um 37,2 Prozent in nur zwei Jahren.
Die Staatsschuldenkrise in Europa – die auf die globale Finanz- und Wirtschaftskrise folgte – trug dazu bei, dass die Arbeitslosenquote der EU zwischen 2010 und 2013 von 9,0 auf 10,9 Prozent zunahm. Seitdem ist die Quote allerdings vier Jahre in Folge gesunken (2017: 7,6 Prozent). Dabei hat sich die Arbeitslosenquote von 2016 auf 2017 sogar in allen EU-Staaten reduziert. Insgesamt waren im Jahr 2017 in der EU 18,8 Millionen Personen arbeitslos. Das waren zwar deutlich weniger als 2013 (26,3 Mio.), aber immer noch mehr als 2008 (16,8 Mio.). Zwischen 2008 und 2013 stieg die Zahl der Arbeitslosen um 57,0 Prozent. Zwischen 2013 und 2017 sank sie um 28,7 Prozent.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
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Die Arbeitslosenquote entspricht dem prozentualen Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung. Die Erwerbsbevölkerung setzt sich aus den Erwerbstätigen und den Arbeitslosen zusammen. Zu den Arbeitslosen zählen hier alle Personen von 15 bis 74 Jahren,
die während der Bezugswoche ohne Arbeit waren,
die innerhalb der letzten vier Wochen aktiv eine Beschäftigung gesucht haben und
die sofort bzw. innerhalb von zwei Wochen eine Beschäftigung aufnehmen könnten.
Erwerbstätige sind alle Personen im Alter von mindestens 15 Jahren, die in der Bezugswoche (der EU-Arbeitskräfteerhebung) gegen Entgelt oder zur Gewinnerzielung mindestens eine Stunde gearbeitet haben sowie alle Personen, die nur vorübergehend von ihrer Arbeit abwesend sind (zum Beispiel aufgrund von Krankheit, Urlaub, Streik, Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen).