Zur Begutachtung der gegenwärtigen Wohnungsmarktsituation sind aktuelle Zahlen zum Wohnungsbestand essenziell. Da es zu aufwendig ist, jedes Jahr eine Vollerhebung des Wohnungsbestands vorzunehmen, werden die Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung 2011 auf Basis der Bautätigkeitsstatistiken jährlich fortgeschrieben. Damit sind zentrale Aussagen zur Entwicklung des Wohngebäude- und Wohnungsbestands möglich. Die nächste Gebäude- und Wohnungszählung findet 2022 statt.
Info 2Wohn- und Nichtwohngebäude sowie Wohnheime
Ein Gebäude wird als Wohngebäude bezeichnet, wenn mindestens 50 % der Fläche zu Wohnzwecken verwendet werden. Die Gesamtheit aller Wohnungen besteht aus Wohnungen in Wohngebäuden, Wohnungen in Nichtwohngebäuden und Wohnheimen. Im Jahr 2018 befanden sich fast 97 % der bewohnten Wohnungen in Wohngebäuden (ohne Wohnheime). Das Kapitel fokussiert daher die Entwicklung in Wohngebäuden, da dies die Regelform des Wohnens darstellt. Lediglich der Interner Link: Abschnitt 7.1.3 "Preise und Wohnkosten" bezieht auch Haushalte ein, die in Gebäuden leben, in denen weniger als 50 % der Gesamtnutzfläche fürs Wohnen verwendet werden.
Wohnheime bezieht das Kapitel nicht ein, da diese sich in der Regel grundlegend von anderen Wohngebäuden unterscheiden. Die Zahl der Wohnungen in Wohnheimen ist in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, sie machen zurzeit dennoch lediglich 1 % des gesamten Wohnungsbestands aus.
Baufertigstellungen
Die Bevölkerung Deutschlands ist zwischen 2012 und 2018 um rund 2,5 Millionen Menschen angewachsen (+ 3,1 %). Mehr Menschen benötigen entsprechend mehr Wohnungen und Wohnraum. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist also hoch. Auf ihrem Wohngipfel im September 2018 hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, in den nächsten Jahren 1,5 Millionen Wohnungen zu bauen. Die Baufertigstellungen stiegen dauerhaft an seit ihrem Tiefpunkt infolge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 mit gerade einmal 159.000 fertiggestellten Wohnungen 2009. Im Jahr 2018 lag die Zahl der Baufertigstellungen mit gut 287.000 fast wieder auf dem Niveau von 2002 (290.000 Wohnungen).
Bestand an Wohngebäuden
Zum Jahresende 2018 gab es in Deutschland etwas mehr als 19 Millionen Wohngebäude; dies entspricht einem Anstieg von fast 730.000 verglichen mit der Gebäude- und Wohnungszählung vom 9. Mai 2011. Die prozentual größten Zuwächse sind bei den Wohngebäuden mit einer Wohnung zu beobachten, bei denen es sich im Regelfall um Einfamilienhäuser handelt. Deren Bestand stieg – unabhängig von der betrachteten Region – prozentual stärker an als der Bestand an Wohngebäuden mit mehreren Wohnungen. Deutliche regionale Unterschiede sind bei der Entwicklung von Wohngebäuden mit drei und mehr Wohnungen zu beobachten. In den westdeutschen Flächenländern gab es bei dieser Gebäudeform von 2011 bis 2018 einen deutlichen Zuwachs, wohingegen sich der Bestand in den ostdeutschen Flächenländern nur geringfügig veränderte.
Deutschland ist damit weiterhin ein Land der Ein- und Zweifamilienhäuser. Ende 2018 hatten 83 % der Wohngebäude nur eine oder zwei Wohnungen, wobei es zwischen den ostdeutschen Flächenländern (82 %) und den westdeutschen Flächenländern (84 %) nur geringe Unterschiede gab. Selbst in den Stadtstaaten waren es mit 65 % etwa zwei Drittel aller Wohngebäude.
Bestand an Wohnungen
Entscheidend für die Wohnsituation von Haushalten ist die Gesamtzahl der Wohnungen. Verglichen mit 2011 stieg die Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden um fast 1,5 Millionen auf insgesamt 40,3 Millionen zum Jahresende 2018. Den größten Zuwachs verbuchten die westdeutschen Flächenländer. Hier gab es nach Abzug des Wohnungsabgangs, beispielsweise Abbruch oder andere Nutzung, im Jahr 2018 über 1,2 Millionen Wohnungen mehr als 2011. In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen stieg der Bestand um 130.000 Wohnungen. In beiden Fällen entspricht dies einem Anstieg von 4,2 %. In den Flächenländern im Osten gab es im Jahr 2018 ebenfalls gut 130.000 Wohnungen mehr als 2011, was jedoch nur einem Anstieg von 2,0 % entspricht.
Obwohl 2018 bundesweit nur 17 % aller Wohngebäude drei und mehr Wohnungen haben, befinden sich 53 % des Wohnungsbestands (fast 21,4 Millionen Wohnungen) in diesen Gebäuden. Das liegt insbesondere an den hohen Anteilen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in den ostdeutschen Flächenländern (58 %) und den Stadtstaaten (84 %).