In Anlehnung an die zuvor beschriebenen Mutterleitbilder wird im Folgenden das Image von vollzeiterwerbstätigen Müttern genauer in den Blick genommen, die vor allem für Westdeutschland ein eher neueres Phänomen repräsentieren. Die Mutterrolle stellt jede erwerbstätige Frau vor die Herausforderung, das Familien- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen. Vergleicht man die persönliche Meinung mit der in der Gesellschaft wahrgenommenen Meinung zu erwerbstätigen Müttern mit kleinen Kindern, dann zeigt sich eine noch weitverbreitete Stigmatisierung ("Rabenmutter") in der Gesellschaft: Über die Hälfte aller Befragten beobachtete 2016 in der Öffentlichkeit eine moralische Verurteilung von vollzeiterwerbstätigen Müttern zweijähriger Kinder.
Akzeptanz von vollzeiterwerbstätigen Müttern
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Demgegenüber stand gerade einmal ein Sechstel aller Befragten, die diese Stigmatisierung auch persönlich teilen. Hier wird eine deutliche Kluft zwischen der eigenen Meinung und dem wahrgenommenen Stimmungsbild in Deutschland sichtbar. Es ist davon auszugehen, dass die gesellschaftlich wahrgenommene Stigmatisierung auch das Verhalten oder die Zufriedenheit von Eltern beeinflusst. Eine ganztägig berufstätige Mutter eines kleinen Kindes könnte sich in ihrer Wahlfreiheit eingeengt fühlen, weil sie mit ihrem eigenen Lebensentwurf im Alltag aneckt oder sogar von anderen dafür verurteilt wird. Dies alles könnte zu einem schlechten Gewissen führen oder auch eine Entscheidung zur Arbeitszeitreduktion begünstigen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Mutterrolle immer noch von einer Überhöhung und von einer starken Kindzentrierung geprägt ist, die von Müttern, weniger von Vätern, ein großes Maß an Aufopferung und Verantwortung fordern. Junge Frauen sind daher häufig innerlich "zerrissen" zwischen dem Anspruch, eine "gute" Mutter und gleichzeitig unabhängig von ihrem Partner zu sein. Die Erfüllung im Beruf und die damit verbundene Autonomie konkurriert mit den Anforderungen an die Mutterrolle.
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